Die Heilungsgeschichten kann man immer verschieden auslegen, je nachdem in welcher Situation sich der Leser, die Leserin gerade befindet. Ich möchte diese Geschichte als Beziehungsgeschichte auslegen zwischen Vater und Tochter. Markus liebt die Sandwichgeschichten. Hier beginnt die Geschichte mit dem zwölfjährigen Mädchen und endet mit seiner Heilung. Dazwischen liegt die Geschichte von der blutflüssigen Frau. Man könnte sagen: Diese mittlere Geschichte zeigt, wie eine Frau mit einer Vaterwunde lebt.
Julia Oncken, Gründerin des Frauenseminars Bodensee in Romanshorn, meint, die Ursehnsucht jeder Tochter ist es, vom Vater gesehen zu werden. Wenn sie nicht genügend gesehen wird, versucht sie entweder als Gefalltochter oder als Leistungstochter oder als Widerspruchstochter auf sich aufmerksam zu machen. Doch sie kann geben, was sie will, es wird immer schlimmer mit ihr.
Väter möchten am liebsten alles in Griff bekommen
Man kann sich vorstellen, dass der Vater als Synagogenvorsteher seine Tochter übersehen hat. So kommt sie nicht in ihre Kraft, sondern liegt krank darnieder. Der Vater sieht ein, dass er trotz all seiner Frömmigkeit und trotz seiner gehobenen Position seiner Tochter nicht zu helfen vermag. So ist der erste Schritt der Therapie, dass er sich seine Ohnmacht eingesteht und zu Jesus geht und ihn um Hilfe bittet. Wenn der Vater seine Macht loslässt, mit der er meint, alles in Griff zu bekommen, dann kann sich auch die Tochter aus dem Würgegriff seiner Hand befreien.
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