In Regensburg überschlagen sich die Schlagzeilen: Seit bekannt wurde, dass eine der markantesten Innenstadt-Immobilien Ostbayerns vor wenigen Wochen den Eigentümer gewechselt hat, kochen in der Stadt die Emotionen hoch.

Bei dem neuen Eigentümer handelt es sich um eine Investorengruppe aus dem Nahen Osten. Der neue Eigentümer plant ein islamisches Kultur- und Einkaufszentrum in dem Gebäude, wie er der Stadtspitze in einem Zweizeiler vor Weihnachten mitteilte. Der Verkauf des früheren Warenhauses Galeria Kaufhof wurde der Öffentlichkeit am Jahresanfang über die Regionalzeitung bekannt. 

Die Debatte schürt Feindseligkeiten und Ängste

Seitdem debattiert die Stadtgesellschaft über das Vorhaben. Auch in der Stadtspitze wird kontrovers diskutiert. Die Debatte geht jedoch am eigentlichen Thema vorbei und ist geeignet, Feindseligkeiten und Ängste zu schüren.

Regensburger Muslime äußerten sich unterdessen bestürzt über den Hass, der ihnen seitdem entgegenschlägt. Sie klagen über Hetze und Anfeindungen und fragen sich, ob sie noch eine Zukunft in diesem Land haben. Jahrzehntelange Integrationsarbeit scheint mit einem Mal wertlos, wenn Muslime pauschal mit Extremisten gleichgesetzt werden.

Die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) kritisierte, wie schnell Nachrichten missbraucht werden könnten, um das rechte Narrativ gegen Andersgläubige zu bedienen. In der Debatte hat sie sich klar positioniert: Es werde mit ihr "kein abgekapseltes Zentrum" auf dem Neupfarrplatz geben, sagte sie.

Kompromissfähigkeit und Lösungsfindung leiden

Das Beispiel Regensburg zeigt deutlich: Erosion von Demokratie und gesellschaftliche Brüche entstehen auf regionaler und lokaler Ebene ebenso wie auf internationaler und nationaler Ebene. Auch die negativen Effekte sind die gleichen: Kompromissfähigkeit und Lösungsfindung leiden. 

Moderne Autokraten verstehen es, Meinungen und Debatten zu beeinflussen. Auch in Regensburg sind die Hinterleute der Investorengruppe nicht bekannt. Ein arabischer, russischer oder chinesischer Oligarch kann ein Haus in London oder ein ganzes Kaufhaus im Herzen einer Welterbestadt kaufen, ohne das offenlegen zu müssen. Genau da liegt das Problem.

Europäische Mittelsmänner wie Anwälte, Banker oder Immobilienmakler machen solche Transaktionen möglich. Ihre Arbeit ist vollkommen legal. Diesem intransparenten System müsste ein Ende gesetzt werden. Dann bräuchten Kommunen, Städte, Länder, ja Politiker und Parteien diese Machenschaften nicht alleine bewältigen.

Kommentare

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Victoria Lieberum am So, 19.01.2025 - 09:45 Link

Wenn eine nicht überprüfbare Gruppe arabischer Investoren in Regensburg etwas plant und die Oberbürgermeisterin sich sicher ist, islamistische Tendenzen unterbinden zu können, dann ist sie erschreckend naiv und die, die dagegen protestieren, sind keineswegs alle automatisch demokratiefeindlich antimuslimisch rassistisch!
Der Islam in Deutschland muss - vergleichbar unseren Kirchen - eine eindeutig demokratiekonforme Rechtsform finden, die frei von ausländischen Einflüssen (nicht Ditib, nicht Saudi-Arabien oder Quatar!) deutschen Islam organisiert und vertritt. Das hätte als Integrationsleistung seit Jahrzehnten eingefordert werden müssen. Statt die Mahner jetzt als Faschisten zu diffamieren, muss man aus Multikulti-Fehlern der Vergangenheit lernen - auf christlicher wie muslimischer Seite!

Victoria Lieberum am So, 19.01.2025 - 09:45 Link

Wenn eine nicht überprüfbare Gruppe arabischer Investoren in Regensburg etwas plant und die Oberbürgermeisterin sich sicher ist, islamistische Tendenzen unterbinden zu können, dann ist sie erschreckend naiv und die, die dagegen protestieren, sind keineswegs alle automatisch demokratiefeindlich antimuslimisch rassistisch!
Der Islam in Deutschland muss - vergleichbar unseren Kirchen - eine eindeutig demokratiekonforme Rechtsform finden, die frei von ausländischen Einflüssen (nicht Ditib, nicht Saudi-Arabien oder Quatar!) deutschen Islam organisiert und vertritt. Das hätte als Integrationsleistung seit Jahrzehnten eingefordert werden müssen. Statt die Mahner jetzt als Faschisten zu diffamieren, muss man aus Multikulti-Fehlern der Vergangenheit lernen - auf christlicher wie muslimischer Seite!

Florian Meier am So, 19.01.2025 - 14:29 Link

Zunächst einmal gibt es das freie Verkaufs- und Kaufrecht und die Stadt kann und soll da gar nicht bestimmen. Allerdings kann sie über Nutzungsvorgaben und Baurecht sehr wohl sicherstellen, dass zentrale Immobilien für den Einzelhandel erhalten bleiben. Eine offene Gesellschaft kann sich nicht komplett gegen äußere Einflüsse immunisieren, aber sie kann öffentlichen Druck aufbauen und ist nicht wehrlos, so sie es nicht sein will. Es ist einfach vergangene Fehler der Multikultifraktion anzuhängen. Dabei haben sich Vertreter aller möglichen Parteien und politischen Richtungen gerne damit begnügt, wenn ausländisch geleitete oder geförderte Institutionen sich um die Bedürfnisse der Zugewanderten außerhalb der Arbeitswelt gekümmert haben. Es ist auch nicht unbedingt nötig, dass andere Glaubensrichtungen das deutsche Staatskirchenwesen, das eh in der Krise ist, imitieren. Aber an das Recht und die Lebensrealität im Land sollten sie sich halten und die kennen Einheimische nun einmal besser als Geldgeber von Sonstwo. Vielleicht sollte man daher die Neubürger ermutigen und unterstützen ihr Ding selbst zu organisieren. Man spricht ja gern vom konformen Euroislam, aber am Ende verhandelt man lieber mit den Potenten als den einfachen Leuten ums Eck.

Florian Meier am So, 19.01.2025 - 14:35 Link

Und noch etwas: Es geht nicht um Christen vs Muslime, denn längst sind Religionslose eine große Gruppe, die mit der Idee einer Gemeindeversammlung überhaupt fremdeln. Auch die müssen ein Stück weit überzeugt werden, dass sie von welcher Religion auch immer in ihren Bürgerrechten nicht beschnitten und bedroht werden. Da haben alle organisiert Gläubigen ihren Beitrag zu leisten.