Die Schulsituation in Bayern im Jahr 2023 lässt vielerorts zu wünschen übrig. Oftmals gibt es einen Mangel an Lehrern, große Klassen und veraltete technische Ausstattungen. Es gibt sicherlich Ausnahmen, aber laut dem aktuellen Schulbarometer ist die schlechte Schulsituation eher die Regel als die Ausnahme. Das Schulbarometer ist eine repräsentative Forsa-Befragung, bei der Schulleiter deutschlandweit befragt wurden. Von den Befragten sind 78 Prozent der Meinung, dass sie einigen Schülern nicht die notwendige Unterstützung beim Lernen bieten können.

In Gefrees, an der Jacob-Ellrod-Schule, geht man jedoch gegen diesen bayerischen Trend an. Obwohl das Gebäude der Jacob-Ellrod-Schule im Jahr 1967 errichtet wurde und sein Alter an einigen Stellen erkennbar ist, betont die Schulleiterin Petra Anstötz-Eller, dass die inneren Werte stimmen. Die Jacob-Ellrod-Schule ist eine christliche Realschule und wird seit ihrer Gründung als Ganztagsschule geführt, mit Schulbeginn um 7.50 Uhr und Schulende um 16 Uhr. "Das ist natürlich nicht das ideale Konzept für Kinder und Jugendliche, die stark in Vereinen engagiert sind", gibt die Schulleiterin zu bedenken, da sie selten vor 16.30 Uhr zu Hause sind.

Auch am Nachmittag wird unterrichtet

Das Einzugsgebiet der Schule erstreckt sich von Hof über Münchberg, Bayreuth bis Kulmbach.

"Immerhin gibt es unter der Woche auch keine Hausaufgaben. Nur am Wochenende wird noch schriftlich zu Hause gearbeitet."

 Anstötz-Eller ist jedoch vom Konzept des Ganztagsunterrichts überzeugt, da es vielen Kindern hilft, Struktur und Rituale in ihren Tag zu integrieren. In Gefrees wird auch am Nachmittag regulärer Unterricht abgehalten, anstatt lediglich Betreuung wie in anderen Schulen anzubieten. "Wir haben dadurch mehr Stunden in Deutsch, Mathe, Englisch und dem Profilfach. Durch die Erweiterungsstunden haben die Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen, zu üben und den Stoff besser zu verinnerlichen."

Für Schulleiterin ist es wichtig, dass die Schüler nicht nur als Leistungserbringer wahrgenommen werden, sondern als eine Quelle von Talenten, die gefördert und unterstützt werden sollen. Die Schule bietet 400 Schülern eine breite Palette an Bildungsmöglichkeiten, darunter die Wahl zwischen dem mathematischen, sozialen und wirtschaftlichen Zweig ab der siebten Klasse. Dies ermöglicht auch Abgängern eines Gymnasiums den Zugang zur Jacob-Ellrodt-Schule. Die Schule legt großen Wert auf Gemeinschaft und respektvollen Umgang miteinander, unabhängig von religiösen oder sozialen Hintergründen. Die Woche beginnt in Gefrees am Montagmorgen mit einer gemeinsamen Schulandacht in der Aula, geleitet vom Schulpfarrer. Jeder Morgen in der Klasse beginnt mit einem Morgengebet, und vor dem gemeinsamen Mittagessen wird ebenfalls gebetet. Die Schulleiterin, die ebenfalls an der Schule unterrichtet, ist selbst beeindruckt, wie wichtig das Beten für die Kinder und Jugendlichen ist.

"Vor Schulaufgaben in Deutsch möchten die Schüler beten, und dann beginne ich und lasse immer noch eine Sequenz, in der jeder für sich das Gebet fortsetzen kann. Das finde ich großartig."

Anstötz-Eller ist seit über 30 Jahren in Gefrees tätig und hat die Schule von einer normalen Lehrkraft bis hin zur Direktorin mitentwickelt. Für sie ist es essenziell, dass Lehrer "Marathonläufer" und nicht "Sprinter" sind. Sie möchte, dass die Lehrer Verantwortung für die Schüler übernehmen und deren Entwicklung begleiten. Die Schule finanziert sich hauptsächlich durch Schulgeld, das jedoch im Vergleich zu anderen Privatschulen als moderat angesehen wird. Mit 170 Euro monatlich können Schüler die Jacob-Ellrodt-Schule in Gefrees besuchen, wobei das Mittagessen bereits enthalten ist.

Es gehe nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern darum, eine unterstützende Gemeinschaft aufzubauen, in der die Schüler lernen, Konflikte zu bewältigen und Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen. In Gefrees ist die Gemeinschaft der Schlüssel zum Erfolg; Schüler, Lehrer, Schulpfarrer, Schulpsychologe, Reinigungskräfte, Küchenpersonal, Hausmeister tragen gleichermaßen dazu bei, die fünf Jahre in Gefrees zu einer positiven Erfahrung zu machen. Wenn man Schulleiterin Petra Anstötz-Eller fragt, wie sie ihre Schule in nur einem Satz beschreiben würde, dann wäre es für sie eindeutig: "Wir sind eine achtsame Schule."

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