Ich muss etwa 12 Jahre alt gewesen sein, als ich zum ersten und einzigen Mal auf einer Gemeindefreizeit mit dabei war. Ich weiß noch genau, dass ich damals alleine mitgefahren bin und irgendwie kann ich mich noch besonders gut an diese Jugendherberge dort erinnern.

Ich weiß noch, wie man durch so ein Waldstück zum Parkplatz fahren und von dort aus noch einige Schritte weiter laufen musste. Ich kann mich an die kleinen Zimmerchen erinnern, an die Flure, die Wandfarben, den großen Saal, in denen die gemeinsamen Veranstaltungen stattfanden. Ich sehe das alles noch so vor meinem inneren Auge. Was genau wir dort gemacht haben, worum es inhaltlich ging, wer referiert hat – ich habe keine Ahnung mehr.

Aber in diesen Tagen passierte mir etwas zum ersten Mal im Leben. Eine Frau aus meiner damaligen Gemeinde kam auf mich zu und hatte einen Eindruck für mich. Einen Bibelvers:

Psalm 1 Vers 3. "(ER) So ein Mensch ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Laub nicht verwelkt; alles, was er tut, gelingt." (ELB)

Hm. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht besonders berührt oder beeindruckt war.

Psalm 1, Vers 3. Wow, dachte ich mir, da ist aber jemand weit gekommen beim Durchblättern der Psalmen, das war ehrlich gesagt mein Gedanke. Und obwohl ich diese Begegnung in diesem Moment nicht einordnen oder wertschätzen konnte, blieb sie mir eben doch im Gedächtnis. So sehr, dass ich noch über ein Jahrzehnt später weiß, wer diese Frau gewesen ist und sie vor ein paar Jahren mal angerufen habe.

Zur Person: Jana Highholder

Jana Highholder ist Medizinstudentin und seit 2014 auf Bühnen präsent. "Ich habe das Privileg, das Evangelium zu verkünden und die Begabung, mit Worten umzugehen und Menschen zu begeistern", schreibt Highholder auf ihrer Webseite. Sie ist zudem Autorin mehrerer Bücher sowie als Influencerin in den Sozialen Medien aktiv. Im Auftrag der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) betrieb sie den Youtube-Kanal "Jana glaubt". 

Ob sie noch wisse, wer ich sei, fragte ich sie. Und ob sie sich noch daran erinnern könne, was sie damals über mich ausgesprochen hatte. Und ich bedankte mich bei ihr. Denn dieser Psalm, dieser Vers, steht seit jeher wie ein Banner über meinem Leben. Es wäre falsch zu sagen, dass ich das jetzt "rückblickend" erkenne, denn das würde bedeuten, dass ich schon angekommen sei. Stattdessen würde ich sagen:

Wenn ich, auf meinem Weg weiterlaufend, einen Blick zurückwerfe, dann kann ich erkennen, wie sich diese Wahrheit bisher bewährt hat.

Meine Grundschullehrerin, mit der ich noch heute selten, aber regelmäßig Kontakt habe, hat mal gesagt: "Jana, alles, was du anfasst, wird zu Gold". Mit anderen Worten: Es gelingt dir. Ich würde sagen: Tatsächlich.

Gottes Gunst liegt auf meinem Leben, auf meinem Wirken und auf den Aufgaben, die er mir aufträgt, zu denen er mich einlädt und die ich annehme. Das ist mir ein wichtiger Punkt: Ich denke nicht, dass mir "einfach so" "immer" und "alles" gut gelingt. Absolut nicht – und auch dafür gibt es genügend Beispiele in meinem Leben.

Aber, in den Bereichen, in denen ich in Treue und Gehorsam – in dem Gottes Auftrag hören und danach handeln – gelebt habe, sehe ich ganz klar, wie Gott sich in besonderer Art und Weise dazugestellt und sein Wort gehalten hat.

Gott segnet – so denke ich – nicht einfach so unsere Wege, wie wir das gerne hätten. Sondern: Auf seinen Wegen liegt Segen für uns.

Das sagen uns auch die beiden Verse, die dem dritten Vers des ersten Psalms vorangestellt sind: "Glücklich der Mann/Mensch, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht." Aha. Scheinbar geht dem fruchtbaren und gesegneten Leben, von dem Vers drei spricht, eine Bedingung voraus.

Oder besser: Ein fruchtbares und gesegnetes Leben ist die Konsequenz, die natürliche Folge eines Lebens nah am Herz des Herrn.

Man kann mein Leben anschauen und nur die Erfolge, den Glanz, das Gelingen sehen. Und sich dann seinen Teil denken. Gutes wie schlechtes. Man kann aber auch mal einen zweiten Blick wagen und schauen, mit welchem Preis es kam: Als mir dieser Vers zugesprochen wurde, war ich in der 6.Klasse, ganz am Anfang meiner Schulzeit.

In den darauffolgenden Jahren war ich immer eine Außenseiterin, nie ein "cool kid", ich war immer die, die anders war, komisch, immer jünger als die anderen, eine Streberin, die dazu auch noch Jesus geliebt und die Bibel gelesen hat – völlig seltsam. Ich habe nie dazugehört, wurde ausgelacht und ausgeschlossen.

Ich habe viele Dinge nicht getan, auf Partys immer davon erzählt, dass ich heiraten werde und nur mit meinem Mann schlafen möchte. Ich kannte Bibelverse noch und nöcher auswendig und habe tatsächlich immer dann, wenn mir die Tränen kamen vor lauter Ablehnung und vor lauter sich so fremd fühlen, über sein Wort und seine Verheißungen nachgesinnt, mich daran festgehalten, IHN nicht losgelassen, meinen Glauben nicht aufgegeben.

Ich wusste: Wenn ich wirklich glaube – und das tat und tue ich – dass Er und sein Plan für mein Leben, das BESTE ist, dann ist alles, was ich verpasse, nur maximal gut und meistens nicht mal das.

Er ist das Beste und er hat das Beste für mich. Auf seinen Wegen, die eben ganz anders sind als die Wege der Welt.

Und sich oftmals nicht so glorreich anfühlen, wie die Momente auf den Bühnen aussehen. Nicht im Kreis der Spötter zu sitzen bedeutet manchmal, alleine dazusitzen. Alleine in der Pause zu sitzen und alleine sein Brot zu essen. Das klingt nicht so schön wie Vers 3, oder?

Erst Jahre nach dieser Begegnung auf der Gemeindefreizeit begann mein öffentliches Wirken, erst viel später erlebte ich die ersten sichtbaren Zeichen von Gottes Wirken durch mein Leben.

Mittlerweile war ich schon aus meiner Heimat weggezogen, habe studiert, mit Social Media angefangen, bald ein erstes Buch veröffentlicht. Irgendwann einmal kam ich zurück in meine Heimatstadt, war abends unterwegs und wurde angesprochen von jemandem, mit dem ich damals in die Schule ging.

Er sprach mir seinen Respekt aus für das, was ich tue und entschuldigte sich für das, was er und andere über mich gesagt haben. Ehrlich gesagt habe ich diese Begegnung nicht gebraucht. Gott ist mir alles wert – auch wenn ich immer eine Außenseiterin bleiben würde. Dennoch nahm ich sie dankbar an.

Wenn ich so auf meinem Weg weiterlaufend einen Blick zurückwerfe, dann sehe ich ganz klar, dass sich Treue immer auszahlt, dass sie sich immer lohnt.

Unsere Treue ihm gegenüber. Und: Dass Gott treu ist und bleibt – treu zu seinem Wort, zu seinen Verheißungen und treu zu meinem und deinem Leben. Ich habe mich mit jungen Jahren verwurzelt – an einen Ort nah am Herz des Vaters, nah an die Quelle des Lebens, wie ein Baum gepflanzt an Wasserbächen. Und mein Leben ist aufgeblüht, trägt Frucht. Trotz so mancher Winter- oder Dürrezeit.

Sein Versprechen bleibt. Ich denke, es ist so simpel wie wahr: An den Früchten erkennt man die Wurzeln. Gott lädt uns ein, dich und mich, sich in ihm zu verwurzeln. Mit allem, was das beinhaltet. Also auch damit, sich gegen manches zu entscheiden, sich von Gewohnheiten, Umfeldern und anderem zu lösen, bewusst abzugrenzen und sich anzunähern an diesen Herzensort, an dem Gott erlebbar ist.

Die natürliche Folge dessen ist ein Leben voller Segen. Ich wünsche uns, dass wir das auch in diesem Jahr wieder, neu und in Fülle erleben. Gott ist treu. Und ich ihm auch. 

Dieser Artikel ist Teil der #glaubstdu-Serie

#glaubstdu ist eine Aktion des Evangelischen Presseverbands (EPV), dem zentralen evangelischen Medienhaus in Bayern. #glaubstdu läuft über verschiedene Kanäle und Formate, analog und digital - in der gedruckten Wochenzeitung Sonntagsblatt und auf unserer Online-Plattform sonntagsblatt.de, in Podcasts, Videos, Online- und Live-Events. 

Prominente Autorinnen und Autoren eröffnen neue Perspektiven auf die wichtigsten Texte der Bibel – von Adam und Eva bis Jesus, von der Arche Noahs bis zur Urgemeinde der ersten Christen. Mal ganz ernst und theologisch, mal leicht und unterhaltsam.

Alle veröffentlichten Artikel der Serie findet Ihr hier, weitere Informationen rund um das Gesamtprojekt hier sowie an dieser Stelle eine Übersicht aller geplanten Themen.

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