Ausbeute und Druck im Zustelldienst

"Zusteller ist ein Knochenjob, der noch dazu in einer völlig überfüllten Innenstadt wenig Spaß macht", sagte er im Gespräch mit dem Sonntagsblatt.

Zwar seien einige Lieferdienste für die Bedingungen für die Beschäftigten sensibler geworden, stellt Gottwald fest. Es werde inzwischen häufiger Tariflohn bezahlt und auf die Arbeitszeiten geachtet, "aber es gibt eben noch die schwarzen Schafe". Gerade ausländische Zusteller, die wenig Deutsch könnten, wüssten nicht über Arbeitsrechte Bescheid.

Es geht um gerechte Entlohnung

Manchen werde die Zeiten für das Beladen der Wagen, Telefonate mit der Zentrale oder das Tanken von der Arbeitszeit abgezogen, Schäden am Fahrzeug sollten sie von ihrem Gehalt abzahlen, sagt Gottwald. Er hat von einem Paketdienst erfahren, der per Navigationssystem und Algorithmen die Schnelligkeit und Erfahrung der Fahrer ausnutzte und ihnen auf den Routen mehr Päckchen auflud.

Gottwald will aber nicht verlangen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher wegen solcher Arbeitsbedingungen nicht mehr online einkaufen.

"Die Jobs sind für diese Leute ja überlebenswichtig, aber sie sollten fair bezahlt werden." Das Versprechen "versandkostenfrei" der Shops könne nicht stimmen und "kostenloses Rücksenden gibt es auch nicht", sagt der Diakon.

Jahr 2024: Aktion "Faire Mobilität"

Zusammen mit den Gewerkschaften und der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Deutschland (KAB) setzt Gottwald auf Informationsveranstaltungen für Fahrer. Im nächsten Jahr sei wieder eine in Nordschwaben geplant.

Dafür gebe es von der Aktion "Faire Mobilität" des DGB Flyer für Kurierfahrer und Paketzusteller in zehn Sprachen, die über Pausen, Urlaub, Krankheit oder Kündigung aufklärten, erklärt Gottwald.

"Wissen ist da Macht", stellt der Diakon fest. Es würden schließlich auch in der Branche händeringend Leute gesucht.

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