Man habe selten eine so große Vorfreude auf einen Kirchentag gespürt wie in Nürnberg auf das Ereignis im Juni 2023, hat der Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT), Thomas de Maizière, am Sonntag in Nürnberg in der gut besuchten Lorenzkirche festgestellt. Der Kirchentag brauche solche offenen Türen, Beteiligung, Ideen, Begeisterung und Engagement, um zu einem "starken Fest des Glaubens" zu werden, so der ehemalige Bundesinnenminister (CDU).

In seiner Ansprache forderte der Kirchentagspräsident die Menschen auf, nicht passiv zu sein, sondern mit Mut für etwas einzutreten: für Vernunft und Wahrheit, für Respekt und Friede und verantwortliche Freiheit. Der Predigttext des Kirchentagssonntags, "In deiner Hand ruht meine Zeit" bedeute nicht, es sich in einer Hängematte bequem zu machen, sondern sich einzusetzen, "denn Gott traut uns Handeln und Verantwortung zu", sagte de Maizière.

In 70 deutschen Kirchen ging es am Sonntag um den Kirchentag 

Deutschlandweit stimmten sich in etwa 70 Kirchen an diesem Sonntag Menschen in speziellen Gottesdiensten auf den Kirchentag in Nürnberg im kommenden Jahr ein. In der Erlöserkirche in Cham in der Oberpfalz predigte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Es brauche überall in der Kirche einen Experimentiergeist, sagte er. Es sei nötig, auch mal Formen zu wagen, die ungewohnt seien - und die sich in dem einen Fall bewährten und im anderen Fall nicht auf Anklang stießen und wieder verschwinden würden.

Es brauche die Vielfalt der Formen, um die Botschaft des Evangeliums unter die Menschen zu bringen. Die einen liebten das Neue, das Moderne. Und die anderen liebten die alten liturgischen Worte und Formen, die seit vielen Jahrhunderten Menschen im Herzen berührt, getröstet und gestärkt haben.

Der 38. Kirchentag startet im Juni 2023 

Auch die Kirchentagsatmosphäre sei von einem solchen Experimentiergeist und einer Vielfalt von Formen geprägt. In Kirchengemeinden und auch auf dem Kirchentag sei es wichtig, eine Gemeinschaft zu sein, in der man achtsam, rücksichtsvoll, tolerant, offen und wertschätzend miteinander umgehe. "Eine Gemeinschaft, in der wir die Liebe selbst ausstrahlen, von der wir als Kirche sprechen."

"Wir mögen zukünftig in der Kirche weniger sein als heute", so Bedford-Strohm. Aber wo Christen auf die Botschaft von der Liebe Gottes hörten, die sich in Jesus Christus zeigt, und wo sie diese leben, da werde sie auch Frucht bringen.

"Diese Botschaft ist so stark, dass wir auch in den größten Turbulenzen die Zuversicht nicht verlieren müssen."

Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 7. bis 11. Juni 2023 in Nürnberg unter der Losung "Jetzt ist die Zeit" (Mk 1,15) statt. Mehr als 2.000 Einzelveranstaltungen sollen sich Glaubensthemen, der internationalen Politik sowie dem Zusammenleben von Menschen in Familie und Gesellschaft widmen. Seit 2007 wird jährlich der "KirchentagsSonntag" als Einstimmung auf den kommenden Kirchentag gefeiert.