Leider habe ich 2017 privat keinen Adventskalender. Im Büro für die Mitarbeiter natürlich schon! Es war ein so intensives, rasch verfliegendes Jahr mit Eindrücken großer Trauer, vieler Verluste und dann auch schöner Neuentdeckungen. Also Berg und Tal, die ganze Zeit.

Ich bin dankbar für meine Eltern und dass sie gesund und munter durch die Jahre gehen. Ein Gedicht meines Vaters hat in diesem Jahr für viel Wirbel gesorgt und alle nochmal genauer auf die Sprache schauen lassen. Ich schenke meinen Eltern einen Lose-Adventskalender.

 

Vielleicht gibt's einen Geldsegen zur Weihnacht. Klingt profan und gar nicht romantisch. Ja. Aber so sind wir auch als Familie. Wir sind pragmatisch, haben Humor und reden wenig miteinander, im besten Wissen, dass wir uns doch recht gut verstehen. Im Advent merke ich trotz aller Atemlosigkeit im Jahr das Schweigen des Staunens und der Erwartung, das sich über die Christenheit legt.

 

In diesem Jahr kommt bei mir noch die physische Sprachlosigkeit dazu: Ich kriege die Mandeln herausgenommen. Vielleicht trägt sie dem Jesus-Kind ein vierter König hin und sagt: »Schau, kleiner König der Welt, die Mandeln einer Dichterin. Sie kann jetzt hoffentlich noch schöner singen für Dich!«

 

Nora Gomringer, Lyrikerin und Ingeborg-Bachmann-Preis-Gewinnerin, Leiterin des Künstlerhauses Villa Concordia als in Bamberg.