Die Wohnung in der Regensburger Altstadt ist großzügig geschnitten: 200 Quadratmeter, ein großer Wohn- und Essbereich, von dort gehen mehrere kleine Zimmer ab. Es gibt einen Waschraum pro Etage, drei Toiletten und Duschen. 15 junge Männer sind hier als Jugendliche eingezogen und tasten sich – mittlerweile meist volljährig – ins Erwachsenenalter. Sie gehen zur Berufsschule, stehen als angehende Verkäufer schon morgens um 6 Uhr im Supermarkt, und lernen weiter Deutsch.

Dieses Angebot macht ihnen die Evangelische Jugendsozialarbeit (ejsa). Sie betreut seit Dezember 2016 Flüchtlinge, die als unbegleitete Minderjährige ins Land kamen. Hilde Schedl hat sie alle kommen und manche wieder gehen sehen. Manche zurück ins Ankerzentrum, manche in eine eigene Wohnung oder WG. "Die Schicksale sind hier so unterschiedlich wie die Menschen selbst", sagt die Sozialpädagogin Schedl.

Ernüchterung und Stolz

"Was hier tatsächlich näher ist, ist der Tod." Wenn eine Nachricht über einen Anschlag in Kabul in den Nachrichten komme, herrsche in der WG helle Aufregung, und alle hängen am Handy. Sie versuchen Kontakt zu ihren Familien herzustellen. Manche sind selbst auf der Flucht. Andere, die noch in Afghanistan leben, sagen: "Komm nicht zurück. Hier ist es zu gefährlich", erzählt Hilde Schedl.

Sie hat Sozialarbeit an vielen Schulen gemacht, hat Erfahrungen im Kinderschutz und mit Opfern sexueller Gewalt, und sich mit ihrem ejsa-Team einen großen Erfahrungsschatz im Asylrecht erarbeitet. Die Sozialpädagogen und Heilerzieher teilen sich bestimmte Aufgabenbereiche. In den drei Jahren, seitdem viele Flüchtlinge ins Land kamen, ist das Team ernüchtert. "Wir waren alle so in Aufbruchstimmung. Wir haben Vereine gesucht und gefunden, die Jungs lernten Deutsch. Und dann kam eine Ablehnung nach der anderen." Sie meint die Anerkennung als Flüchtling, aber das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) gebe speziell Afghanen bestenfalls eine Bleibeperspektive. Dadurch haben sie zum Beispiel keinen Pass und können nicht reisen.

Ganz normale junge Männer

Das Team um Hilde Schedl ist dennoch stolz: Bis auf zwei Jugendliche hat das ejsa-Team für alle ein Bleiberecht erkämpft. Die meisten haben einen Schulabschluss, acht sind in einer eigenen Wohnung, finanzieren sich selbst durch Ausbildung oder Arbeit und zahlen Steuern. Von den Jungs, die derzeit in der Wohngemeinschaft leben, sind die Hälfte in einer Ausbildung, drei streben einen höheren Schulabschluss an. "Aber es ist ein Kampf, der sich über Jahre hinzieht, und wir müssen aufpassen, um den Integrationsverhinderungsstrategien etwas entgegenzusetzen."

Hilde Schedl betrachtet sie mit einem fast mütterlichen Blick: "Das sind junge Menschen, mit ganz normalen Sorgen, junger Männer eben: Schule, Prüfungen, Jobsuche, Geld verdienen, mit Geld umgehen. Plus die Belastungen, ihre Familien über Jahre nicht sehen zu können. Die einen packen das besser, andere schlechter." Die Wohngruppe ist rund um die Uhr besetzt. Die ejsa möchte die genaue Adresse nicht bekannt geben.

Das Leben in der Wohngemeinschaft läuft reibungslos

Das Wohnteam ist eine Mischung aus Anlaufstelle und Kümmerer. Wenn ein Brief vom Amt kommt, helfen sie zu übersetzen oder Unterlagen beizubringen. Das Leben in der Wohngemeinschaft laufe inzwischen reibungslos. Auch, dass junge Männer gemeinsam ein Bad benutzen und auch selbst putzen, habe sich eingespielt.

Mahadé kommt dazu, er kommt von der Schule. Ja, die eine Prüfung sei gut gelaufen, sagt er in noch holprigem Deutsch. Er lebe seit drei Jahren hier. Bei der ejsa fühle er sich wohl. "Wir kommen hier alle miteinander klar, haben Spaß", sagt er. Das Lächeln verschwindet, wenn man ihn nach seinen Wünschen fragt. "Ich möchte meine Familie wiedersehen", sagt er ernst, vor allem "meine Mama".