Herr Ebinger, was hat Sie dazu bewogen, in die Langau zu wechseln?

Markus Ebinger: In den letzten sieben Jahren war ich als theologischer Geschäftsführer in drei Krankenhäusern des Diakoniewerks Martha-Maria aktiv. Nach dieser intensiven Zeit konnte ich mir eine berufliche Neuorientierung gut vorstellen. Außerdem wechselt unser Sohn nun auf eine weiterführende Schule, sodass ein Umzug auch familiär gut reingepasst hat. Und natürlich reizt mich eine neue attraktive Herausforderung wie hier in der Langau, wo ich mit Gästen und mit Menschen mit Behinderung zu tun habe. Die Langau ist ein Ort der Begegnung in einer wunderschönen Landschaft. Letztlich war alles für mich stimmig.

Die Langau mit ihren Freizeitangeboten für Familien, die Kinder mit Behinderung haben, ist bundesweit einmalig. Dennoch war die finanzielle Situation in den vergangenen Jahren schwierig, zuletzt wegen der Corona-Pandemie, als der Gästebetrieb komplett eingestellt werden musste. Wie ist die Situation jetzt?

Die Langau ist super aufgestellt, was das Haus selbst betrifft. Es wurde ja bis 2017 grundlegend saniert. Dann kam leider die Corona-Pandemie. Jetzt gilt es, den Freizeit- und Gästebetrieb wieder in ein gutes Fahrwasser zu lenken und neue, bundesweit anerkannte und geförderte Projekte zu entwickeln.

Die Freizeiten für Familien mit Kindern mit Behinderung - sozusagen unser Herzstück - sind wieder sehr gut angelaufen.

Im vergangenen Jahr, als der "normale" Gästebetrieb noch stillstand, haben uns die Corona-Auszeiten geholfen - also Auszeiten für Familien, die durch die Pandemie besonders belastet waren. Dieses vom Bundesfamilienministerium geförderte Programm läuft Ende des Jahres aus. Für kommendes Jahr rechnen wir bei aller Vorsicht wieder mit einer Auslastung wie vor der Pandemie, also full house.

Sie klingen sehr optimistisch. Immerhin stecken wir in der nächsten Krise - immens steigende Energiekosten. Inwieweit ist die Langau mit ihrem Gästebetrieb davon betroffen?

Natürlich wird es Preisanpassungen geben müssen wegen steigender Inflation und Energiepreise. Aber ansonsten sehe ich keinen Grund, mit einer geringeren Auslastung als vor der Pandemie zu rechnen. Corona hat ja dazu beigetragen, dass Deutschland als Urlaubsort wieder attraktiver geworden ist und dass die Menschen Flugreisen aus Klimaschutzgründen kritischer sehen. Das kommt uns natürlich in dieser wunderschönen oberbayerischen Tourismusregion zugute.

Während der Corona-Pandemie haben sich ja viele Beschäftigte in Gaststätten und Hotellerie beruflich neu orientiert. Auch in der Langau?

Ja, leider. Wir sind immer noch auf der Suche nach Mitarbeitenden. Aber wir sind arbeitsfähig. Das Personalthema betrifft ja nicht nur uns, sondern viele andere Branchen auch. Eine attraktive Bezahlung, eine gute Arbeitsatmosphäre oder Work-Life-Balance sind Themen, die alle angehen.

Bekannt ist die Langau vor allem für die Freizeiten für Familien mit Kindern mit Behinderungen. Sie haben dieses Angebot als "Herzstück" bezeichnet. Wie genau laufen die Freizeiten eigentlich ab?

Familien, in denen Kinder mit Behinderung leben, sind besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Die Eltern übernehmen nicht selten eine Betreuung rund um die Uhr, Geschwisterkinder müssen häufig zurückstecken.

Bei uns sollen auch mal Eltern und Geschwisterkinder Erholung finden, dazu bieten wir auch eine Betreuung für die Kinder mit Behinderung an.

Wir haben jeden Tag Programm: Sei es, dass die Eltern mal Zeit für sich haben, für die Kinder gibt es spezielle Angebote wie Ausflüge, Wanderungen, Lagerfeuer oder Kinoabende. Dafür haben wir auch viele sehr engagierte ehrenamtliche Mitarbeitende, die die Familienfreizeiten organisieren und begleiten.

Inzwischen gibt es auch Angebote für Familien mit Demenz-Kranken.

Ja, diese Angebote haben kurz vor der Corona-Pandemie begonnen. Wir müssen nun schauen, dass wir wieder daran anknüpfen. Prinzipiell laufen sie analog zu den Freizeiten für Familien mit Kindern mit Behinderung ab. Die pflegenden Angehörigen sollen Erholung finden vom Pflegealltag, wir bieten Betreuungsangebote für die demenziell Erkrankten an. Auch hier gibt es für die Familien Zuschüsse vom Staat oder von den Krankenkassen.

Längerfristig ist in der Langau ein Hospiz speziell für Menschen mit Behinderung geplant. Auch das wäre bundesweit einmalig. Wie ist da Stand der Dinge?

Die Idee, die ich teile, verfolgt der Trägerverein weiter. Allerdings braucht es noch gesetzliche Voraussetzungen, damit wir überhaupt mit den konkreteren Planungen beginnen können. Das wird schon noch einige Jahre dauern mit der Umsetzung. Die Langau wäre für ein solches Hospiz natürlich sehr geeignet, weil viele Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen unsere Einrichtung bereits kennen. Sie wären dann wieder in einer vertrauten Umgebung. Das ist viel wert.