Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat die seit Samstag geltende Mindestlohnerhöhung verteidigt. "Die 12 Euro haben wir vor der Krise beschlossen", sagte Heil den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

"Aber sie helfen gerade jetzt in der Krise."

Auch für die Wirtschaft rechnet der SPD-Politiker nicht mit negativen Effekten. Der Wirtschaftsforscher Clemens Fuest warnte hingegen vor einer weiteren Inflationssteigerung. Der Mindestlohn steigt von bisher 10,45 Euro auf zwölf Euro pro Stunde.

Fast 300 Euro mehr im Monat

Für viele Beschäftigte handele es sich um den größten Lohnsprung in ihrem Leben, sagte Heil den Funke-Zeitungen. Wer Vollzeit zum Mindestlohn arbeite, habe nun brutto fast 300 Euro mehr im Monat. Dass Menschen, die wenig verdienten, sich mehr leisten könnten, sei auch "eine Frage des Respekts und der Leistungsgerechtigkeit", sagte Heil.

Im Interview der Woche im Deutschlandfunk sagte Heil, dass er von einer positiven gesamtwirtschaftlichen Wirkung ausgehe. Die Erhöhung stärke die Kaufkraft von Menschen und helfe, "dass die unteren Einkommen auch stärker an die mittleren herangeführt werden".

Wirtschaftsforscher: Kleine Unternehmen belastet

Der Wirtschaftsforscher Fuest kritisierte, dass die Erhöhung vor allem kleine Unternehmen belaste, die ohnehin unter steigenden Energiepreisen litten. "Sie werden die höheren Löhne soweit möglich durch höhere Preise überwälzen, dadurch verstärkt sich die Inflation", sagte der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung der Düsseldorfer "Rheinischen Post".

Auch die von Heil erwarteten positiven Effekte für die Wirtschaft hält der Experte für gering. Zwar steige der Mindestlohn nominal um rund 15 Prozent, sagte Fuest. Durch die aktuelle Inflationsentwicklung reduziere sich die reale Lohnerhöhung aber auf fünf Prozent. Entsprechend begrenzt sei der Kaufkrafteffekt.

Impuls für höhere Tariflöhne

Derweil hofft die SPD-Vorsitzende Saskia Esken durch die Erhöhung auch auf einen Impuls für höhere Tariflöhne. Die Gewerkschaften, die jetzt in Tarifauseinandersetzungen gingen, sollten deutlich machen, dass Abschlüsse die Teuerungsrate abbilden müssen, sagte Esken der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten".

Die Ampel-Koalition setzt mit der einmalig vom Bundestag beschlossenen Erhöhung ein Wahlversprechen um. Laut Heil profitieren davon mehr als sechs Millionen Menschen, vor allem Frauen und ostdeutsche Beschäftigte. Die Arbeitgeber hatten die Erhöhung als Eingriff des Staates in die Lohngestaltung kritisiert.