Kann ich als schwules oder lesbisches Paar in einer Kirche heiraten oder mich segnen lassen? Die wichtigsten Tipps und Hinweise für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der evangelischen Kirche in Bayern.

Kann ich mich als gleichgeschlechtliches Paar in Bayern segnen und trauen lassen?

Schwule und lesbische Paare können sich in Bayern in der evangelischen Kirche segnen lassen. Allerdings kann ein Pfarrer oder eine Pfarrerin eine Segnung aus Gewissensgründen ablehnen.

Wie die Regelungen für eine Segnung und Trauung gleichgeschlechtlicher Paare aussehen, erklärt die "Handreichung zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern", die bei der Landessynode in Bamberg 2019 vorgestellt wurde.

Grundlage der Regelungen bildet ein Beschluss der Landessynode aus dem Jahr 2018. Damals wurde beschlossen, dass in der bayerischen Landeskirche künftig "Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare" im Gottesdienst neben Trauungen und Gottesdiensten anlässlich einer Eheschließung möglich sind.

Worin unterscheiden sich Segnung und Trauung?

Aus evangelischer Sicht gibt es keinen Unterschied zwischen der Trauung eines heterosexuellen Paares und der Segnung eines homosexuellen Paares. Allerdings gibt es unterschiedliche theologische Auffassungen zum Thema Homosexualität und Ehe.

Die bayerische Landeskirche hat sich deshalb darauf geeinigt, diesen unterschiedlichen Ansätzen Rechnung zu tragen – und bei einem gleichgeschlechtlichen Paar von "Segnung" und nicht von "Trauung" zu sprechen. Auch können die Pfarrerinnen und Pfarrer selbst entscheiden, ob sie das homosexuelle Paar als "Ehepaar" oder "Paar" bezeichnen.

Kann der Pfarrer oder die Pfarrerin die Segnung ablehnen?

Die Pfarrer können selbst entscheiden, ob sie ein gleichgeschlechtliches Paar im Gottesdienst segnen möchte oder nicht. Die Pfarrer müssen nicht rechtfertigen und auch nicht erklären, warum sie die Segnung ablehnen. Es steht ihnen frei, sich vor dem Kirchenvorstand zu erklären und die Gründe für ihre Entscheidung zu nennen.

Wenn in einer Gemeinde mehrere Pfarrerinnen tätig sind mit unterschiedlichen theologischen Standpunkten, sollen sie sich einigen – hier ist der Kirche zufolge ein "sensibles Miteinander" gefragt. Im Zweifelsfall kann auch der Dekan oder die Dekanin oder ein Oberkirchenrat im Kirchenkreis für die konkrete Entscheidung hinzugezogen werden.

Was können gleichgeschlechtliche Paare bei einer Ablehnung tun?

Gleichgeschlechtliche Paare, die sich segnen lassen wollen, sind nicht auf ihre Ortsgemeinde angewiesen. Sie können Kontakt aufnehmen zu allen bayerischen Pfarrerinnen und Pfarrern, die bereit sind, das Paar zu segnen. Wenn der Pfarrer der Ortsgemeinde die Segnung in seiner Kirche ablehnt, so können sie sich in einer anderen Kirche segnen lassen.

Anfragen an eine Segnung können auch an ein Dekanat gestellt werden. Dort können Kontakte vermittelt werden an Pfarrerinnen und Pfarrern, die bereit sind, eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare durchführen.

Wie melden sich gleichgeschlechtliche Paare für eine Segnung an?

Für die Segnung müssen gleichgeschlechtliche Paare ein Anmeldeformular ausfüllen, das sie von dem jeweiligen Pfarramt erhalten. Jede Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares wird in ein Trau- und Segensbuch der Kirchengemeinde eingetragen. Rechtliche Grundlage dafür ist Paragraph 2 Absatz 2 und 18 der Kirchenbuchordnung (RS 332).

Wie sieht der Gottesdienst für die Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares aus?

Der Gottesdienst zur Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares sollte gemeinsam mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin geplant werden. Ein Gottesdienst könnte folgende Elemente enthalten: Der Gottesdienst beginnt mit den Glockengeläut und der Begrüßung an der Kirchentür. Es folgt Musik, die Begrüßung, ein Lied und ein Eingangsgebet. Dann gibt es die Lesungen aus der Bibel, die Predigt und ein weiteres Lied. Bei der Segnung werden die vom Paar ausgewählten Bibeltexte vorgelesen, dann folgt das Treueversprechen. Wer möchte, kann einen Ring tauschen. Anschließend segnet der Pfarrer oder die Pfarrerin das Paar. Dann feiert die gesamte Gemeinde das Abendmahl. Zum Abschluss können Fürbitten gesprochen werden, die Gemeinde wird gesegnet und es gibt weitere Lieder.