SPD-Stadträtin Anne Hübner bestätigte die Schieflage zwischen den Generationen. Erzieherinnen verdienten mittlerweile viel besser als Pflegefachkräfte; Sozialpädagogen, die mit Kindern in Gefährdungslagen arbeiteten, seien höher eingruppiert, als Fachkollegen im Seniorenbereich. "Das macht mich wütend", sagte Hübner.

Um die Solidarität zwischen den Generationen zu stärken, plädierte CSU-Stadtrat Manuel Pretzl dafür, Besuche in Altenheimen programmatisch im Kindergarten- und Schulalltag einzuplanen. Katrin Habenschaden, OB-Kandidatin der Grünen, verwies darauf, dass Generationenhäuser in jedem neuen städtischen Bauprojekt vorgesehen seien.

Sie forderte den Ausbau der aufsuchenden Sozialarbeit, um versteckte Armut bei Senioren aufzudecken und den Kontakt zu anderen zu fördern.

Auf den steigenden Bedarf nicht-stationärer Wohnformen verwies Karin Majewski, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Oberbayern: "Wohnen im Viertel ist ein tolles Angebot, aber es stagniert seit Jahren", kritisierte die Sozialpädagogin und forderte mehr Einsatz seitens der Stadtspitze. Das Thema bereitete allen drei Parteivertretern sichtliches Unbehagen: Angesichts der allgemeinen Wohnungsnot richteten die städtischen Wohnungsbaugesellschaften ihren Blick eher auf "leichtere Zielgruppen", sagte SPD-Stadträtin Anne Hübner.

Dabei seien Quartierskonzepte für die Stadt auch finanziell attraktiv, ergänzte CSU-Stadtrat Manuel Pretzl: Je länger alte Menschen gut versorgt und integriert zu Hause wohnen könnten, umso seltener müsste sich der Steuerzahler an den hohen Zuzahlungen zu Pflegeheimen beteiligen, die viele Rentner selbst oft nicht leisten könnten. Pretzl kündigte an, mehr Druck auf die Baugesellschaften machen zu wollen.

Darüber hinaus versicherte Pretzl, dass es im Stadtrat "parteiübergreifende Einigkeit" bei Seniorenthemen gebe und verwies auf den jüngsten Beschluss, zusätzlich rund vier Millionen Euro für Haushaltshilfen für einkommensschwache Senioren auszugeben.

Anne Hübner appellierte an die Münchnerinnen und Münchner, sich in Vereinen zur Nachbarschaftshilfe zu engagieren - auch wenn sie es selbst noch nicht bräuchten: "Politik aus dem Rathaus kann nicht alles lösen - es braucht den Beitrag eines jeden Einzelnen."

Das Gespräch zum Thema "Älter werden in München" war der erste Termin der Kampagne "Weil alle Menschen zählen - sozial wählen!", mit der sich die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege München im Wahlkampf bis zur Kommunalwahl am 15. März 2020 einmischt. Vier weitere Termine zu den Themen Junge Menschen, Bildung, Wohnen und Integration sind geplant. Zu jedem Fachgespräch sind ein OB-Kandidat, Vertreter des Stadtrats und der Wohlfahrtsverbände eingeladen. Zur "Arge Freie" gehören die diakonische Innere Mission München, Caritas, Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt, Paritätischer Wohlfahrtsverband und Israelitische Kultusgemeinde.