Es dreht sich wieder alles um das Buch: Tausende Neuerscheinungen werden während der 75. Frankfurter Buchmesse vom 18. bis 22. Oktober 2023 an den Verlagsständen ausliegen. Zahlreiche Autorinnen und Autoren präsentieren wie in jedem Jahr ihre neuen Werke.

Zu ihnen zählt Stefanie Gregg (53), die ihren neuen Roman "Koffer voller Briefe" bei einer Lesung vorstellen will. Ein Jahr hat sie an dem Briefroman geschrieben. Nun freut sie sich auf die Begegnung mit dem Publikum. "Schreiben ist eine einsame Tätigkeit", sagt die Schriftstellerin.

In den Büchern steckt viel Herzblut

In dem Roman geht es um einen Mann, der erfährt, dass seine einstige Jugendliebe ihm 30 Jahre lang täglich einen Brief geschrieben, jedoch nie einen davon abgeschickt hat. Erst nach dem Tod der Frau werden die Briefe entdeckt.

"In dem Buch steckt mein ganzes Herz", sagt Stefanie Gregg. Der Roman basiert auf der Lebensgeschichte eines Mannes, die dieser der Schriftstellerin erzählt hat. Sie habe gleich gewusst, dass sie diese Geschichte aufschreiben müsse, erzählt Gregg.

"Ich liebe diesen Beruf", sagt die Autorin, die jeden Tag an ihrem Schreibtisch in Ottobrunn bei München sitzt. Zwölf Bücher sind bereits von ihr erschienen. Das Schreiben ist seit einigen Jahren ihr Hauptberuf.

Ohne finanziellen Erfolg ist Schreiben nicht möglich

Zuvor hat die promovierte Theaterwissenschaftlerin unter anderem als Verlagsangestellte und Unternehmensberaterin gearbeitet. Schreiben sei für sie "Lust und harte Arbeit" zugleich, sagt Gregg. Mit jedem Satz und jedem Wort müsse sie sich quälen.

Natürlich hofft Gregg, dass sich ihr neues Buch gut verkaufen wird. "Ich brauche den finanziellen Erfolg, um weiter schreiben zu können", sagt die Schriftstellerin. Anders als Gregg können viele Autoren nicht vom Schreiben leben. "Die Mehrheit der Autorinnen und Autoren organisiert ihr Überleben", sagt der Präsident des PEN-Zentrums Deutschland, José F.A. Oliver. Nach der Corona-Pandemie sei die Situation für die meisten noch schwieriger geworden, berichtet der Lyriker und Essayist.

Das Finden eines Verlags ist die größte Hürde

Nur wenige Titel schaffen es in die Bestsellerlisten, weil sie sich besser verkaufen als andere. Es handelt sich meistens um Werke bekannter Autoren. Mit der literarischen Qualität hat der Verkaufserfolg nicht allein zu tun. "Es gibt Autoren, die gut schreiben, aber an keinen Verlag kommen", sagt die Verlegerin Karina Lotz (48). "Der eine schafft es, der andere nicht", resümiert sie.

Vor acht Jahren hat Karina Lotz ihren Verlag edition federleicht gegründet, in dem der neue Roman von Stefanie Gregg erschienen ist. Mehr als 50 Titel hat der kleine Verlag, der vor zwei Jahren von Frankfurt am Main nach Fuldatal bei Kassel gezogen ist, im Programm. Dazu zählen Romane, Erzählungen und Gedichte. Die Verlegerin, die selbst Erzählungen und Gedichte verfasst hat, begreift sich nicht nur als Unternehmerin, sondern vor allem als Kulturschaffende.

Verschiedene Einflüsse üben Druck auf die Buchbranche aus

Das Buch ist zugleich Kulturerzeugnis und Ware, die den Gesetzen des Marktes unterliegt. Gemessen an den zahlreichen Krisen in Gesellschaft und Wirtschaft gehe es der Buchbranche vergleichsweise gut, bilanziert die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs.

"Dennoch treffen das veränderte Konsumverhalten, der Frequenzrückgang in den Innenstädten und der Kostendruck auch die Buchbranche. Gerade kleine Verlage, die die Vielfalt des Buchmarkts essenziell mitgestalten, sind am Limit", sagt Schmidt-Friderichs.

Die Umsatzverteilung ist sehr ungerecht

Die Leselust der Deutschen bescherte der Buchbranche im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 9,4 Milliarden Euro. Davon entfiel etwas mehr als ein Drittel auf die Belletristik. Allerdings ist das Umsatzvolumen nach Angaben des Börsenvereins sehr ungleich unter den rund 3.000 Buchverlagen und etwa 5.000 Buchhandlungen in Deutschland verteilt. So erwirtschafteten nur zwei Prozent der Verlage rund 80 Prozent des Umsatzes. Und auf etwa zehn Prozent der Buchhandlungen entfielen mehr als drei Viertel des Umsatzes.

Bevor ein Buch seinen Weg zum Leser findet, muss es den Weg in den Buchhandel finden. Und da gebe es gerade für kleinere Verlage eine große Schwelle, sagt Karina Lotz. Massenauflagen werden von kleinen Verlagen nur selten erreicht, wenngleich auch das möglich ist.

"Man braucht Durchhaltevermögen in dieser Branche",

weiß Lotz. Die Verlegerin setzt bei ihren Titeln vor allem auf literarische Qualität: "Der Leser ist ein intelligenter Mensch", ist sie überzeugt.

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