Sie leben unter dem Schutz der Kirche: 74 Geflüchtete, darunter 18 Kinder, befinden sich aktuell im Kirchenasyl der evangelischen Nordkirche. Die meisten von ihnen werden auch Weihnachten noch dort sein. Nach Angaben der Flüchtlingspastorin der Nordkirche, Dietlind Jochims, kommen sie aus Syrien, Afghanistan, aus dem Irak, Iran, Jemen und aus Russland.
Hilfe von Kirchengemeinden
Kirchengemeinden in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern haben sie aufgenommen, weil ihnen ansonsten die Abschiebung droht. Meistens sollen sie gemäß dem Dublin-Übereinkommen zurück in das erste europäische Land, über das sie eingereist sind.
Für viele ist das Gemeindehaus seit langer Zeit der erste sichere Ort. Viele Geflüchtete könnten im Schutzraum des Kirchenasyls das erste Mal seit Wochen oder Monaten wieder schlafen, sagt Jochims.
Manchen tue es gut, von ihren Erlebnissen zu erzählen, andere seien zurückhaltend. "Die oft gewaltvollen Erfahrungen in Europa haben viele erschüttert, denn Europa war für sie ein Raum der Freiheit und der Sicherheit und der Wahrung der Menschenwürde", erklärt die Flüchtlingspastorin, die zurzeit einen Anstieg von Anfragen nach Kirchenasyl beobachtet.
"Nicht bei allen sehen wir ein Kirchenasyl als angezeigt oder sinnvoll", sagt Jochims. Es werde aber immer deutlicher, wie massiv die Menschenrechte von Geflüchteten in vielen europäischen Ersteinreiseländern verletzt würden. Die Nordkirche versucht Asyl zu gewähren, wenn durch eine Abschiebung ernsthafte Menschenrechtsverletzungen, Familientrennungen oder eine gravierende Gefahr für Gesundheit, Leib oder Leben drohen. Mitberücksichtigt wird auch die Perspektive nach einem Kirchenasyl.
Die Kirchengemeinden, die Geflüchtete aufnehmen, berichten Jochims von berührenden Erlebnissen. Für die meisten sei das Kirchenasyl ein großes Geschenk, auch wenn es nur kurze Zeit dauere.
Besondere Zeit zu Weihnachten
Besonders zu Weihnachten werde viel gemeinsam gesungen, gelacht und getanzt. Oft bringen die Flüchtlinge sich auch selbst in den Gemeindealltag mit ein. So half ein Flüchtling, der in einer Kirchengemeinde im Kreis Schleswig-Flensburg Asyl bekam, regelmäßig dem Küster bei den Gottesdiensten. Aufgrund seiner Größe konnte er problemlos an den Sonntagen immer die nächste Kerze auf dem riesigen Adventskranz anzünden. Den Weihnachtsabend verbrachte er mit der Pastorin und ihrer Familie im Pastorat. Auch sein bester Freund aus der nahe gelegenen Flüchtlingsunterkunft war eingeladen.
Eine besondere Weihnachtsgeschichte ereignete sich laut Jochims 2022 in einer Kirchengemeinde auf Fehmarn. Eine afghanische Familie mit zwei kleinen Kindern, die Mutter war mit dem dritten Kind schwanger, war damals im Kirchenasyl. Ein Ehepaar, das ehrenamtlich aktiv ist, hatte sich bereiterklärt, im Zeitfenster der bevorstehenden Geburt Tag und Nacht zur Verfügung zu stehen, um die Mutter ins 60 Kilometer entfernte Krankenhaus zu fahren.
Kurz vor dem dritten Advent war es so weit. Das Ehepaar fuhr die Mutter abends ins Krankenhaus, um 23 Uhr kam ein kleines Mädchen zur Welt. Der besondere Moment verbindet diese Menschen bis heute. Das Ehepaar besucht die Familie regelmäßig, etwa einmal im Monat. Im Kirchenasyl lebt die Familie inzwischen nicht mehr.
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