Klimaneutral in dreizehn Jahren: Dieses ehrgeizige Ziel hat sich die bayerische Landeskirche gesetzt. Erreichen will sie unter anderem mit einem Klimaschutzgesetz. 

Doch noch ist nicht klar, wann die Synode das Gesetz verabschieden kann. Auf ihrer Tagung im Herbst 2021 stimmten die Synodalen einem Dringlichkeitsantrag zu, die Klimaziele in einem eigenen Gesetz festzuschreiben. Zu den Synodalen, die den Antrag einbrachten, gehörte auch Kilian Deyerl. Er ist einer der drei Jugend-Synodalen, die von der Evangelischen Jugend in Bayern in die Synode entsendet werden.

Klimaschutzgesetz erst 2024?

Deyerl bemängelt, man lasse sich mit dem Gesetz zu viel Zeit. Wenn man wirklich bis 20135 klimaneutral werden wolle, müsse man viel schneller ins Handeln kommen. Das Klimaschutzgesetz habe ursprünglich im Herbst 2022 zur Abstimmung stehen sollen. "Nun sieht es so aus, dass man das wahrscheinlich erst bis 2024 vorlegen kann, also knapp zwei Jahre später", sagt er im Sonntagsblatt-Gespräch.

Dann hätte die Landeskirche noch elf Jahre Zeit, ihre Vorhaben umzusetzen. Doch Deyerl gibt zu bedenken, dass ein beschlossenes Gesetz Zeit brauche, bis es zu wirken beginne. Und in die Tat umsetzen müssten es schlussendlich nicht das Landeskirchenamt, sondern die Gemeinden und Einrichtungen vor Ort. "Die werden diejenigen sein, die Heizungen austauschen oder sich um die Sanierung kümmern müssen."

Die Gründe für die zeitliche Verzögerung sieht Deyerl vor allem in der finanziellen Lage der Landeskirche. Die Umsetzung sei natürlich mit erheblichen Kosten verbunden. "Und nachdem wir mit Blick auf weniger Kirchenmitglieder sowieso schon zurück bauen müssen, ist es natürlich schwierig, so ein großes Projekt von finanzieller Seite durchzubringen", sagt er. 

Kilian Deyerl
Kilian Deyerl ist einer von drei Jugend-Synodalen.

Nicht nur die Finanzierungsfrage verzögert das Gesetz

Malte Scholz bringt noch einen weiteren Verzögerungsgrund ein. Der stellvertretende Jugendsynodale ist Teil der Begleitgruppe zum Klimaschutzgesetz. Dem Sonntagsblatt sagt er, die Datenlage habe sich zwar verbessert, aber von den meisten Gemeinden fehlten noch die Verbrauchsdaten. "Und wenn wir die nicht haben, wissen wir auch nicht, was wir einsparen müssen."

Was den Verabschiedungszeitpunkt des Gesetzes angeht, schlägt er einen Mittelweg vor. Herbst 2024 wäre deutlich zu spät, sagt Scholz.

"Es sollte schon schnell gehen, denn je länger wir brauchen, desto drastischer müssen die Maßnahmen sein."

Nur: Ohne die Datengrundlage gehe es nun mal nicht. 

Diese sei aber auch noch aus einem anderen Grund wichtig: Es werde große finanzielle Einschnitte geben und er glaube, mit Daten habe man die beste Argumentationsgrundlage. "Das ist ein emotionales Thema", ist er überzeugt. 

Emotionale Fragen spielen auch eine Rolle

Das sieht auch Deyerl so. Wenn Finanzen oder Geld knapp seien, wolle man nicht direkt wieder alles für eine neue Heizung oder für eine energetische Sanierung des Gemeindezentrums ausgeben. Oder sich von Immobilien trennen. "Da hängt Identität, hängen Geschichten dran", sagt er. Trotzdem müsse man sich diesen Fragen irgendwann stellen, auch wenn damit Veränderungen und der Verlust von Handlungsspielraum einhergehe. 

Man habe in den Antrag reingeschrieben, dass Verbände, Netzwerke, Kirchengemeinden und Einrichtungen mit einbezogen werden müssten, erklärt Deyerl. Das sei der entscheidende Punkt: Die verschiedenen Akteure an einen Tisch zu bringen und miteinander darüber zu sprechen, wie man schnell vorankommen könne. Deyerl ist sicher: "Von oben herab wird man die Thematik nicht vollständig umsetzen können."

Malte Scholz
Malte Scholz ist seit Anfang 2022 Mitglied der Begleitgruppe zum integrierten Klimaschutzkonzept der ELKB und seit Juni stellvertretender Jugendsynodaler.

Klimakrise beeinflusst Zukunft drastisch

Scholz glaubt, dass Emotionen umgekehrt auch eine große Rolle dabei spielen können, die Synodalen von der Notwendigkeit des Gesetzes zu überzeugen. Es seien nun mal Lebensschicksale damit verbunden: "Unsere Zukunft wird drastisch beeinflusst von der Klimakrise." Da müsse man klar sagen:

"Leute, wir müssen jetzt vieles anders machen, sonst sieht es in den nächsten Jahren nicht sehr gut für uns aus."

Scholz betont, die ELKB sei nicht die erste Landeskirche, die ein Klimaschutzgesetz plane. In der Nordkirche gebe es schon seit 2015 eines. "Wir haben da gute Vorbilder." Seines Wissens nach sei die Landeskirche dazu im Austausch mit der Nordkirche.

Ein Dilemma

Und was passiert, wenn die Landeskirche einige Gebäude zwar verkauft und damit die eigene CO2-Bilanz verbessert, die potentiellen Nachnutzer*innen aber fröhlich weiter Schadstoffe ausstoßen? Ein Dilemma, sagt Scholz:

"Die Kirche hat einfach nicht das Geld, alle Häuser zu zu halten. Und ich glaube auch, dass es langfristig nicht möglich ist, dass wir sagen, wir renovieren alle Häuser, machen alle Heizungen neu und verkaufen sie dann."

Man könne nur versuchen, so offen und gut wie möglich damit umzugehen.