Eigentlich wollte sie nur ihre freie Zeit mit etwas Spannendem ausfüllen. Also fing Henriette M. während des Lockdowns an, sich auf einer Dating-Plattform im Internet umzusehen.

Just als die Würzburger Studentin davon genug hatte, wurde sie noch einmal von einem Mann angeschrieben: "Und zwar auf eine bemerkenswert andere, lustige Weise."

Bei beiden funkte es virtuell. Täglich wurden Mails gewechselt.

Am 8. Mai entschieden die beiden: Wir wollen uns trotz Lockdown treffen. Die Cafés waren noch zu: "Also gingen wir spazieren."

Kennenlernen mit Sicherheitsabstand?

Henriette M. machte sich wegen des Coronavirus vor dem ersten Treffen viele Gedanken.

"Ich wollte meine Eltern nicht gefährden", sagt die 23-Jährige.

Doch die Eltern spürten, wie glücklich ihre Tochter war, und wollten dem jungen Glück nicht im Wege stehen. Um sich selbst zu schützen, verzichteten sie deshalb erst einmal auf weitere Treffen mit ihrer Tochter.

Henriette M. und ihr neuer Partner versuchten beim ersten Date zunächst noch, Abstand zu halten: "Doch bald umarmten wir uns, die gegenseitige Anziehung war einfach zu stark."

Corona-bedingtes Alternativprogramm 

Auch Henriettes Partner wohnt in Würzburg. Deshalb sahen sich die beiden seit ihrem ersten Treffen im Mai wöchentlich.

"Dass wir das, was frisch verliebte Pärchen sonst unternehmen, nicht tun konnten, war schon ziemlich komisch", schildert Henriette M.

Gern wäre sie mit ihrem neuen Freund essen gegangen. Gern hätten die beiden mal eine Therme besucht. Stattdessen ging das junge Paar sehr viel spazieren.

"Einmal liefen wir 21 Kilometer, danach hatten wir beide Blasen an den Füßen", erinnert sich die angehende Pädagogin und lacht.

Online-Angebote gegen Einsamkeit

Henriette M. war das Internet während der Corona-Zeit willkommen. Online-Angebote sieht sie als gutes Mittel gegen Einsamkeit und als Möglichkeit an, in kontaktarmen Zeiten Menschen kennenzulernen und vielleicht sogar eine neue Liebesbeziehung aufzubauen.

Einsamen Kommilitonen hat sie dazu geraten, eine Dating- oder Freundschafts-App zu nutzen.

"Doch nicht alle haben darauf Lust." Viele erwarteten nichts Positives von dieser Art der Kontaktanbahnung: "Ich habe auf diese Weise schon zum zweiten Mal einen tollen Mann kennengelernt."

Partnerbörsen - die Zukunft des Datings?

Menschen lernen einander kennen, wenn sie gemeinsam in einem Chor singen, zusammen Sport treiben, im selben Betrieb arbeiten, dasselbe Fach studieren oder denselben Bekanntenkreis haben.

"Ich habe meine erste Freundin auf einer kleinen Silvesterparty kennengelernt", erzählt Hugo D. (Name geändert) aus München.

Das sei jedoch das bisher einzige Mal gewesen, dass ihm eine Partnerin in der "realen Welt" über den Weg lief.

Drei Beziehungen hatte der 50-jährige bislang. Aktuell ist er wieder solo und sucht über eine Partnerbörse eine Frau.

Noch haben sich seine Träume nicht verwirklicht. 

Kontakte knüpfen - auch in Zeiten von Corona

Obwohl Hugo D. zahlreiche Online-Kontakte hat und auch während des Lockdowns Dates ausmachte.

"Einmal traf ich eine Frau vor einem Eiscafé mit Straßenverkauf", berichtet er. Die beiden holten sich ein Eis. Und setzten sich auf eine Parkbank. Obwohl es das erste Treffen war, habe man nicht besonders auf Abstand geachtet: "Wir saßen einen knappen Meter voneinander entfernt."

Mit einem anderen "Date" unternahm der leidenschaftliche Freizeitsportler eine Fahrradtour.

Hugo D. musste sich nicht lange zu dem Entschluss durchringen, via Internet nach einer neuen Frau zu suchen.

2004 begann er mit dem "Daten": "Ich war damals neu in München, kannte niemanden, und wusste nicht, was ich sonst tun sollte, um Kontakte zu knüpfen."

Kontaktbeschränkungen - eine Gefahr für das Zusammenleben?

Vor einem Monat verliebte er sich in eine Frau aus dem Netz. Das Problem: "Sie hat nie Zeit."

In vier Wochen seien nur zwei persönliche Treffen möglich gewesen. Seit sich fast alles nur noch um das Coronavirus dreht, seien Treffen im richtigen Leben schwerer geworden.

Hugo D. befürchtet, dass der pandemiebedingte Ausnahmezustand mit Social Distancing und Maskenpflicht einen immensen sozialen "Flurschaden" hinterlassen könnte: "Mir macht das Angst, wie sich unsere Gesellschaft gerade verändert."

Während D. eher pessimistisch in die Zukunft blickt, versuchen andere, das Beste aus der aktuellen Situation zu machen.

Die 59-jährige Renate entdeckte, dass Social Distancing auch Positives haben kann.

"Man hat Zeit, sich langsam kennenzulernen", berichtet sie: "Das nimmt den Druck aus der Situation."