Die Welt schaut auf die mutigen Frauen im Iran. Sie begehren gegen das Regime des islamischen Ayatollah-Regimes auf, seit die 22-jährige Jina Mahsa Amini ins Visier der islamischen Sittenpolizei geriet. Die junge Kurdin wurde festgenommen und inhaftiert, weil ihr Kopftuch nach Ansicht der Polizisten nicht den Vorschriften entsprach. Sie starb am 16. September im Gefängnis.

Seither brodelt es in der Islamischen Republik. Frauen gehen unverhüllt auf die Straße oder zeigen sich auf Instagram ohne Schleier. Andere schneiden sich in der Öffentlichkeit ihre Haare ab, ein im Iran traditionelles Zeichen der Trauer. In vielen Städten gibt es gewaltsame Proteste gegen die Sicherheitskräfte des Regimes.

Der Kopftuchzwang gehört zum Markenkern des Ayatollah-Regimes

Die Regierung reagiert wie gewohnt mit brutaler Gewalt. Die Protestierenden werden von den für ihre Grausamkeit bekannten Revolutionswächtern geschlagen, abgeführt und ins Gefängnis geworfen. Die iranische Justiz reagiert mit Sondergerichten und will mit den Demonstrierenden "genauso wie mit Vergewaltigern und Schwerverbrechern verfahren", so der Teheraner Justizchef Ali al-Ghassi Mehr.

Der Kopftuchzwang und die Unterdrückung der Frauen gehörten seit der islamischen Revolution 1979 zum Markenkern des Ayatollah-Regimes. Der Hijab ist im Iran gesetzlich vorgeschrieben. Im Koran wird eine Verschleierung allerdings gar nicht gefordert. In der maßgebenden Sure 24, 31 steht nur, eine gläubige Frau solle "ihre Blicke niederschlagen" und "ihren Schleier über ihren Busen schlagen". Der Kopftuchzwang lässt sich also nicht religiös begründen, er dient ausschließlich der Unterdrückung der Frauen. Die Iranerinnen würden liebend gerne darauf verzichten.

Nagelprobe für die feministische Außenpolitik

Deutschland darf nun den mutigen iranischen Frauen nicht wieder in den Rücken fallen, wie es 2015 passierte, als Claudia Roth, damals Vizepräsidentin des Bundestags, zu einem offiziellen Besuch im Iran weilte. Die verhüllte Roth posierte damals solidarisch lächelnd neben vom Regime aufgebotenen Tschador-Trägerinnen. Gleichzeitig wurden damals Frauen der Aktion "Meine heimliche Freiheit" ins Gefängnis gesteckt. Sie hatten es gewagt, das Kopftuch abzulegen und Fotos davon ins Internet zu stellen.

Annalena Baerbock wird den Fehler ihrer Parteifreundin wohl nicht wiederholen. Ihre Reaktion auf die Unterdrückung der iranischen Frauen wird nun zur Nagelprobe für ihre feministische Außenpolitik.