Zwar waren die drei Herren jenseits der 60 in ihren Bands nicht zu deren jeweiligen Hoch-Zeiten in den 60er und 70er-Jahren mit am Start, sind aber später dazu gekommen und bewahren seither mit ihren Stimmen und ihrer Musikalität das Erbe. Mit den "Frontm3n" tragen sie dieses seit einigen Jahren weiter und kommen bei ihren Konzerten zu so unterschiedlichen Orten wie am 15. Dezember in die Würzburger Posthalle oder am 7. Februar in die Nürnberger Jugendkirche LUX. Nicht das erste Mal, dass die Drei in einem solchen sakralen Raum aufgetreten sind. Vielleicht hat sie auch ihr Mentor "Sir Cliff", mit dem sie in den 90ern gespielt haben, etwas beeinflusst in der Wahl der Auftrittsorte. Wie Mick Wilson und Peter Lincoln im Gespräch mit dem Sonntagsblatt erklären, habe dieser seine religiösen Überzeugungen zwar nie offensiv vor sich her getragen, seiner Band aber einige grundlegenden Werte vermittelt.

"Sir Cliff Richard" und der Glaube

Dazu gehöre auch, einen demokratischen Umgang miteinander zu pflegen. "Wir mussten uns in ein Team einfügen, das einen klaren Leader und auch andere Mitspieler hatte, die denselben musikalischen Anspruch an sich hatten. Das hat geerdet, und große Egos konnte sich keiner leisten", meint Nichols. Diese Einstellung pflege man bis heute. Was die beiden von Cliff Richard in Bezug auf dessen Glauben auf jeden Fall mitgenommen haben, sei die Überzeugung, dass die christliche Religion jeden annehme, egal, wie er sei und welcher Religion er angehöre oder überhaupt glaube. Wenn jemand mit Richard über den christlichen Glauben habe sprechen wollen, sei er darauf eingegangen, haben diesen aber nicht offensiv vor sich her getragen.

Mit Cliff Richard gemein haben Wilson, Howarth und Nichols auf jeden Fall den berüchtigten britischen Humor, der wie ein Kitt zwischen den drei "verrückten britischen Jungs" wirke, wie Mick Wilson das Trio nennt. Jede Menge Gags, aber auch so manche Anekdoten aus vielen Jahrzehnten im Rock´n´Roll-Business gibt´s auch live zu hören. Dazwischen Songs wie "Ballroom Blitz", "I´m not in love" oder "The air that I breathe", wie man sie von den Bands der Drei kennt.

Den "Brexit" mit Humor nehmen

Das Lachen vergeht den "Frontm3n" nicht einmal wirklich, wenn sie an den Brexit denken, der möglicherweise auch Bands von der britischen Insel Schwierigkeiten bereitet, wenn sie in Europa oder Übersee spielen wollen. "Niemand weiß genau, ob er geschehen wird und wie dann die Lage für uns ist. Wir haben jetzt rund 40 Jahre überall in Europa gespielt und uns enge Beziehungen aufgebaut", wird Nichols nachdenklich. Und dann denken die beiden auch an die Begegnungen, die sie auch heute noch in Deutschland mit Konzertbesuchern machen, die immer noch bewegt sind von der Teilung des Landes, die mittlerweile zwar rund 30 Jahre her ist, aber nach wie vor ihre Spuren hinterlassen hat. "Wenn wir mit ›Frontm3en‹ auf Tournee sind, spielen wir oft an einem Tag im Westen, am anderen im Osten. Dort hat man oft das Gefühl, die Menschen trauen sich immer noch nicht so richtig, glücklich bei der Musik zu sein. Manchmal gibt es nach dem Konzert auch sehr bewegende Gespräche, in denen Leute erzählen, dass sie unsere Musik mit Liedern von Sweet, 10CC oder den Hollies früher nicht hören durften."