Den Anstoß gab die Geschichte zweier älterer Damen: Die beiden Schwestern lebten in einem Altersheim in Mering. »Beide waren ihr Leben lang sehr engagiert in der evangelischen Kirche«, erzählt die Meringer Pfarrerin Carola Wagner. Doch als es um die Frage ging, wie sie sich beerdigen lassen wollen, entschieden sie sich für ein anonymes Begräbnis. »Sie wollten niemandem zur Last fallen«, sagt Wagner.

Die Geschichte berührt die Pfarrerin noch immer. Sie war der Auslöser dafür, dass sich Wagners Kirchengemeinde dazu entschlossen hat, auf dem neuen Friedhof in Mering ein Gemeindegrab einzurichten. In dem Urnengrab können künftig bis zu acht Personen beerdigt werden. »Es soll ein Ort sein, an dem der Name der Verstorbenen erhalten bleibt«, erläutert Carola Wagner.

»Viel positive Resonanz«

Dass Menschen sich anonym beerdigen lassen, ist längst keine Seltenheit mehr. Manche haben keine Angehörigen – oder keinen Kontakt zu ihnen. Bei anderen wohnen die Verwandten weit weg, sodass die Grabpflege schwierig wird. »Es kommt immer wieder vor, dass jemand seinen Angehörigen nach dem Tod nicht zur Last fallen will«, meint Seelsorgerin Wagner.

Für solche Menschen ist das Grab gedacht. »Wir wenden uns damit vor allem an Gemeindemitglieder«, sagt die Pfarrerin. Mit dem Gemeindebrief hat sie rund 2500 Flyer verschickt, die über das Grab informieren. »Viel positive Resonanz« habe sie für ihre Idee bekommen und auch schon ein, zwei Anfragen von Menschen, die wissen wollten, wie das mit dem Grab funktioniert. Konkrete Vormerkungen freilich gebe es noch nicht, meint Wagner: »Dafür ist es noch etwas zu früh.«

Wer einen Platz in dem Grab möchte, beteiligt sich an den Kosten dafür. Die Pflege des Grabs übernimmt die Gemeinde. Geht es nach Carola Wagner, dann soll die Grabstätte der Gemeinde »bis in alle Zukunft« erhalten bleiben. So müsste sich künftig kein Gemeindemitglied mehr anonym beerdigen lassen.

»Beerdigungstradition anpassen«

»Es ist wichtig, dass wir unsere christliche Beerdigungs­tradition bewahren und neuen Umständen anpassen«, erklärt Wagner. Dazu gehöre eben auch, dass die Familie eines Verstorbenen mitunter nicht mehr vor Ort ist, um das Grab zu pflegen. Doch selbst wenn jemand keine Verwandten am Ort habe, gebe es oft soziale Kontakte, meint die Pfarrerin: »Freunde etwa, die froh sind, wenn es einen Ort gibt, wo man an den Verstorbenen denken und eine Blume niederlegen kann.«

Eingeweiht hat die Gemeinde das Grab mit einer Auferstehungsfeier an Ostern. Diese soll es künftig jedes Jahr geben. Das Grab sei daher auch ein Symbol für die Hoffnung, »dass wir auf die Auferstehung Jesu vertrauen können«, erklärt die Pfarrerin. Zum Ausdruck kommt dies in einem Satz aus dem Johannes-Evangelium, der auf dem Grabstein steht: »Jesus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben.«

 

Anonymes Grab in Mering

»Ein Stück Heimat« – so beschreibt der Flyer der Kirchengemeinde das Gemeindegrab. Wer sich dort beerdigen lassen will, zahlt einen Festbetrag und anteilig einen Betrag für die Grabpflege. Der Name des Verstorbenen wird auf dem Grabstein eingraviert. Gepflegt wird das Grab von der Kirchengemeinde.

Weitere Informationen gibt Pfarrerin Carola Wagner: (0 82 33) 96 53.