Einmal Käse-Sahne, einmal den Kirschkuchen bitte! Und zwei Cappuchino! Meine Freundin Katharina und ich sitzen im Café. Das war vor ein paar Jahren. Wir erzählen beide im Zeitraffer, was in den letzten Monaten alles passiert ist. Und wir haben viel zu erzählen. Von den Kindern, der Arbeit. Sie erzählt von ihrer Ausbildung.

Da platzt es aus ihr raus: "Wir kaufen ein Hotel. In Griechenland." Ich lasse fast meinen Kaffee fallen. Was macht ihr?! Das kann sie wohl nicht ernst gemeint haben, oder? Aber es stimmt: Sie und ihr Mann, der aus Griechenland stammt, haben sich bei Verwandten Geld geliehen und gemeinsam mit einem Freund ein altes Hotel gekauft. Mit Swimmingpool, einem großen Park und Platz für 120 Gäste.

Gott sei Dank müssen wir jetzt schon wieder los, denn ich weiß gar nicht richtig, was ich dazu sagen soll. In mir steigt ein Gefühl auf irgendwo zwischen Schock, Neid und Kopfschütteln. Hoffentlich lassen sie sich da nicht über den Tisch ziehen. Sie haben doch gar keine Ersparnisse! Was ist, wenn sie sich total verkalkulieren?

Katharinas Geschichte hat mich noch lange beschäftigt.

Und ich hab mich vor allem über mich selbst gewundert: Gönne ich ihr das nicht? Warum bin ich so misstrauisch? Ich könnte mich doch auch mit ihr freuen. Aber meine Vorsicht ist stärker. Die Argumente dagegen. Dass es doch unrealistisch sei, sowas aufzubauen, so mitten in der Ausbildung. Das kann doch gar nicht klappen! Und sie ist doch sonst so vernünftig! Wie die meisten Leute mit Kindern, die ich kenne. Wir sind gut organisiert, schauen dass der Laden läuft. Und meistens läuft es ja auch irgendwie. Meistens leider ohne viele Pausen, der Café-Besuch ist eine Ausnahme.

Wie oft haben sich Freundinnen schon liebevoll beschwert, wenn die Tassen und Teller so laut geklappert haben, wenn wir telefoniert haben - weil ich die Zeit beim Telefonieren nutzen wollte, um das Geschirr zu spülen. Alle Rädchen müssen ineinander greifen, damit der Alltag funktioniert - zwischen Kindern, Arbeiten, Haushalt, Freundschaften pflegen.

Und das erzählen viele Menschen zwischen 30 und 50: Es ist so viel, dass ein einziger normaler All-Tag manchmal einem Marathon gleicht. Abends ist der Kopf voll, die innere To-do-Liste rauscht unbeeindruckt weiter und das Badezimmer müsste auch noch geputzt werden. Man kann das alles gut schaffen - wenn man sich eben zusammenreißt.  Zumindest vermittelt einem das manchmal die Gesellschaft:

Es kommt mir vor, als würden wir dabei wie gebannt nach unten schauen: Auf das Handy mit den neuen Mails, auf den Abwasch, auf den Kinderwagen, auf den Geburtstagskalender - nach unten, auf die eigenen Füße. Die rennen und rennen. Der Blick dahin, wo ich funktionieren muss. Nach oben schauen wäre fast schon gefährlich. Ich könnte ja etwas übersehen, da unten in meinem Leben. Dabei ist doch oben der Himmel, der sich hier in den Pfützen nur spiegelt. Was wäre, wenn ich wenigstens ganz kurz nach oben schauen würde?

Mit dem Guten rechnen

Planung ist alles: Am Montag früh, am besten schon am Sonntag Abend einen Wochenplan schreiben. Den Einkauf einmal für die ganze Woche erledigen. Socken im 10er Pack kaufen. Morgens noch vor dem Frühstück das Mittagessen vorbereiten, dann ist man mittags schneller. Oder noch besser: Am Vorabend schon das Frühstücks-Müsli fertig in den Kühlschrank stellen: Overnight -Porridge heißt das und es ist finde ich das beste Beispiel für pragmatisches Planen: Ich weiß ja jetzt schon, dass ich morgens Hunger habe!

Aber irgendwie hinterlässt all das einen bitteren Geschmack auf meiner Zunge: Ich plane, ich schreibe auf, ich kontrolliere, ich habe mein Leben im Griff.

Aber was ist, wenn ich morgen früh Appetit auf Marmeladensemmel habe? Was ist, wenn ich morgens nicht das anziehen will, was ich mir am Abend vorher sorgfältig ausgesucht habe? Statt der weißen Bluse lieber den Pullover anziehen möchte? Manchmal bleibt bei allem Planen und bei aller Konzentration auf das Notwendige kein Platz mehr: Kein Platz mehr, um anders zu entscheiden. Keine Lücke mehr, um morgens noch kurz sitzen zu bleiben am Küchentisch.

Das Lied im Radio bis zum Ende mitsingen. Das Kratzen der Schneeschaufeln draußen hören. Das Kissen auf dem Bett meiner Tochter glatt streichen. Nicht, weil es notwendig wäre. Sondern weil es meine Liebe zeigt. Zärtlich und sanft. Nicht zupackend und schnell, praktisch, konsequent und vernünftig. Manchmal behandeln wir unser Leben wie unseren Terminkalender: Abhaken, weitermachen. Aber eigentlich ist jeder Tag so viel mehr:

Wir können gar nicht wissen, was heute noch so alles passieren wird.

Es könnte etwas Großartiges passieren. Etwas, womit niemand rechnet, am allerwenigsten ich selbst. Allein die Hoffnung darauf, dass etwas Großartiges passieren könnte, etwas, was ich mir gar nicht wage, vorzustellen, allein diese Hoffnung birgt auch eine mögliche Enttäuschung: Was ist, wenn das nicht passiert? Was ist, wenn ich umsonst gehofft habe?

Es gibt wenig, was schlimmer klingt als der Satz: Da hast Du Dich wohl zu früh gefreut. Oder auch: Mach Dir nur keine falschen Hoffnungen.

Wieviel Mut, wieviel Hoffnung, wieviel Zuversicht kann so ein Satz kaputtmachen! Er führt dazu, dass wir weniger hoffen, um uns selbst vor der Enttäuschung zu bewahren. Das ist wie bei einem Kind, dem man sagt: Mach Dir nicht zu große Hoffnungen, um Ärztin zu werden muss man richtig gut in der Schule sein! Man muss so lange studieren, überleg Dir das gut! Du könntest doch auch erstmal eine Ausbildung machen!

Mach Dir bloß keine falschen Hoffnungen. Erwarte nicht zu viel vom Leben! Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach! Sei bescheiden, begnüge Dich mit dem, was da ist. Und konzentriere Dich darauf, was Du selbst in der Hand hast. Das ist sicherer.

Ja, das ist es. Es ist sicherer. Und es ist vor allem der sichere Weg, um ein kleines bisschen trauriger zu werden. Um ein bisschen weniger an das Morgen zu glauben. Ein bisschen weniger an Wunder. Und ein bisschen zu viel an das Jetzt, an die To-do-Listen. Man sieht dann gut, was alles zu tun ist. Man schreibt Wochenpläne, um auf alles, was kommt gut vorbereitet zu sein. Aber mit noch mehr rechnet man eigentlich nicht.

Wir sind vollauf damit beschäftigt, alles zu organisieren, was jetzt ansteht. Was getan werden muss. Jetzt.  Und das ist so anstrengend, dass es all unser Denken in Anspruch nimmt. Es erscheint uns naiv, zu träumen, Hoffnungen zu wecken. Und das passt dazu, wie wir die Welt wahrnehmen. Komplex, aber berechenbar. Sicherheit ist uns wichtig.

Von Wissenschaftler*innen erwarten wir Diagnosen, Prognosen - aber eben Zahlen, Statistiken, Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Nicht etwa Analysen eines Wetterumschwungs, einer Gefühlsschwankung. Oder etwa eines Sternbildes. Dafür ist das Wetter viel zu wechselhaft, Gefühle viel zu schwer zu deuten und die Sterne viel zu weit weg. Und doch: Drei berühmte Menschen, drei Weise, nennt man bis heute Sterndeuter. Sie sahen einen Stern am Himmel stehen. Einen, der heller leuchtete, als alle anderen.

Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa. (Mt 2,1-5)

Wissenschaft entsteht aus der Sehnsucht nach dem Wissen

"Wir haben seinen Stern aufgehen sehen. Und jetzt suchen wir den neuen König." Das klingt in unseren Ohren nach einer typisch biblischen Wundergeschichte. Noah versammelt alle Tiere auf seiner Arche, Mose teilt das Meer. Und Gott hat die Erde in sieben Tagen erschaffen. Große Symbole, vielleicht auch schöne Worte und Bilder. Aber fast noch unrealistischer als ein Kind, das in einem Kuhstall zur Welt kommt.

Für die Menschen aber, die die Geschichte von den drei Sterndeutern aus dem Osten damals gehört haben, klang das ganz anders: In ihrem Weltbild bildeten Wissenschaft und die Symbole und Geschichten von früher eine enge Verbindung: Es gab Prophezeiungen aus der Hebräischen Bibel, in denen von einem Stern die Rede war, der einen Messias, einen Retter der Welt bringen sollte. Gleichzeitig versuchten die Menschen, sich die Welt, in der sie lebten, zu erklären, zu deuten: Die Jahreszeiten, die Dürreperioden und Überflutungen und eben auch die Sternkonstellationen am blauschwarzen Himmel.

Und die Sterndeuter, die Weisen aus dem Morgenland, oder eben "die heiligen drei Könige", wie Luther sie später übersetzt hat - sie waren eben solche Wissenschaftler. Sie arbeiteten mit Sternkarten, mit Erfahrungswerten und sie versuchten, das, was sie am Himmel sahen, mit dem Einklang zu bringen, was sie auf der Erde feststellten.

Sowohl damals wie heute war "Wissenschaft" ein ziemlich umfassender Begriff. Das merken wir zur Zeit, wenn es bei den aktuellen Corona-Zahlen immer wieder um wissenschaftliche Analysen geht - und darum, was aus ihnen folgt. Ist das eindeutig? Kann man das auch anders sehen? Keine Wissenschaftlerin lebt abgesondert von der Welt, in der sie forscht - sie sucht vielmehr nach Antworten auf drängende Fragen. Und versucht vor allem, Hintergründe zu verstehen. Hinschauen, verstehen wollen, anfangen. Als die drei Sterndeuter dem Stern gefolgt sind, wurden sie von zwei Gedanken getrieben: Sie wollten verstehen, was da vor sich ging am Himmel - und sie wollten eine Antwort auf die drängenden Fragen ihrer Zeit.

Zur Zeit um Jesu Geburt war das sogenannte Heilige Land genau wie heute kein friedlicher Ort. Der Friede, den der König Herodes bringen sollte, war ein blutiger Friede, der gesellschaftliche Unruhen kompromisslos niederschlug und gleichzeitig so viel Geld wie möglich aus der Bevölkerung herauszupressen versuchte. Natürlich hoffte man auf einen Retter.

Das war damals nicht anders als heute: Die Hoffnung auf jemanden, der es heller macht -  das gibt Kraft und natürlich ist das ein Grund, diesen Retter zu suchen. Dass sich drei weise Menschen von weither auf eine lange Reise machten, erschien denen, die die Geschichte später hörten, also gar nicht unvernünftig: Sondern sie war der Beweis dafür, dass auch Sterndeuter, persische Priester, Menschen aus ganz anderen Kulturen das gleiche suchten wie sie: Frieden. Und ein Licht am blauschwarzen Himmel.

Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihrs findet, so sagt mirs wieder, dass auch ich komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. (Mt 2,7-11)

Was sind Deine Sterne?

So viel Mut: Einfach losgehen und einem Traum folgen- das macht so manchem Angst. Es klingt übermütig, unvernünftig, kopflos. Es kann einem Angst machen, wenn andere Menschen ihrer Sehnsucht folgen. Oder daran glauben, dass etwas Gutes auf sie wartet. So, wie mir die Pläne meiner Freundin Angst gemacht hatten: Es hatte mich irritiert, mit welcher Sicherheit sie ihrer Sehnsucht folgte. Ihr Mut hatte mich beeindruckt und gleichzeitig stutzig gemacht: Wie konnte sie sich ihrer Sache so sicher sein?

Mit ihrem Mut, nach den Sternen zu greifen, kam meine eigene Angst zum Vorschein. Was wäre, wenn ich nach meinen Sternen greifen würde? Was wäre, wenn ich meiner Hoffnung vertrauen würde? Es würde so viel verändern. Es würde mich verändern. Und ich weiß nicht, ob ich das will. Aber dann sehe ich das Leuchten in den Augen meiner Freundin. Ich sehe den grünen Garten und den Swimmingpool ihres Hotels. Ich spüre die Sonne auf meiner Haut. Und ich höre die Musik. Mein Herz schlägt schneller. Ich kenne meine Sterne, glaube ich. Sie haben mir schon mal den Weg gewiesen, es ist schon länger her.

Damals bin ihnen gefolgt. Ich bin für ein Jahr nach Portugal gezogen. Aus Liebe natürlich. Wenn ich zurückschaue, war das ganz schön lebensverändernd. Ein anderes Land, eine neue Sprache. Die Reise zu diesen Sternen führte mich an so viele Orte - vor allem aber immer wieder an meine eigenen Grenzen. Als ich zurückkam wusste ich, was ich will. Und was ich nicht kann. Das Leuchten meiner Sterne habe ich mitgenommen.

Eine Postkarte steht seitdem auf meinem Schreibtisch. Sie ist schwarz-weiß. Für mich aber leuchtet sie. Wenn ich sie ansehe, erinnere ich mich daran, wie ich damals geleuchtet habe. Von innen. Und darum geht es doch im Leben, oder?

Wie es sein kann, anzukommen

Welcher Stern leuchtet Dir Deinen Weg? Was suchst Du, damit Du strahlen kannst? Vielleicht einen anderen Ort, der Dich verändern kann. Menschen, die Dich mit anderen Augen sehen. Die drei Weisen suchen den Frieden. Und sie suchen einen König, der diesen Frieden bringen soll. Und den finden sie auch - er ist nur ganz anders, als sie dachten: Da ist kein Glitzer und kein Gold, da sind Dreck und Stallgeruch. Ein Ort, der sie verändert, ist dieser Stall trotzdem. Eben anders als gedacht. Sie dachten, sie würden einem König ihre Ehre erweisen und wurden selbst beschenkt:

"O daß mein Sinn ein Abgrund wärund meine Seelein weites Meer, dass ich dich möchte fassen.", so heißt es in dem Choral "Ich steh an Deiner Krippen hier."

Nichts geben können und trotzdem so vieles finden. Der Verstand weiß nichts weiter zu sagen und trotzdem weiß das Herz: Ich bin angekommen. Die Seele wird ein weites Meer.

Die drei Weisen haben das Helle und Glänzende gesucht. Was am meisten glänzt, ist nicht das Gold, sondern  die Augen der Eltern des Kindes, das vor ihnen liegt. Gesucht haben sie jemanden, der Heil bringt, der endlich Frieden bringt. Vielleicht Wunden heilt. Sie holen das klebrige Harz aus ihren Taschen, Myrrhe. Ein Harz, mit dem man Wunden salben kann. Und sie spüren, dass ihre eigenen Wunden brennen, weil sie jetzt heilen können. Im Stall riecht es nach nassem Fell, nach Staub, vielleicht nach verschwitzten Körpern. Der Weihrauch, den sie mitgebracht haben, legt sich darüber. So soll Gott riechen, denken sie: Heilig, erhaben und groß - und dann ist er doch so nah bei uns, dass er sich mitten hinein in unseren Dreck und unsere Angst legt.

Die Sterndeuter suchen Glanz, Heilung und die Gegenwart Gottes. Sie haben es gefunden. Nur anders, als sie dachten.

Oft sucht man jemanden, der die eigenen Wunden heilen kann. Was dann wirklich Heilung bringt, kann etwas ganz Anderes sein. Deshalb ist aber nicht falsch, das Heil zu suchen. Genauso wenig, wie es falsch ist, sich von einem hellen, strahlenden Stern anziehen zu lassen. Auch wenn man das Gold dann ganz woanders findet. In den Augen eines geliebten Menschen. In dem Gefühl, endlich das gefunden zu haben, wo das eigene Herz schlägt.

So wie die drei weisen Männer aus dem Morgenland ihrem Stern gefolgt sind, so leuchten auch uns manchmal die Sterne. Wir müssen ihnen deshalb nicht folgen. Wir müssen nicht einmal immer so ganz genau wissen, was wir suchen. Aber dass sie leuchten, dass sie mitten rein in unser Leben strahlen, das lässt sich nicht verleugnen. Die Sterne in unserem Leben leuchten aus einer anderen Zeit zu uns. Vielleicht aus dem Morgen-Land hinein in unser Jetzt-Land. Das Jetzt-Land ist vollgestopft mit Routinen. Mit Funktionieren. Und das ist gut so. Unsere Wochenpläne, das Overnight-Porridge und die Erinnerungsfunktion des Kalenders bewahren uns vor vergessenen Zahnarztterminen, akutem Unterzucker und schlechtem Gewissen.

Aber sie führen auch dazu, dass wir manchmal vor lauter Erde den Himmel vergessen. Am Himmel stehen nicht nur unsere Träume in den Sternen. Sondern auch unsere Talente. Unsere tiefsten Sehnsüchte. Dass unsere Seele weit werden kann wie das Meer. Dass wir in den Spiegel sehen und unsere Augen leuchten können. In den Sternen steht manchmal auch die Sehnsucht danach, Gott ein bisschen näher zu sein: Seine Gegenwart zu riechen, wenn der Weihrauch aufsteigt. Seine Wärme zu spüren, wenn es einsam ist in der kalten Küche am Abend. Seinen Frieden wahrzunehmen, wenn in mir so viel Kampf ist und so viel Angst. Die Weisen aus dem Morgenland sind ihrem Stern gefolgt.

Sein Leuchten hat sie auf eine lange Reise geführt. Es ist nicht unvernünftig, den Sternen zu folgen. Es ist nicht kopflos, den eigenen Sehnsüchten einen Raum im Alltag zu geben. Es ist nicht naiv, zu glauben, dass etwas wartet. Denn eigentlich ist es weise, das Morgen nicht zu vergessen. Es zeugt von Klugheit, für die eigenen Träume Verantwortung zu übernehmen. Es weitet den Blick, in den Himmel zu schauen. Und nach den Sternen zu greifen.

Evangelische Morgenfeier vom 6.1.2021 (Epiphanias) mit Pfarrerin Dr. Sabrina Hoppe, Altenmarkt, Thema: Nach den Sternen greifen (Mt 2, 1-11)