Die bayerischen KZ-Gedenkstätten hatten im vergangenen Jahr noch einmal weniger Besucher als im ersten Jahr der Pandemie. Zwar kamen in den Sommermonaten 2021 fast wieder so viele Menschen ins ehemalige Konzentrationslager in Dachau wie vor Corona, wie eine Umfrage der Sonntagsblatt-Redaktion zum bevorstehenden Holocaust-Gedenktag am 27. Januar ergab. Fast das gesamte erste Halbjahr blieben die Gedenkstätten jedoch geschlossen. Das führte auch in Flossenbürg und im Nürnberger Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände zu weiter sinkenden Zahlen.

Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 kamen noch 90.200 Besucher in die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. 2020 sank die Zahl auf 42.200, wie ein Sprecher sagte. Und für das vergangene Jahr meldete die Stätte nur mehr 38.200 Personen. Auch beim Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg ging der Trend nach unten. Kamen dorthin 2019 noch 310.000 Besucher, waren es 2020 etwa 80.000 und 2021 rund 58.000 Menschen, wie die Pressestelle mitteilte.

Wenngleich die KZ-Gedenkstätte Dachau nach wie vor keine allgemeine Besucherzählung durchführt, bestätigte sie diese Tendenz. Vor der Pandemie besuchten sie laut Hochrechnungen etwa 900.000 Menschen im Jahr. 2020 sei diese Zahl stark zurückgegangen, und auch 2021 waren der Besucherstrom "unbeständig und immer noch beeinträchtigt durch die Pandemie", hieß es. Ab dem Sommer 2021 kamen jedoch wieder sehr viele Besucher. Auch die Buchungen durch Schulklassen und die Zahl ausländischer Einzelbesucher sei zwischen Juli und Mitte November "gefühlt auf Vor-Corona-Niveau" gewesen.

Der coronabedingte Abwärtstrend war auch bundesweit zu beobachten: Während 2019 noch rund 700.000 Besucherinnen und Besucher in die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen im brandenburgischen Oranienburg kamen, waren es 2021 nur noch rund 100.000 Menschen. In der niedersächsischen KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen halbierte sich die Gesamtbesucherzahl im Vergleich zum Vorjahr auf gut 100.000, wie der Träger mitteilte.

Aufgrund der fehlenden Präsenz-Möglichkeiten bauten alle Gedenkstätten in Bayern ihre Onlineangebote aus. So gab es in Nürnberg einen virtuellen Rundgang und verschiedene Videoführungen. In Flossenbürg wurde das Webinar "Vom Menschen zur Nummer" konzipiert, das insbesondere Schülerinnen und Schülern trotz Lockdown das Thema des Häftlingsalltags im KZ näherbringen sollte.

In Dachau versuchte man sich in verschiedensten Formaten: So gab es insgesamt 31 Facebook Live-Rundgänge in drei Sprachen, digitale Seminare unter anderem zum Thema "Fußball im KZ Dachau" und virtuelles Gedenken mit Livestreams. Erstmals fanden 2021 auch digitale Zeitzeugen-Gespräche statt. Die digitalen Angebote wurden laut Pressestelle gut angenommen und kamen gerade wegen der niederschwelligen Möglichkeiten zur Interaktion an.

Auch wenn im vergangenen Jahr Vieles fehlte - an antisemitischen Vorfällen mangelte es bei den Gedenkstätten leider nicht. So gab es in Dachau Briefe mit volksverhetzendem Inhalt, ein Graffiti mit Hakenkreuz an der Hinweistafel am ehemaligen SS-Schießplatz Hebertshausen und einen Vorfall mit zwei Touristen aus Finnland, die vor dem historischen Eingang am Jourhaus den Hitlergruß zeigten und sich dabei fotografierten.

In Flossenbürg habe es zwei auffällige Eintragungen im Gästebuch und eine problematische Mail mit antisemitistischen Formulierungen gegeben, berichtete der dortige Gedenkstättensprecher. Ob dahinter eine tiefverwurzelte antisemitische Einstellung steckte, lasse sich allerdings nicht sagen. Beim Dokumentationszentrum in Nürnberg gab es laut Pressestelle erfreulicherweise keine antisemitischen Vorfälle.