Am 8. Oktober wählen die Wahlberechtigten in Bayern einen neuen Landtag – und eine neue Regierung? Letzteres scheint unwahrscheinlich, denn laut Umfragen können die Regierungsparteien CSU und Freie Wähler gemeinsam weiterregieren. Und Grüne, SPD, FDP oder gar Linke sind wohl zu schwach, um Ministerpräsident Markus Söder das Amt streitig zu machen. 

Doch wie halten es die Parteien – frei nach Goethes berühmter Gretchenfrage – mit der Religion? Wie positionieren sie sich zu Themen wie GlaubeSchöpfungchristliche Kirchen oder Feiertage? Wir haben bei den im Landtag vertretenen Parteien nachgeschaut. Im sechsten Teil unseres Religions-Checks zur bayerischen Landtagswahl geht es um das Programm der Alternative für Deutschland (AfD).

Islam, Islam, Islam

Fast könnte man meinen, die AfD kenne nur eine Religion: den Islam. Diesem widmet sie sich sehr ausführlich – und ausschließlich negativ. 

Der "politische Islam" (übrigens ein schwammiger, nicht genau definierter Begriff, der alles Mögliche bedeuten kann) passe nicht zu Bayern, heißt es auf Seite 41. Es folgen die üblichen Behauptungen über einen angeblichen Machtanspruch des "politischen Islam" und eine angebliche "Islamisierung". 

Die Grenzen zu Verschwörungstheorien sind oft fließend. So werden auf Seite 42 "Sonderregeln in Schwimmbäder für Moslems" abgelehnt. In bayerischen Bädern gilt jedoch für alle Gäste die gleiche Badeordnung. Auch die Ablehnung einer "Scharia-Polizei" erscheint weltfremd: Aus der Tatsache, dass vor neun Jahren zwei Jugendliche in einer oberpfälzischen Kleinstadt mit entsprechenden Warnwesten herumliefen, auf eine bestehende Bedrohungslage zu schließen – daran sind zumindest Zweifel erlaubt. 

Tief religiös, aber säkular

Unlogisch wird es, wenn die AfD zu begründen versucht, warum sie das Glockenläuten nicht ebenso ablehnt wie den Muezzinruf (den es in Bayern ohnehin fast nirgendwo gibt). Sie leitet diesen Widerspruch aus der Behauptung ab, das Glockenläuten sei "religiös und kulturell tief in unserem Land verwurzelt" und widerspreche daher nicht dem "ausgeprägt säkularen Charakter" Bayerns. Nur: Wie kann etwas, das religiös tief verwurzelt ist, gleichzeitig säkular sein?

Schließlich verurteilt die AfD Zwangsheiraten, Kinderehen, Genitalverstümmelungen und Femizide - alles im Namen der Gleichberechtigung, die die AfD durch den Islam bedroht sieht. Überflüssig zu erwähnen, dass all diese selbstverständlich abzulehnenden Phänomene auch bei Christ*innen, Jüd*innen und allen möglichen anderen Glaubens- oder Nichtglaubensgemeinschaften vorkommen. Ihre Ursache liegt weder im Islam noch in irgendeiner anderen Religion - es sei denn, man betrachtet die jüdische und muslimische Beschneidung männlicher Kinder als Verstümmelung.

Hinzu kommen noch einige Vorschläge zu Kleidungsvorschriften für Frauen auf Seite 43: Das Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst sowie in Kindertagesstätten und Schulen wird begrüßt, ein Burkaverbot möchte man noch hinzufügen.

Kirchen

Etwas weniger Aufmerksamkeit als dem Islam, aber auch fast ausschließlich negative Aufmerksamkeit widmet die AfD den Kirchen. Auf Seite 25 fordert die AfD die Ablösung der "obsoleten" Staatsleistungen an die Kirchen:

"Die Leistungen der Kirche für die Gesellschaft sind einzeln abzurechnen."

Auch die vom Staat eingezogene Kirchensteuer soll es nach ihrem Willen nicht mehr geben. Sogar Steuervergünstigungen will die AfD den Kirchen streichen - wenn sie weiterhin am Kirchenasyl und an der Unterstützung der Seenotrettung festhalten. Beides ist der Partei wenig überraschend ein Dorn im Auge.

Kein Bekenntnis gegen Antisemitismus

Neben dem Islam und den christlichen Kirchen wird keine andere Religion erwähnt. Nicht das Judentum, nicht der Buddhismus, nicht der Hinduismus. Nicht einmal ein dünnes Bekenntnis gegen Antisemitismus findet sich auf den 148 Seiten, eines gegen Islamophobie ebenso wenig. 

Fazit

Religion und Glaube spielen im Programm der AfD keine nennenswerte Rolle. Selbst für Kirchenglocken, sonst ein gern genutztes identitätspolitisches Thema, interessiert sich die Partei nur, um mit dessen kultureller Verwurzelung - logisch inkonsistent - ihre Ablehnung des Muezzinrufs zu begründen. 

Einzig der islamische Glaube, hier meist als "politischer Islam" bezeichnet, sowie die Kirchen und ihr soziales Engagement für Flüchtlinge locken die AfD aus der Reserve. Das Wort "glauben" taucht im gesamten Programm kein einziges Mal auf. 

Landtagswahl in Bayern 2023: Was die bayerischen Parteien zu Glaube und Kirchen sagen

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