Gabriele Kraus, Jahrgang 1948, ist eine vielseitig interessierte Frau. Gerne besucht sie Vorträge zu kulturellen und geschichtlichen Themen und Info-Veranstaltungen zu Geldanlage-Tipps. "Es hat mich maßlos geärgert, dass das heuer nicht möglich war", erzählt die Nördlinger Rentnerin. Dann erfuhr sie, dass die Rieser Kulturtage im Frühjahr 2021 im Internet stattfinden werden. Zahlreiche digitale Veranstaltungen wurden angeboten. Und daran wollte Kraus teilnehmen.

Sie empfindet es heute als glückliche Fügung, dass sie im März einen kleinen Zeitungsartikel gelesen hatte, in dem die Mitglieder der evangelischen Gemeindejugend ihre Hilfe rund um die moderne Telekommunikation angeboten haben. Sie rief bei Diakonin Kathrin Wittmann an, die in diesem Projekt als Koordinatorin auftritt. "Ich konnte Frau Kraus an unseren Max vermitteln", sagt Wittmann.

Elf Handy-Paten bringen schnelle Hilfe

Der junge Nördlinger ist einer von elf Paten im Alter von 16 bis Anfang 20, die schnelle Hilfe bringen, am Telefon oder persönlich. "Handy-Patenschaften" heißt das Projekt. Bei Gabriele Kraus ging es darum, ihren PC so einzurichten, dass sie den Videokonferenzen der Rieser Kulturtage folgen konnte. Max sieht dabei nichts Besonderes: "Das ist für mich ganz einfach und geht ganz schnell."

"Oft hängt es ja nur an einem Schritt, dass man selber nicht weiterkommt", erzählt Gabriele Kraus von ihren Erfahrungen. Sie wollte an einem Video-Vortrag einer Universität teilnehmen, rief dort an und bekam zur Auskunft: Laden Sie sich mal Zoom runter! Was für sogenannte "Digital Natives", die mit dem Smartphone aufgewachsen sind, selbstverständlich ist, war für sie zunächst eine unüberwindbare Hürde. Nach der Hilfestellung durch Max Beck, ihren Handy-Paten, geht sie mit der Software ganz routiniert um, genauso wie mit den digitalen Angeboten der Nördlinger Stadtbibliothek. Auch dort hatte sich jemand Zeit genommen und Gabriele Kraus eine Einführung gegeben: "Und mit Fragen kann ich immer kommen", sagt sie.

Auch die Jugendlichen lernen als Handy-Paten dazu

Gabriele Kraus ist dankbar für den Austausch mit Max Beck. Sie kann es nur allen Altersgenossen empfehlen. Diakonin Wittmann ergänzt: "Der Umgang unter Fremden ist dabei oft respektvoller und verständnisvoller als in der eigenen Familie, wo man schneller mal genervt ist", so ihre Erfahrung. Die Jugendlichen lernen viel in diesem "Rollentausch", wenn sie als Jüngere den Älteren etwas beibringen können.

Für Gabriele Kraus ist und bleibt die Tageszeitung ihr wichtigstes Medium. Hier erfährt sie von digitalen Veranstaltungen, die sie dann besucht. "Früher habe ich das abgelehnt, aber jetzt finde ich: Das ist eine tolle Möglichkeit", sagt sie. Gerne möchte die Nördlingerin mehr über das Internet lernen. Sie berichtet, dass viele Senioren bei der Online-Anmeldung im Corona-Impfzentrum gescheitert sind und frustriert waren. Das sei für viele schlicht nicht machbar gewesen.

Max Beck und die Mitglieder der Evangelischen Gemeindejugend helfen bei kleinen und größeren Fragen – etwa die App der Krankenkasse zu installieren, das WLAN einzurichten oder eine E-Mail-Adresse anzulegen. Auch beim Handy-Kauf begleiten und beraten sie. Zuerst installieren die Handy-Paten bei ihren "Patenkindern" Whatsapp – damit sie schnell erreichbar sind. So funktioniert der Austausch über Generationen.