Im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) in Bamberg gibt es laut dem ersten Vorsitzenden keine Nähe zur AfD. Parteipolitik ist in der Gemeinde kein Thema, sagte Martin Arieh Rudolph am Donnerstagabend auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Rudolph reagierte damit auf einen Bericht der Bamberger Tageszeitung "Fränkischer Tag".
Auftritt von Netanyahus Bruder
Laut diesem hatte Iddo Netanyahu, der Bruder des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, Ende März in den IKG-Räumlichkeiten sein Buch "Itamar K." vorgestellt. Bei der Veranstaltung soll auch der Bundesvorsitzenden der "Juden in der AfD", Artur Abramovych, aufgetreten sein. Einem Zuhörer sei diese Lesung "fast wie eine AfD-Veranstaltung" vorgekommen, schreibt der "Fränkische Tag".
Rudolph widerspricht: Er teilte dem epd am Donnerstagabend mit, dass Abramovych bei der Lesung gar nicht offiziell aufgetreten sei. Als Jude habe er aber natürlich das Recht, "zu jeglichen Veranstaltungen der IKG Bamberg" zu gehen. Die Vortragsveranstaltung mit Lesung sei gut besucht gewesen.
Laut dem Bericht im "Fränkischen Tag" gehen AfD-Mitglieder in der IKG ein und aus. Einige Gemeindemitglieder berichteten anonym, dass sie unzufrieden mit ihrer Gemeinde seien. Einige wollten die mehr als 600 Mitglieder zählende IKG verlassen. Ein weiterer Grund für die Unzufriedenheit: Die für Januar 2024 geplanten Vorstandswahlen hätten nicht stattgefunden. Martin Arieh Rudolph dementierte gegenüber dem epd, dass Vorstandswahlen ausstehen. Diese seien laut Satzung turnusgemäß erst wieder im Sommer 2025 dran.
Einladung an Maaßen
Der Zeitung hatte ein Gemeindemitglied gesagt, Rudolph wolle die Situation aussitzen. Schon länger läuft es nicht rund in der IKG. Im vergangenen September gab es öffentliche Kritik an einem geplanten Vortrag des umstrittenen früheren CDU-Politikers und Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen. Etwas später trennte sich die IKG von ihrer Pressesprecherin Katharina Jaffa L., weil diese früher unter anderem für die Stasi tätig gewesen sein soll. 2015 hatte der Rauswurf der Gemeinderabbinerin Antje Yael Deusel bundesweit für Aufsehen und einen Rechtsstreit gesorgt.
Ein Sprecher des Zentralrats der Juden in Deutschland teilte auf epd-Anfrage mit, dieser habe keinen direkten Einfluss auf Vorgänge innerhalb einer jüdischen Gemeinde. Mit möglicherweise ausgesetzten Vorstandswahlen in der IKG Bamberg könne sich lediglich das unabhängige Gericht beim Zentralrat befassen - sofern es laut Satzung dafür überhaupt zuständig ist:
"Hierzu bedarf es aber einer Klage, zum Beispiel von Mitgliedern der Gemeinde."
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