Schwierige Hängepartie

Die Aufgabe der Kreuzkirche im Stadtosten von Regensburg war längst besiegelt: 2018 feierte die evangelische Gemeinde dort ihren letzten Gottesdienst. Bereits in den sechs Jahren davor fand dieser nur noch sporadisch statt. Die Kirchengemeinde entschloss sich, das Kirchengebäude zu verkaufen. Es begann eine lange Hängepartie. Immer wieder sprangen Investoren ab.

Zuerst wollten die Altkatholiken das etwa 60 Jahre alte Kirchengebäude samt 4.650 Quadratmeter großem Grundstück kaufen, scheiterten aber an finanziellen Hürden. Anfang 2022 trat das Evangelische Siedlungswerk (ESW) auf den Plan, um 40 Sozialwohnungen und eine Kindertagesstätte auf dem Areal zu errichten.

Doch auch sie zogen sich zurück, weil man sich nach ESW-Angaben "in den Details" nicht einigen konnte.

Von Seiten der Kirchenleitung in Regensburg klingt das anders: Man habe sich nicht über den Kaufpreis einigen können, sagt Klaus Neubert von der Kirchenverwaltungsstelle in Regensburg.

Endlich: "Die Kreuzkirche ist verkauft"

Insgesamt seien noch mehr Bewerber im Rennen um die Vergabe gewesen, doch zum Abschluss kam es dabei nie.

Dabei handelt es sich nach Kirchenaussagen um ein attraktives Grundstück mit hohem Grünanteil in dem ansonsten eng bebauten Stadtosten.

Doch nun, im dritten Anlauf, scheint es gelungen: Der Verkauf ist notariell besiegelt. Realisieren will das Projekt ein Regensburger Bauunternehmen mit etwa 180 Mitarbeitern.

Bei den geplanten Sozialwohnungen und der Kindertagesstätte soll es laut Kirchenleitung bleiben.

"Ein guter Tag für die evangelische Kirche in Regensburg, die Kreuzkirche ist verkauft", sagt der Regensburger Regionalbischof Klaus Stiegler.

Es entstehe nun ein "neuer kirchlicher Hotspot" im Stadtosten. Mit den derzeit geplanten Sozialwohnungen und der Kindertagesstätte sei Kirche "ganz neu, näher und besser für die Menschen präsent als bisher", sagt er.

Kirchenimmobilien - bayernweites Thema

Damit die Kirche auch in Zukunft handlungsfähig bleibt, stößt sie derzeit eine Reihe von sanierungsbedürftigen oder nicht erhaltenswerten Immobilien ab.

So schmerzhaft der Abschied auch sei, "keiner Gemeinde wird eine Kirche weggenommen, die noch aktiv ist", sagt der Regensburger Dekan Jörg Breu.

Sinkende Mitgliederzahlen und reduzierte Kirchensteuereinnahmen machen bayernweit die Aufgabe kirchlicher Immobilien notwendig. Im Kirchenkreis Regensburg werden im Januar 2024 auch die Christuskapelle in Büchlberg (Kreis Passau) und im April die Friedenskirche in Hunderdorf (Kreis Straubing-Bogen) entwidmet. Auch hier wird es kein leichtes Unterfangen werden, diese Immobilien an den Mann zu bringen.

Der Verkauf der Kreuzkirche ist von der Kirchenaufsicht bereits genehmigt, sagt Neubert. Die baurechtliche Genehmigung der Stadt stehe noch aus. Eine Machbarkeitsstudie habe gezeigt, dass die Bebauung mit Sozialwohnungen und Kindertagesstätte auf dem Areal möglich ist. Wie rentabel das Grundstück für den Investor wird, sprich: wie dicht gebaut werden darf, sei noch offen. Bislang waren auf dem Gelände etwa 1.500 Quadratmeter Grünfläche eingeplant.

Weitere Umbauten geplant

Für den Kirchenverwaltungsmann Klaus Neubert ist der Verkauf der Kreuzkirche zu einer harten Geduldsprobe geworden. Zu lange habe die Realisierung des Projekts gedauert, sagt er. Und mit Blick auf die Immobilienpreise habe die lange Dauer die Kirche auch Geld gekostet.

"Das ist einfach nervig, weil die Erlöse zur damaligen Zeit höher gewesen wären als jetzt", sagt er.

Mit dem Verkaufserlös, zumindest einem Teil davon, soll die unter Denkmal stehende Neupfarrkirche, die älteste evangelische Kirche Regensburgs, zur Citykirche umgebaut werden. Zumindest diese Pläne dürften mit dem Verkauf der Kreuzkirche näher gerückt sein.

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