"Wir wollen viele sein, wir wollen laut sein, damit man uns auch in Berlin hört", sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele, die auch stellvertretende Landesvorsitzende ist, am Mittwoch in München. Es sei Zeit für eine "soziale Bewegung". Man wolle unter anderem gegen Altersarmut, für gute Renten und für bezahlbaren Wohnraum demonstrieren. Treffpunkt sei um 12 Uhr auf der Theresienwiese, von dort gehe man durch die Innenstadt zum Odeonsplatz, wo um 14 Uhr die große Schlusskundgebung stattfinden soll. Hauptrednerin ist Bentele.

VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder sagte, man habe den Ehrgeiz, die größte Demonstration zur Bekämpfung und Vermeidung von Altersarmut auf die Beine zu stellen. Er rechne mit Zehntausenden Teilnehmern. "Wir wollen Menschen aller Generationen auf die Straße holen, denn Rente geht alle an - die Jungen wie die Alten." Der VdK Bayern verzeichnet stetig wachsende Mitgliedszahlen:

Laut Pausder wurden in diesem Jahr rund 60.000 neue Mitglieder aufgenommen - insgesamt sind es im Freistaat nun mehr als 720.000. Bundesweit sind es mehr als zwei Millionen Mitglieder.

Die Vorsitzende des VdK Bayern, Ulrike Mascher, forderte bei der Jahrespressekonferenz mehr Entlastung für pflegende Angehörige. Denn ab einem bestimmten Grad der Hilfsbedürftigkeit könnten häusliche Pflegesituationen gefährlich kippen. Ohne professionelle Unterstützung drohten auf Dauer schwere gesundheitliche Schäden - sowohl für die Pflegebedürftigen als auch für die pflegenden Angehörigen. Laut den aktuellen Zahlen der bayerischen Pflegestatistik von 2017 gibt es fast 285.000 Pflegebedürftige im Freistaat, die nicht stationär versorgt werden.

So würden bei den häuslich versorgten Pflegebedürftigen regelmäßig "Vernachlässigung, Dehydrierung, Wundliegen oder Fehler bei der Einnahme von Medikamenten" diagnostiziert, sagte Mascher. Aber auch die pflegenden Angehörigen würden irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Rund 40 Prozent der Hauptpflegepersonen seien mindestens 70 Jahre alt. Mehr als die Hälfte von ihnen habe niemanden, der sie im Notfall vertreten könne. "All diese Menschen arbeiten sich im wahrsten Sinne des Wortes komplett auf", betonte Mascher.

Grund seien fehlende Entlastungen, kritisierte Mascher. Als Beispiele nannte sie "absurd hohe Hürden" für einfache Dienstleistungen. Nach wie vor dürften keine Einzelpersonen - etwa einen Nachbarin - beauftragt werden, für einen Pflegebedürftigen einzukaufen oder zu putzen.

Es sei absurd, dass in Bayern für einfache Haushaltsarbeiten in einem Pflegehaushalt eine spezifizierte Ausbildung verlangt werde. Auf der anderen Seite werde dagegen stillschweigend davon ausgegangen, dass jeder Angehörige ohne jede Schulung und Unterstützung die weitaus verantwortungsvollere Tätigkeit der Pflege bis zum höchsten Pflegegrad und 24 Stunden am Tag perfekt hinbekommen könne.

Auch die Wahrscheinlichkeit, sofort einen Kurzzeitpflegeplatz zu bekommen - etwa wenn pflegende Angehörige in den Urlaub wollten oder selbst ins Krankenhaus müssten -, liege bei Null, kritisierte Mascher. Ende 2018 habe es bayernweit nur 635 ausschließlich zur Kurzzeitpflege bestimmte Plätze gegeben. Das entspreche 2,21 festen Plätzen je 1.000 zu Hause versorgten Patienten. Im bundesweiten Vergleich liege Bayern damit im unteren Drittel. Es brauche daher eine verbindliche Quote in allen Pflegeeinrichtungen für Kurzzeitpflegeplätze, um die häusliche Pflege dauerhaft zu sichern, forderte Mascher.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) wies die Kritik des VdK wegen einer mangelhaften Infrastruktur bei häuslicher Pflege zurück. Bayern und der Bund verfolgten das Ziel, dass Pflegebedürftige "so lange wie möglich in ihrem vertrauten Wohnumfeld bleiben können". Man habe in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die pflegerische Versorgung und Beratung vor Ort zu stärken. Von einer verbindlichen Kurzzeitpflegeplatz-Zahl je Pflegeheim hält Huml indes nichts. Dies sei nicht durchsetzbar und entspreche "nicht den örtlichen Interessen", sagte sie.

Laut Bayerns VdK-Chefin Mascher bedeute die Pflege von Angehörigen außerdem ein konkretes Risiko für spätere Altersarmut.

Wenn ein Pflegefall eintrete, seien Kinder und Schwiegerkinder noch im erwerbsfähigen Alter. "Die wenigsten schaffen es, eine Vollzeittätigkeit mit der Pflege zu kombinieren." Jeder Vierte müsse seine Berufstätigkeit sogar ganz aufgeben. Daher müssten Zeiten der Angehörigenpflege wie auch Kindererziehungszeiten in der Rente berücksichtigt werden. "Konkret muss ein Jahr Pflege einem Rentenpunkt entsprechen", forderte Mascher. Derzeit erreichten pflegende Angehörige dies nicht einmal dann, wenn sie ein Familienmitglied mit dem höchsten Pflegegrad 5 zu Hause versorgen.