Seit über einem Jahr sammelt die jüdische Kultusgemeinde Erlangen Spenden, um ihren Wunsch nach einem eigenen Gemeindehaus mit Synagoge zu erfüllen. Bislang kam die Gemeinde immer in Mietshäusern unter. Das sei aber "keine langfristige Lösung”, betont auch Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik.

An dem aktuellen Mietshaus am Erlanger Burgberg müssen dringend stärkere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Diese könne in dem Mietshaus jedoch nicht umgesetzt werden. Zudem sei ein dauerhaftes Haus des jüdischen Lebens

"nicht nur ein Symbol, sondern auch die klare Ansage, dass jüdisches Leben Teil dieser Stadt ist".

Gemeinde steht vor zwei Herausforderungen

Bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie steht die Gemeinde vor zwei Herausforderungen. Zum einen benötigt sie die finanziellen Mittel für den Kauf oder Bau eines entsprechenden Hauses. Zum anderen gestaltet sich auch die Suche nach einer geeigneten Immobilie schwierig. Es gebe hohe Anforderungen an das Gebäude, da es

"leider auch heute noch besondere Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der jüdischen Gemeinde"

brauche, erklärt Florian Janik.

Findet die jüdische Kultusgemeinde Erlangen langfristig keine eigenen Räumlichkeiten, bedeutet dies die Auflösung der Gemeinde, die es in dieser Form erst seit 1997 gibt. Rund 115 Gemeindemitglieder zählt sie seit ihrer Gründung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es immer wieder Versuche, eine jüdische Gemeinde in Erlangen zu gründen. Zuletzt durch den Verleger Shlomo Lewin. Er und seine Lebensgefährtin wurden 1980 Opfer eines antisemitischen Mords, der deutschlandweit Aufregung auslöste.

Jüdische Gemeinde blickt optimistisch

Jetzt, mehr als 40 Jahre später, schaut die jüdische Kultusgemeinde aber optimistisch nach vorn. Die Stadt Erlangen stehe auf ihrer Seite und helfe der Gemeinde bei ihrem Wunsch nach einem eigenen Gemeindehaus, betont die Vorsitzende Ester Limburg-Klaus. Schon bald besichtige sie gemeinsam mit dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann eine weitere Immobilie und prüfe, ob sie für die jüdische Kultusgemeinde infrage käme.

Neben einem geeigneten Ort fehlt es der Gemeinde zudem noch an finanziellen Mitteln, um das Vorhaben umzusetzen. Im Rahmen eines Benefizkonzertes am 10. Dezember 2022 in der Neustädter Kirche möchten die Erlanger Serviceorganisationen deshalb auf die Situation der jüdischen Kultusgemeinde Erlangen aufmerksam machen und ihr helfen, ein dauerhaftes Zuhause zu finden.

100 Prozent der Kartenerlöse fließen in das Projekt für das neue Haus des jüdischen Lebens. Bei voller Auslastung der Kirche könnten so rund 30.000 Euro erzielt werden. Unterstützt wird die Veranstaltung auch vom bayerischen evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der den Abend mit Wortbeiträgen untermalt.