Die Techniker Krankenkasse (TK) warnt angesichts von Energiekrise und Inflation vor erheblich steigenden Beiträgen in den kommenden Jahren. Die Mehrkosten seien in der Erhöhung des Zusatzbeitrags ab dem kommenden Jahr nicht ausreichend berücksichtigt, sagte TK-Chef Jens Baas der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch).

Das aktuelle Finanzierungsgesetz ziele nur darauf, die Lücke für 2023 zu schließen. Spätestens für das übernächste Jahr seien enorme Probleme zu erwarten, "weil das Geld in der Zwischenzeit nicht vom Himmel fallen wird", sagte der Vorstandsvorsitzende der größten deutschen Krankenkasse.

"Die Kerze brennt an beiden Enden", erläuterte der Kassenchef: "Die Ausgaben steigen ungebremst, vielleicht noch stärker als angenommen. Auf der anderen Seite verschärfen sich die Risiken auf der Einnahmeseite: Wenn Deutschland in eine tiefe Rezession mit steigender Arbeitslosigkeit hineinläuft, sinken die Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung." Er sei sehr skeptisch, dass in der Breite Tarifabschlüsse über der Inflationsrate zustande kommen und dadurch die Einnahmen steigen könnten.

"Umso wichtiger ist es jetzt, mit Reformen an Strukturen heranzugehen", forderte Baas und nannte die Situation der Krankenhäuser "Wir haben nicht unbedingt zu viele Krankenhäuser, aber viel zu viele Krankenhausbetten", sagte er. Die Kliniken bemühten sich, die Betten voll zu bekommen. "Es wird oft zu viel operiert, die Behandlungsqualität sinkt, und die Pflegekräfte leiden darunter, dass sie in Deutschland viel mehr Betten betreuen müssen als in anderen Ländern", kritisierte Baas: "Das Hauptproblem ist, dass durch die Überzahl an Betten die Versorgung für die Menschen nicht, wie man vielleicht denkt, besser ist. Die Versorgung wird dadurch deutlich schlechter."