20 Minuten halbnackt am Kreuz hängen: Nach Aussage des Jesus-Darstellers der Oberammergauer Passionsspiele, Frederik Mayet, ist das eine anstrengende Angelegenheit. Eine Herausforderung sei erstmal der zehnminütige, leidvolle Todeskampf am Kreuz, sagte Mayet dem Sonntagsblatt.
Danach müsse er nochmal zehn Minuten "tot" am Kreuz hängen - ohne Zucken und Zittern. Das zu schaffen, sei Kopfsache, sagte Mayet. Speziell trainieren könne man es nicht, am Kreuz zu hängen. Aber er mache regelmäßig Sport und habe eine Grundfitness.
Auch Kälte macht Jesus-Darstellern zu schaffen
Auch die Kälte kann den Jesus-Darstellern zu schaffen machen: Bei den Passionsspielen 2000 habe es Jesus im Oktober auf die Dornenkrone geschneit, erinnert sich Mayet, der damals den Johannes spielte. Manche Jesus-Darsteller holten sich Wärmesalben aus der Apotheke.
Wenn Jesus vom Kreuz genommen und auf den Boden gelegt wird, gibt es als Unterlage schon mal eine Thermodecke. Auch stehe hinter den Kulissen eine Dusche für die mit Kunstblut verschmierten Darsteller des Jesus und der beiden anderen Gekreuzigten bereit. Die werde natürlich auch gerne zum Aufwärmen genutzt.
Viel Tee und warme Kleidung
Er trinke viel Tee und ziehe sich nach den Aufführungen warm an, sagte Mayet. Bis auf eine heisere Stimme habe er sich bei den Passionsspielen 2010, als er zum ersten Mal den Jesus spielte, keine Erkältung eingefangen:
"Ich bin da zum Glück relativ robust."
Befestigt am Kreuz sind Mayet und der zweite Jesus-Darsteller Rochus Rückel übrigens mit einem Klettergurt unter dem Lendenschurz. Hände und Füße sind unter gebogenen Nägeln befestigt, die Füße stehen auf einer kleinen Platte.
Die Befestigung müsse man gut anpassen, sagte Mayet. Die Nägel dürften nicht zu eng anliegen, sonst schlafen die Arme ein; sie dürften aber auch nicht zu locker sein, sonst rutschen die Arme heraus. Die meisten blauen Flecken und offene Knie bekomme er übrigens, wenn er das Kreuz tragen muss, weil er dabei immer wieder hinfalle.
Laienspiel geht auf Pestgelübde von 1633 zurück
Am 14. Mai findet die Premiere der weltberühmten Oberammergauer Passionsspiele statt. Das Stück über das Leiden und Sterben Christi wird alle zehn Jahre aufgeführt. Wegen der Corona-Pandemie musste die Passionssaison 2020 um zwei Jahre verschoben werden. Die Passionsspiele, die bis Oktober aufgeführt werden, gehen auf ein Pestgelübde aus dem Jahr 1633 zurück.