Die Aufzeichnung der TV-Prunksitzung "Fastnacht in Franken" war gerade erst im Kasten, da waren die ersten Politpromis schon voll des Lobes. Nach einem Jahr Corona-Pause sei es "Konfetti für die Seele", eine solche Kulturveranstaltung mit Publikum miterleben zu dürfen, sagte die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) am Mittwochabend in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hielt sein Lob fränkisch knapp: "Es war echt super." Am Freitag um 19 Uhr strahlt der Bayerische Rundfunk (BR) die Aufzeichnung aus.

Inhaltlich hatten es Frankens Narren vor allem auf die Corona-Politik der Staatsregierung, die neue Bundesregierung und den Missbrauchsskandal der katholischen Kirche abgesehen. Kabarettist Oliver Tissot kritisierte etwa eine "pandämliche Politik". Martin Rassau von der Comödie Fürth sagte, Söder habe in kürzester Zeit eine Wandlung "vom Inzidenz-Inquisitor zum Öffnungs-Onkel" durchgemacht. Der Rhöner Fastnachter Michl Müller unkte, Söder habe seine Meinung so oft geändert, dass man ihn "die Drehtür Bayerns" nenne. Die drehe sich so schnell, dass "ein Söder zehn Windräder" ersetze.

Die Kabarettisten verschonten die Politik nicht 

Weitere närrische Spitzen gingen an die neue Berliner Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Peter Kuhn von der "Schwarzen Elf" aus Schweinfurt erinnerte in seiner Rolle als politischer Gärtner fast schon melancholisch an Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): "Die Gärtnerin besaß noch Stärke, der Rest waren nur Gartenzwerge." Auch mit Impf-Skeptikern und Corona-Leugnern ging er hart ins Gericht: "Wenn es doch Mittel gibt, die nützen, warum soll man dann nicht spritzen?", fragte er und antwortete sich selbst:

"Besser künstlich einen Schutz erworben, als natürlich dran gestorben."

Die größte Spott- Zielscheibe jedenfalls war Ministerpräsident Söder - der war, wie immer seit seinem Amtsantritt, im Smoking erschienen und nahm die Frotzeleien mal amüsiert, mal betont gelassen zur Kenntnis. Nach der TV-Aufzeichnung bekannte er, es sei auch bei ihm Zeit für ein Comeback: "Ich will nächstes Jahr auf jeden Fall wieder verkleidet kommen." Der CSU-Chef machte früher jedes Jahr mit spektakulären Verkleidungen von sich reden. In Veitshöchheim war er schon als König Ludwig II., als Edmund-Stoiber-Double, als Marilyn Monroe oder auch als Zeichentrickfigur Shrek erschienen.

Die prominenten Gäste hatten sich in Schale geworfen 

Überhaupt hatten sich diesmal wieder nahezu alle prominenten Gäste in Schale geworfen - manche mehr, manche weniger einfallsreich. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kam wie immer als "schwarzer Sheriff" verkleidet - das brachte ihm sogar den Spott Söders ein, der nach der Sendung sagte, Herrmann komme "seit 50 Jahren" in derselben Verkleidung. Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze hatte sich beispielsweise als Kleopatra verkleidet, FDP-Fraktionschef Martin Hagen als Che Guevara und Landtagspräsidentin Aigner als "Engelin Aloisia" aus "Ein Münchner im Himmel".

Die Sendung wurde am Mittwochabend "live on tape" aufgezeichnet - der Ablauf ähnelte also stark einer echten Livesendung. Die vier Stunden Filmmaterial gehen diesen Freitag (18. Februar) ab 19 Uhr ohne große Schnittbearbeitung auf Sendung. 2021 hatten der BR und der Fastnacht-Verband Franken auf die Live-Variante ihrer Kultsendung aus Veitshöchheim verzichten müssen und stattdessen eine aus mehrere Beiträgen zusammengeschnittene Sendung ausgestrahlt. Im Vorfeld hatten die beiden Projektpartner erklärt, 2022 wollte man wieder "möglichst nah dran" am Original-Procedere sein.

"Fastnacht in Franken" flimmerte im BR erstmals 1987 über die Bildschirme - einmalig aus Lichtenfels in Oberfranken, seither kommt die Sendung aus Veitshöchheim. 1991 fiel die Sendung wegen des Zweiten Golfkriegs aus. Die "Fastnacht in Franken" ist eine der meistgesehenen Sendungen des BR-Fernsehens und aller dritten Programme deutschlandweit. 2021 sahen 2,810 Millionen Zuschauer bundesweit zu, davon gut 1,890 Millionen in Bayern. Der Marktanteil in Bayern lag vergangenes Jahr bei 37,9 Prozent.