An sechs Tagen der Woche ist in Nürnberg seit diesem Sommer eine neue Wärmestube für Männer ohne Obdach geöffnet.

Seit langer Zeit war es in der bisherigen Wärmestube in der Nähe des Hauptbahnhofs "drangvoll eng", wie Leiterin Manuela Bauer am Dienstag bei der Vorstellung des zweiten Standorts sagte. Die Besucherzahlen seien in den letzten Jahren massiv auf bis zu 200 täglich gestiegen. Seit der Pandemie werden die Menschen immer in Schichten eingelassen. Nur noch 100 am Tag können kommen.

Tagesanlaufstelle bietet Betroffenen Ruhe und Gefühl der Sicherheit

Auch deshalb hat sich die Lage "deutlich entspannt", seit es die zweite Tagesanlaufstelle gibt. Die Männer, die dort ihren Tag von 9.20 Uhr bis 16.30 Uhr verbringen dürfen, könnten dort zur Ruhe kommen und ein Gefühl der Sicherheit bekommen. Erst wenn sie sich stabilisiert hätten, so Bauer, könne man mit Beratungsangeboten Lösungen für die Betroffenen - viele von ihnen kommen aus Osteuropa - suchen.

In der neuen Wärmestube gibt es nun auch ein Krankenzimmer, in dem tagsüber schlafen kann, wer krank ist. Die Besucher können Wäsche waschen, ein warmes Essen bekommen, fernsehen oder lesen. Bei Bedarf erhalten sie eine Grundausstattung mit Kleidung und Hygieneartikeln, so Bauer.

Während des Lockdowns entstand eine Notschlafstelle

Die neue "Tagesanlaufstelle" ist Ort für Menschen ohne festen Wohnsitz, die die Nacht in der Notschlafstelle im gleichen Haus verbringen. Diese Notschlafstelle mit rund 80 Betten sei kurzfristig im vergangenen Frühjahr entstanden, als sich während des ersten Lockdowns wohnsitzlose Menschen nicht mehr auf der Straße aufhalten konnten, erklärte die Nürnberger Sozialreferentin Elisabeth Ries. Die inoffiziell "Dianastube" genannte Einrichtung sei nun "die neue Adresse im Netz der Wohnsitzlosenhilfe der Stadt".

Was hier für die obdachlosen Menschen entstanden sei, sei kein Almosen. Vielmehr würden die Besucher ihr "Menschenrecht auf Wohnung und Nahrung" wahrnehmen, sagte Markus Köhler aus dem Vorstand der Stadtmission. Die Wärmestube sei ein "Dienst an der Gesellschaft, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinanderklaffe.

In Nürnberg sind 2.500 Menschen in Obdachlosenpensionen untergebracht

"Das Wort Wärmestube scheint aus der Zeit gefallen", sagte der Nürnberger Caritasdirektor Michael Schwarz, doch der Begriff verdeutliche, dass die Einrichtung ein "Wohnzimmer" sei für diejenigen, die kein Dach über dem Kopf hätten.

In Nürnberg, so schätzt Thorsten Bach vom Sozialamt der Stadt, leben ungefähr 250 bis 300 Menschen auf der Straße oder nutzten die Notschlafplätze. In Obdachlosenpensionen seien ungefähr 2.500 Menschen untergebracht.