Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
In seiner Neujahrsbotschaft hat sich der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm für einen respektvollen Umgang miteinander in der Impfdiskussion ausgesprochen. Nicht geimpfte Menschen fühlten sich oft "persönlich ausgegrenzt". Gleichzeitig gebe es "wirklich gute Gründe" für die aktuellen Corona-Beschränkungen, nachdem die neue, noch aggressivere Virusvariante in den Nachbarländern die Infektionszahlen in die Höhe schnell lasse. Die Zugangsbeschränkungen dienten "einzig und allein dem Schutz von Leben und Gesundheit", sagte Bedford-Strohm.
Im Umgang mit Impfgegnern müsse unterschieden werden. So gebe es Menschen, "die in ihren Internetblasen komplett Verschwörungstheorien auf den Leim gehen" und für rationale Diskussionen nicht mehr empfänglich seien. Es gebe auch "rechtspopulistische oder rechtsradikale Ideologen", die die Ängste der Menschen "in empörender Weise" für ihre Zwecke ausnutzten und "politisch motivierte Stimmung machen gegen alles, was vom Staat kommt". Zugleich gebe es aber auch Menschen, so Bedford-Strohm, die eine "große innere Abwehr gegenüber diesem Eingriff in ihren Körper haben", oder aufgrund "persönlicher Erfahrungen oder einseitiger Information schlicht Angst vor einer Impfung haben". Mit ihnen gelte es, in ein von Respekt geprägtes Gespräch zu kommen.
Die Herausforderung für das neue Jahr besteht laut Bedford-Strohm darin, miteinander im Gespräch zu bleiben. Dabei sei es geboten, "klar Position zu beziehen", wenn es, wie beim Impfen, "um die Verantwortung für andere, vielleicht um die Verantwortung für Menschenleben" gehe.
Bedford-Strohm sagte:
"Auch in einer Kontroverse ist das Gegenüber ein Mensch, der als Mensch zunächst mal einfach Respekt, Achtung und Zuwendung verdient. Zuallererst ist der Mensch ein Mensch."
Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern
In ihrer Botschaft zum neuen Jahr hat die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern sich überzeugt gezeigt, dass Angst und Sorgen entmachtet werden können. Gebanntes Starren auf den Angstauslöser entkräfte die Macht der Angst nicht, sagte die evangelische Theologin.
"Aber die Angst kann durch heilende Nähe schmelzen",
sagte Hann von Weyhern.
In ihrer Predigt in der Lorenzkirche am Silvesterabend sprach Hann von Weyhern über das biblische Gleichnis vom Unkraut und dem Weizen. Dies lese sich für sie "wie eine Zeitansage, wo Verschwörungstheorien, wilde als Fakten getarnte Behauptungen, Aggression wuchern und sich verschlingen mit echter Angst und echten Fragen und Unsicherheit". Aus dem Gleichnis könne man lernen, dass die gute Saat geschützt werden müsse. "Durch Wissen, Vernunft und gutes Timing. Es muss vor dem geschützt werden, was dem Guten so tückisch und oft zum Verwechseln ähnlich sieht", sagte Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern in ihrer Predigt.
Erzbischof Reinhard Marx
Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hat in seiner Silvesterpredigt zu mehr Verantwortungsgefühl für die Erde mit Blick auf den Klimawandel aufgerufen. Im Münchner Liebfrauendom sagte der Erzbischof, die Menschen sollten sich bewusst machen, wie kostbar das Leben sei, "nicht nur ein Geschenk für uns, sondern auch für die kommenden Generationen".
Zum Schutz des Lebens gehöre auch, dass alle die Möglichkeit zur Teilhabe hätten. Eine weltweit wachsende soziale Ungleichheit mache ihm Sorge, denn sie sei ein Weg in größere Spannungen hinein, so Marx. Eine Gesellschaft könne nur Zusammenhalt finden, wenn sie darauf achte, dass diese Gräben und Spannungen überwunden würden. Marx warnte die Menschen, sie sollten sich weder im eigenen Land noch als Nationen gegeneinander aufhetzen lassen. Er forderte vielmehr den Einsatz für Schwache, Kranke, Flüchtlinge, Sterbende, misshandelte Kinder und vergewaltigte Frauen.
Die Situation "in den Familien, in den Schulen, in den Betrieben ist angespannt", sagte der Kardinal. Zunehmend sei der Wunsch spürbar, "endlich wieder in die Zeit vor der Pandemie zurückzukehren". Im neuen Jahr 2022 werde sich vor dem Hintergrund der Pandemie-Erfahrungen zeigen, "ob diese zwei Jahre die Gesellschaft und uns alle trotz aller bitteren Erfahrungen weitergebracht" haben.
Bamberg: Erzbischof Ludwig Schick
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat die Kirche zum Jahreswechsel aufgefordert, sich weniger mit sich selbst zu beschäftigen und sich auf ihren Auftrag der Verkündigung zu besinnen. Das Jahresthema 2022 im Erzbistum Bamberg laute daher "Raus aus der Blase. Mission der Kirche im 21. Jahrhundert". Schick rief in seiner Silvesterpredigt am Freitag im Bamberger Dom dazu auf, Gebete, Liturgien, Riten und auch viele Kirchenstrukturen zu hinterfragen und zu verändern.
Auch mehr Ökumene und interreligiöser Dialog seien dazu notwendig. Die Kirche müsse "raus aus der Blase der Selbstbespiegelung und der Sorgen um sich selbst, ihr Ansehen und ihre Güter hin zum Schatz der Kirche, den sie hüten und vermitteln muss". Der Schatz Jesu Christi bestehe darin, dass alle Menschen die gleiche Würde und die gleichen Rechte hätten. Der Schatz des Glaubens bestehe darin, "dass wir uns für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen", sagte Schick. Konkret nannte er den Schutz des Sonntags, der für das persönliche, soziale und kulturelle Leben unabdingbar sei.
"Wir haben gut durchgehalten", so das Fazit des Erzbischofs über 2021, das von der Pandemie geprägt war. Auch die Kirche habe entgegen anderer Darstellungen gut durchgehalten und ihre Aufgaben erfüllt mit Gottesdienstangeboten und Seelsorge besonders für die vulnerablen Gruppen.
Augsburg: Bischof Bertram Meier
Der Augsburger katholische Bischof Bertram Meier ist in seiner Silvesterpredigt im Augsburger Dom auf die "Fortschrittskoalition" der neuen Bundesregierung eingegangen und hat von ihr auch Einsatz für "moralischen Fortschritt" gefordert. In seiner Regierungserklärung habe Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nur von technischem, ökologischem, sozialem und kulturellem Fortschritt gesprochen, so Meier. Aber aller Fortschritt nütze nichts, "wenn der Mensch auf der Strecke bleibt".
Weder im Koalitionsvertrag noch in der Regierungserklärung stehe etwas zum Lebensschutz. Die Gesellschaft wage nicht "mehr Fortschritt", wenn damit ein Rückschritt an Menschlichkeit einhergehe, so der Bischof. Die Frucht des Fortschritts sei der Friede, "nicht nur für Reiche und Auserwählte, sondern auch für Länder an der Peripherie". Fortschritt habe weniger die Egoisten im Blick, sondern die Armen, die vom Rand in die Mitte gehören.
Die Kirche wiederum braucht laut Meier "mehr denn je eine geistliche Erneuerung". Wer nur auf neue Strukturen setze, wer Beratungsfirmen als Quasi-Heilsbringern blind vertraue und wer das kirchliche Leben bis in die Sprache hinein ökonomisch beschreibe, der greife zu kurz, sagte der Bischof:
"Gehen wir in eine Schule der Spiritualität."
Keine Zeit sei gottlos. Gott spreche auch, wenn er schweige, man solle die Zeichen des Heiligen Geist deuten.