Neben meinem Bett liegt keine Bibel. Gottesdienste besuche ich nur noch selten. Die Kirche als Institution ist mir fremd geworden, ihre Rituale berühren mich kaum noch.

Früher war das anders: Hineingeboren in ein katholisches Elternhaus, in dem eine fröhliche und liberale Version des Glaubens gelebt wurde, gehörte der sonntägliche Besuch der Kirche und das Engagement in der Pfarrei ganz selbstverständlich zu meinem Leben dazu. Ich kenne die Botschaften des christlichen Glaubens und habe erlebt, wie schön eine Gemeinschaft im Glauben sein kann.

In den Bergen spüre ich das "Göttliche"

Und doch hat mich das "Göttliche", was auch immer das ist, woanders berührt: in den Bergen! Dort, in der Begegnung mit der Natur, mit Freunden und mit mir selbst, spüre ich das Leben, und mein Herz ahnt, dass hinter den Wundern, die ich hier erlebe, eine Kraft stecken muss, die mein Verstand nicht begreifen kann: im Glitzern des Taus am frühen Morgen, in der tiefen Ruhe einer frisch verschneiten Landschaft, in der Energie, die in mir brennt, obwohl noch ein langer Weg vor mir liegt, oder beim Blick in das glückliche Gesicht meines Kindes, das eben mit mir den Gipfel erreicht hat. Für mich sind es diese Momente, die mir zeigen, wie unfassbar schön und faszinierend unsere Welt ist, und in denen ich einen göttlichen Atem in ihr spüre.

Ich bin mir nicht so recht sicher, ob ich mich als gläubigen Menschen bezeichnen würde; ganz sicher bin ich kein "guter Katholik" im landläufigen Sinn. Aber doch – ich glaube an etwas, das jenseits von dem liegt, was wir begreifen können, und dieser Glaube ist wohl gewachsen aus dem, was ich als Kind mitbekommen, und aus den Erfahrungen, die ich später selbst gemacht habe:

Das tiefe Vertrauen, dass letztlich alles irgendwie gut wird, hat mir vor allem meine Mutter vorgelebt, und ich merke immer wieder, wie mich dieses Urvertrauen immer wieder stärkt und auch schwierige Phasen im Leben überstehen lässt.

Es ist die Basis dafür, dass ich nach wie vor neugierig in die Welt gehen und mich immer wieder für die Wunder des Lebens begeistern kann.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden