Am 8. Oktober wählen die Wahlberechtigten in Bayern einen neuen Landtag – und eine neue Regierung? Letzteres scheint unwahrscheinlich, denn laut Umfragen können die Regierungsparteien CSU und Freie Wähler gemeinsam weiterregieren. Und Grüne, SPD, FDP oder gar Linke sind wohl zu schwach, um Ministerpräsident Markus Söder das Amt streitig zu machen. 

Doch wie halten es die Parteien – frei nach Goethes berühmter Gretchenfrage – mit der Religion? Wie positionieren sie sich zu Themen wie GlaubeSchöpfungchristliche Kirchen oder Feiertage? Wir haben bei den im Landtag vertretenen Parteien nachgeschaut. Im vierten Teil unseres Religions-Checks zur bayerischen Landtagswahl geht es um das Programm der Freien Wähler (FW).

Frei von Religion?

Das "frei" in Freie Wähler könnte sich auch auf die Religion beziehen. Zumindest findet sich in ihrem Wahlprogramm so gut wie nichts zum Glauben, sei er christlich oder nicht. Tatsächlich gibt es genau zwei Stellen, an denen religiöse Bezüge in irgendeiner Form auftauchen. 

Zum einen beschwört die Partei auf Seite 15 ein sogenanntes Sinneserbe, eine Art Ergänzung zum Kulturerbe. Dazu zählt sie auch

"landesübliche Geräusche wie Kirchturmläuten, Kuhglocken oder ortsbekannte Gerüche wie den Brotduft einer Bäckerei".

Ob Kirche oder Kuh, Hauptsache Glocken. 

Was dagegen in den Kirchen passiert, wenn der Kirchturm nicht läutet, findet keine Erwähnung. Weder werden die Kirchen als zivilgesellschaftliche Akteure benannt, noch gibt es Vorstellungen zum Religionsunterricht. Auch das kirchliche Arbeitsrecht kommt nicht vor. 

Stattdessen finden es die Freien Wähler es wichtig, auf derselben Seite zu betonen, dass sie Projekte "gegen rechten, linken und religiösen Extremismus" fördern will. 

Außer Glockengeläut nichts gewesen

Und das war es dann auch schon. Abgesehen von diesen beiden eher unspezifischen Passagen sagt das Programm rein gar nichts über Glauben und Religion. Während man in der identitätspolitischen Beschwörung des Kirchturmläutens noch ein, wenn auch sehr vages, Bekenntnis zum Christentum erkennen kann, werden andere Glaubensgemeinschaften überhaupt nicht erwähnt – es sei denn, ihre Mitglieder machen sich des "Extremismus" verdächtig. 

Nicht einmal das "jüdische Leben", das die anderen Parteien so gern hervorheben, wird pflichtschuldig erwähnt. Angesichts der unglücklichen Affäre um das Aiwanger-Flugblatt würde eine solche Passage heute vielleicht anders gelesen. 

Fazit

Religion und Glaube spielen im Wahlprogramm der Freien Wähler eine sehr geringe Rolle. Lediglich das Läuten der Kirchenglocken wird konkret erwähnt, jedoch auf eine rein sinnliche Erfahrung reduziert und als "Sinneserbe" deklariert. Auch die negative Seite der Religion, der religiöse Extremismus, wird kurz erwähnt. 

Und: Während die CSU an Technologie glaubt und die Grünen an eine schnelle Umsetzbarkeit der ökologischen Landwirtschaft, glauben die Freien Wähler "an eine Gesellschaft, in der freie Entscheidungen jedes Einzelnen im Rahmen unserer Gesetze und ein respektvoller Umgang miteinander oberste Priorität haben müssen". Das geht natürlich auch ohne religiösen Bezug. 

Landtagswahl in Bayern 2023: Was die bayerischen Parteien zu Glaube und Kirchen sagen

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