"Eine gute Übersetzung ist eine, die man nicht bemerkt", sagt Asterix-Übersetzer Klaus Jöken. Jöken stammt aus dem niederrheinischen Kleve und zog nach seinem Geschichtsstudium in die Auvergne, wo er mit dem Übersetzen begann. Schon früh spezialisierte er sich auf Comics, von denen er bereits rund 350 ins Deutsche übertragen hat. Im Gespräch erklärt er Redakteurin Rieke Harmsen, worauf es dabei ankommt.
Sie übersetzen seit 2005 die Asterix-Bände. Jetzt gibt es einen neuen Texter und einen neuen Zeichner. Stand die Frage im Raum, ob auch der Übersetzer gewechselt werden soll?
Jöken: Mit meinen Übersetzungen der Bände 33 und 34 waren alle zufrieden, darum stand im Verlag immer fest, dass ich die neue Folge übersetzen soll. Das ist meiner Meinung nach auch sinnvoll, weil dadurch eine sprachliche Kontinuität in der Serie gewährleistet wird.
Für den Band "Asterix bei den Pikten" hat Jean-Yves Ferri die Geschichte geschrieben. Haben sich der Aufbau der Geschichte und die Sprache sehr verändert?
Jöken: Die beiden neuen Autoren - Didier Conrad als Zeichner und Jean-Yves Ferri als Texter - sind Profis mit einer langen Berufserfahrung. Nach eigener Aussage wollten sie einen Asterix-Band schaffen, der ganz an ihre Lieblingsgeschichten anknüpft, das heißt an die Phase von 1962 bis 1976. Und das ist ihnen meiner Meinung nach voll gelungen.
Von Uderzo meinten manche, er sei ein guter Zeichner, habe aber keinen guten Humor. Ist der neue Asterix lustiger?
Jöken: Albert Uderzo und René Goscinny haben sich die Geschichten immer gemeinsam ausgedacht. Uderzo hatte zum Beispiel die Ideen für die Figuren Obelix und Idefix. Und unter den Bänden, die Uderzo nach Goscinnys Tod allein geschaffen hat, sind einige ausgezeichnet (Der Große Graben, Die Odyssee) bis sehr gut (Asterix im Morgenland, Der Sohn des Asterix). Bei den letzten Bänden merkt man, dass der Zeichner Großvater wurde und fortan mehr für ein junges Publikum getextet hat. Vielleicht hat er "Gallien in Gefahr" sogar speziell für seine Enkel geschrieben. Aber selbst diese Bände sind noch immer um ein Vielfaches komplizierter als alles andere auf dem Markt.
Ferri verfügt über einen hohen Sprachwitz, liebt Wortspiele, mag Ironie. Unterscheidet sich der Humor in dem neuen Album von den bisherigen Bänden?
Jöken: Ferri hat sich - wie bereits gesagt - eng an den von Goscinny getexteten Bänden orientiert, versucht also wieder mehr auch für erwachsene Leser zu schreiben. Man darf also gespannt sein auf ein Feuerwerk an Kalauern, feinsinnigen Wortspielen und Hinweisen aus dem kulturellen Bereich, dazu viele "sprechende" Namen und Karikaturen bekannter Persönlichkeiten.
Was macht eine gute Übersetzung aus?
Jöken: Eine gute Übersetzung ist eine, die man nicht bemerkt. Der Leser soll den Eindruck haben, die Geschichte im Original zu lesen. Das ist bei Asterix besonders kompliziert, weil er von allen gelesen wird. Darum müssen darin komplizierte Wortspiele für den gebildeten Akademiker vorkommen, andererseits muss jedes siebenjährige Kind die Geschichte flüssig lesen und verstehen können. Eine echte Gratwanderung!
Sie haben mal darüber geklagt, dass deutsche Begriffe oft zu lang sind für die Größe der Sprechblasen. Können Sie ein Beispiel nennen?
Jöken: Als Obelix zum ersten Mal einen Baumstamm wirft, ruft er im Original: "Je peux jouer? Je peux jouer?" Deutsche Übersetzung: "Darf ich mitspielen? Darf ich mitspielen?" Hier ist eine Wiederholung überflüssig und kann gestrichen werden, andererseits wird der Text dadurch zu kurz, so dass in der Sprechblase zu viel Luft bleibt. Darum wurde daraus letztendlich: "Schick! Darf ich mitspielen!" Obelix ruft nämlich oft "Schick!" wenn er sich freut. Hier passt das exakt zu seiner Reaktion und die Textlänge ist damit gewahrt. Das war jetzt ein einfaches Beispiel, oft ist es viel komplizierter.