Zuvor war die gebürtige Südkoreanerin in Freiburg als Bezirkskantorin tätig. Über ihren Wechsel von Baden nach Franken, wie sie zur Orgel und Kirchenmusik gekommen und weshalb sie nach dem Studium in Deutschland geblieben ist, hat Jung mit dem Sonntagsblatt gesprochen.

"Orgel ohne Kirchenmusik, das ist irgendwie unvollständig."

Frau Jung, Sie kommen ursprünglich aus Südkorea. Hatten Sie dort schon Berührungspunkte mit Kirchenmusik oder woher kam ihr Wunsch, das zum Beruf zu machen?

Hae-Kyung Jung: Was viele in Europa nicht wissen: 30 Prozent der Südkoreaner sind Christen - und sie leben das auch, etwa, indem sie jeden Sonntag in den Gottesdienst gehen. Das Christentum dort ist sehr freikirchlich geprägt, also viel mit moderner Musik, Lobpreisliedern und Chören. Ehrlicherweise bin ich nicht hier nach Deutschland gekommen, um Kirchenmusikerin zu werden - ich wollte in der Heimat von Johann Sebastian Bach "nur" Orgel studieren, weil mich das Instrument fasziniert hat. Aber ich habe schnell gemerkt: Orgel ohne Kirchenmusik, das ist irgendwie unvollständig. Also habe ich dann auch noch Kirchenmusik studiert.

"Mir war klar, dass ich in Deutschland diese wichtige und schöne Tradition der Kirchenmusik mitgestalten und weiterentwickeln will."

Sie waren 19 Jahre in der badischen Landeskirche an verschiedenen Orten als Kirchenmusikerin tätig. Hatten Sie nie den Wunsch, mit Ihrem Orgel-Wissen zurück nach Südkorea zu gehen?

Doch, das war der ursprüngliche Plan. Ich wollte zurück, doch dann bin ich kurz vor Ende des Studiums schwer erkrankt. Ich hatte Leukämie - das war eine Zäsur. Ich habe in dieser Zeit viel nachgedacht und mich auch gefragt: Wofür will ich eigentlich leben? Und dann war mir klar, dass ich in Deutschland diese wichtige und schöne Tradition der Kirchenmusik mitgestalten und weiterentwickeln will. Denn Musik schafft, was der Kirche in anderen Bereichen angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen heute oft schwerfällt: Sie baut Beziehungen zu den Menschen auf, die eher kirchenfern sind, macht sie neugierig und holt sie ab.

Jetzt der Wechsel von Südbaden nach Unterfranken - ähnliches Klima, aber andere Mentalität. Was hat Sie dazu bewogen und was wollen Sie hier in den kommenden Jahren umsetzen?

Die Städte sind sich, auch wenn Freiburg doch etwas größer ist, recht ähnlich: Sie sind akademisch geprägt, deshalb relativ jung, und zugleich sehr katholisch. Für eine profilierte evangelische Kirchenmusik ist das durchaus ein gutes Umfeld, weil man eigene Akzente setzen kann und einen Resonanzboden dafür hat. Ich will der Kirchenmusik an St. Johannis wieder etwas von ihrem früheren Glanz und ihrer früheren Glorie wiedergeben durch meine Arbeit - die lange Vakanz und die Corona-Pandemie haben zahlreiche Baustellen verursacht. Ich freue mich sehr auf die Arbeit und bin freundlich und hoffnungsfroh empfangen worden!

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