Für Schwester Doris Engelhard gehört Bier einfach zum Leben dazu. Zu jeder Mahlzeit im niederbayrischen Kloster Mallersdorf gibt es das Hopfengetränk - außer zum Frühstück.

"Ich kann mir nicht vorstellen, zu einem Schweinebraten einen Kamillentee zu trinken", sagt die Franziskanerin mit einem Schmunzeln.

Dafür, dass das Bier schmeckt, sorgt sie selbst. Seit 48 Jahren leitet Schwester Doris die kleine Klosterbrauerei der Mallersdorfer Schwestern und ist damit die einzige Nonne in Deutschland, die Braumeisterin ist.

Erstes Bier bei der Meisterprüfung

Dabei hatte sie dieses Handwerk ursprünglich gar nicht interessiert. "Ich wollte Landwirtschaft studieren, das kannte ich von zu Hause", erzählt sie. Doch weil in diesem Bereich niemand im Kloster gebraucht wurde, machte sie die Brauerei-Ausbildung.

"Mein erstes Bier habe ich bei der Meisterprüfung getrunken, mit zugehaltener Nase. Aber irgendwann habe ich es gelernt."

In ihrer Ausbildung war sie die einzige Frau unter Männern, aber im Kloster hatte sie immer ein Vorbild: Ihre Vorgängerin war ab 1933 die erste Braumeisterin der Mallersdorfer Schwestern.

Überhaupt hatten, historisch betrachtet, lange Hausfrauen die Macht über das Bier: Aus dem ursprünglichen Bierkränzchen habe sich später das Kaffeekränzchen entwickelt, erzählt die Ordensfrau. "Wenn das Bier fertig war, haben Frauen damals ihre Nachbarinnen zum Verkosten eingeladen. Das war eine ganz normale Versorgung des Haushalts."

Nach der Schule ins Kloster

Schwester Doris wurde 1949 als Walburga Engelhard in Herrieden bei Ansbach geboren. Im evangelischen Mittelfranken war sie von ihren Eltern katholisch erzogen worden und mit zwölf Jahren entschied sie sich für ein Leben im Internat in der Mädchenrealschule des Klosters Mallersdorf. Direkt nach ihrem Schulabschluss 1966 begann sie mit der Lehre, um ins Kloster eintreten zu können.

"Wir hatten in Herrieden eine ambulante Krankenschwester, die bei uns war, als meine Mutter krank war", erinnert sich Engelhard. Dieser Besuch habe sie so beeindruckt, dass sie selbst Klosterschwester werden wollte.

Im Kloster Mallersdorf sorgen die 400 Schwestern selbst für ihren Lebensunterhalt. Zusammen mit 200 Angestellten bauen sie Gemüse an, haben eine Metzgerei, eine Bäckerei und kümmern sich um alle Arbeiten, die im Kloster anfallen.

Die Braugerste, mit der Schwester Doris arbeitet, wird in der eigenen Landwirtschaft erzeugt, der Hopfen kommt von einem Bauern in der Hallertau. Daraus entsteht das Lieblingsbier der Braumeisterin: ein helles Vollbier, süffig, leicht und etwas fruchtig. Auch ein Kellerbier, ein heller Bock und in der Fastenzeit ein Doppelbock stehen auf dem Programm. Dunkles und Weißbier mag die Braumeisterin nicht, deshalb kommen ihr diese Sorten nicht in den Kessel.

Rund 3.000 Hektoliter Bier

Rund 3.000 Hektoliter Bier und 800 Hektoliter Limonaden erzeugt die Brauerei pro Jahr. Ein Drittel davon wird im Kloster verbraucht, der Rest geht an umliegende Wirtschaften und Getränkehändler oder kann im Internet bestellt werden. Den täglichen Betrieb stemmt die Chefin mit nur zwei Mitarbeitern, und ihre Arbeitstage sind lang. Um 5:30 Uhr treffen sich die Schwestern zum Chorgebet, um 7 Uhr ist Arbeitsbeginn in der Brauerei. Nach der Mittagspause um 12 Uhr wird bis mindestens 17 Uhr gebraut oder abgefüllt.

An diesem Tag fällt die Mittagspause für Schwester Doris aus. Sie muss die Stammwürze in der Sudpfanne messen, die später den Alkoholgehalt bestimmt, und die Würze ausschlagen. Dafür wird die kochend heiße Flüssigkeit zwei Etagen nach oben auf ein Kühlschiff gepumpt, einen großen, flachen Kupfertisch, auf dem der Sud abkühlt und wo sich nicht gelöste Hopfenbestandteile und ausgefallenes Eiweiß absetzen. Bevor die Hefe zugegeben werden kann, muss der Sud mithilfe von Eiswasser weiter abkühlen.

Technik hilft

Bei all diesen Schritten hilft die Technik. "Heute geht sehr viel automatisch, es ist lange nicht mehr so körperlich anstrengend wie früher", sagt Schwester Doris. Ein Teil ihrer Arbeit besteht jetzt darin, Werte am Computer zu kontrollieren und Befehle einzutippen.

"Wenn es funktioniert, ist es nicht schlecht", sagt die 74-Jährige etwas skeptisch, "aber irgendwann musst du immer den Computertechniker holen".

Die Ordensschwester, die sich das Brauen zur Leidenschaft gemacht hat, denkt noch nicht ans Aufhören. "Ich könnte jeden Tag in unser eigenes Altenheim gehen, das wäre kein Problem. Wie lange ich das noch mache, das weiß der liebe Gott." Eine Nachfolgerin gibt es im Kloster nicht, es werden immer weniger Schwestern. Sollte sie mal nicht mehr können, hofft die Betriebsleiterin darauf, die Brauerei an ihre Mitarbeiter abzugeben.

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