Ostern ist das älteste und bedeutendste Fest des Christentums. In ihren Botschaften zum Osterfest, aber auch in ihren Predigten zum Karfreitag haben leitende Geistliche aus Bayern ihre Hoffnung auf ein Ende von Unrecht und Gewalt betont - vor allem auch im Blick auf den Krieg in der Ukraine.

 

Regionalbischöfin Greiner: Auferstehung gibt Hoffnung

Sonntag, 9. April 2023, 13.32 Uhr: Die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner betonte, Auferstehungserzählungen gäben Hoffnung:

"Unsere Zeit braucht Menschen mit starker Hoffnung in vielfacher Hinsicht."

Dies gelte etwa für die Kirche, deren Mitgliederzahlen "im freien Fall" seien, oder auch für die Gesellschaft: "Die Erziehungsprobleme in Schulen und Familien nehmen zu." Auch die Erde brauche Menschen mit starker Hoffnung. "Die ökologische Krise ist umfassend". Kriege zerstörten Menschenleben an vielen Orten, "nun sogar vor unserer Haustür".

Würzburger Bischof Jung: "Sind gefordert, Kirche neu zu denken"

Sonntag, 9. April 2023, 11.00 Uhr: Grabwächter wollen nach Ansicht des Würzburger katholischen Bischofs Franz Jung "an ihrer Wirklichkeit festhalten, auch wenn sie sich im Grunde erledigt hat". Jung erinnerte in seiner Predigt am Ostersonntag im Würzburger Kiliansdom daran, dass sich die Hohepriester und Pharisäer nach dem Tod Jesu Grabwächter von Pontius Pilatus erbeten hatten.

"Grabwächter wollen mit Gewalt eine Vergangenheit festschreiben, die es nicht mehr gibt", erläuterte Jung. Und sie bezahlten dafür mitunter einen "hohen Preis", wie man gerade im Krieg in der Ukraine erleben könne. "Da überzieht ein Machthaber sein Nachbarland mit einem Vernichtungskrieg, weil er von seiner Version der Geschichte nicht lassen will und glaubt, sie herbeibomben zu können."

Grabwächter gebe es aber auch in der katholischen Kirche: "Wir diskutieren in der Kirche, ob sich eine überkommene Sozialgestalt wirklich festhalten lässt, oder ob wir nicht gefordert sind, Kirche insgesamt neu zu denken." Auch in der Wirtschaft könne man beobachten, wie Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, weil der Generationenwechsel nicht klappt.

"Aus Angst vor dem Leben sich an Totes klammern, das kann nicht lange gutgehen", sagte Jung. Am Morgen der Auferstehung Jesu fielen die Grabwächter einfach um, ohne irgendetwas ausgerichtet zu haben. "Ihre Konstruktion der Wirklichkeit hält dem Leben Gottes nicht stand", erläuterte der katholische Würzburger Bischof weiter.

Regionalbischof Stiegler: Ostern ist Hoffnungsnahrung für die Seele

Sonntag, 9. April 2023, 10.45 Uhr: Nach Überzeugung des evangelischen Regensburger Regionalbischofs Klaus Stiegler ist Ostern eine "Hoffnungsnahrung für die Seele". Die Kraft des auferstandenen Jesus Christus gebe der Welt insgesamt eine "österliche Perspektive", sagte er am Ostersonntag in der Christuskirche Beilngries (Kreis Eichstätt) laut Predigtmanuskript.

Noch nie habe es eine Welt gegeben, in der alles gut war, führte er weiter aus. Aber die in der Osterbotschaft verbreitete Hoffnung "beharrt darauf, dass für Gott keine Verletzung unheilbar, kein Bruch im Leben unwiderruflich und keine Katastrophe, nicht einmal der Tod, endgültig ist". Aus diesem Grund seien Christenmenschen "hemmungslos Hoffende", betonte er.

Bedford-Strohm: Osterbotschaft ist immer wieder Kraftquelle

Sonntag, 9. April 2023, 10.03 Uhr: Menschen können in guten und schlimmen Zeiten laut dem bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm "immer wieder von Neuem Kraft und Zuversicht" aus der Osterbotschaft schöpfen. "Der Tod hat nicht gesiegt. Das ist am Grab bei Jesus so. Und das wird auch bei mir so sein. Und das wird am Ende auch die ganze Welt erfahren", sagte Bedford-Strohm am Samstagabend im Osternachtgottesdienst in der evangelischen Erlöserkirche Bad Kissingen. Das BR-Fernsehen übertrug den Gottesdienst live.

Bedford-Strohm zitierte den Literaturnobelpreisträger und KZ-Überlebenden Imre Kertezs: Für das Böse in der Welt gebe es "immer eine vernünftige Erklärung". Wirklich unerklärbar sei das Gute. "Das Gute ist irrational, ein Wunder. Das Wunder des Guten", erläuterte der Bischof. Für Christen sei "die göttliche Kraft der Auferstehung dieses Wunder". Man erlebe dieses Wunder in "vielen kleinen Auferstehungen, als Ostermomente in unserem eigenen Leben und in dieser Welt". Diese könnten Begegnungen oder auch Erlebnisse sein.

Der Landesbischof nannte als Beispiel für eine der "vielen kleinen Auferstehungen" die Aktion "Wärmewinter" von evangelischer Kirche und Diakonie, an der sich in allen Landeskirchen viele Gemeinden beteiligt hatten. "Wir hatten so viel Sorge um den möglichen Kältewinter", erinnerte Bedford-Strohm. Doch dann habe man "so viel Wärme" erlebt, vor allem "viel menschliche Wärme". In Nürnberg etwa habe er selbst erlebt, "wie ein tolles Team von Ehrenamtlichen" 800 Essenstüten ausgegeben habe: "Lauter Ostermomente!"

Der Fernsehgottesdienst wurde unter anderem von Gemeindepfarrerin Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk und dem Bad Kissinger Gospelchor "PraiSing" unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche gestaltet.

Bamberger Weihbischof: Christen müssen "auf Seite des Lebens stehen"

Sonntag, 9. April 2023, 10.01 Uhr: Christen müssen nach Ansicht des Bamberger Weihbischofs und Diözesanadministrators Herwig Gössl "immer auf der Seite des Lebens stehen". Dies bedeute zunächst einmal "ganz klar gegen die Ausbeutung und Zerstörung der Schöpfung" zu sein, die "unsere gemeinsame, natürliche Lebensgrundlage ist", sagte Gössl laut Mitteilung des Erzbistums.

Darüber hinaus müssten sich Christen "für den Lebensschutz einsetzen von der Zeugung bis zum natürlichen Tod", erläuterte der Weihbischof. Der Einsatz für Leben bedeute auch, Krieg und Bürgerkrieg alle Gewalt zu bekämpfen: "Wenn möglich, mit friedlichen Mitteln. Aber wo dies nicht gelingt, dann auch mit den Mitteln legitimer Selbstverteidigung."

An Ostern feierten Christen "das Leben - mitten im Tod". Die Begegnungen mit dem Tod machten bewusst, "wie hauchdünn die Wand ist, die uns von ihm trennt". Ostern bringe Hoffnung und Zuversicht und sprenge die Vorstellung, dass mit dem Tod alles vorbei sei: "Nicht Gewalt, Krieg und Vernichtung haben das letzte Wort", sondern Gott: "Und dieses Wort heißt: Leben!"

Zukünftiger Landesbischof Kopp: "Osterbotschaft ist ein festes Fundament"

Sonntag, 9. April 2023, 10.00 Uhr: Als festes Fundament hat der Münchner Regionalbischof Christian Kopp die Osterbotschaft in seiner Predigt am Ostersonntag (9. April) in der Lukaskirche bezeichnet. Die Botschaft des auferstandenen Christus von der "unfassbaren Liebe Gottes zu jedem Menschen" gebe Menschen einen sicheren Stand in schwierigen Lebenssituationen, sagte der Theologe laut Redemanuskript.

Er habe das selbst wieder Ende März bei seiner Wahl zum Landesbischof der bayerischen evangelischen Kirche gespürt, sagte Kopp. Im "Konzert der Stimmen in meinem Kopf" habe ihm das Beten geholfen und die Gewissheit: "Da ist Gott an meiner Seite." Kopp war nach vier Sitzungstagen der Landessynode im siebten Wahlgang knapp mit 56 Stimmen gewählt worden. Er tritt das Amt am 1. November an.

Zum festen Grund des Glaubens gehöre es auch, "das Ziel im Blick zu behalten". Menschen in Entscheidungsprozesse einzubinden, sei wichtig: "Jeder Mensch will spüren, dass sein oder ihr Beitrag zum Ganzen wichtig ist." Wer keine Aufmerksamkeit bekomme, könne leicht bitter werden. Doch "bittere und grantige Leute braucht kein Mensch", sagte der Regionalbischof.

Die Ostertage seien "eine Seh-Schule" für das Leben: Die Begeisterung des Palmsonntages münde in der "Stille und Fassungslosigkeit" des Karfreitags. Am Ostermorgen werde dann aus der totalen Dunkelheit das hellste Licht. Doch auch, wenn Ostern ein Geheimnis bleibe, stünden Christen laut Kopp in der Gewissheit: "Die Hoffnung stirbt nicht. Der Tod hat nicht das letzte Wort."

Bischof Oster: Osterbotschaft macht freier von Angst

Samstag, 8.  April 2023, 23 Uhr: Nach den Worten des Passauer katholischen Bischofs Stefan Oster erlebt die westliche Hemisphäre derzeit eine Welt im Umbruch. Auch die Kirchen seien im Umbruch, sagte er am Sonntag in seiner Osterbotschaft im Passauer Stephansdom laut Mitteilung. Nicht wenige Menschen hätten Angst, Angst vor der Zukunft, vor Krieg, Klimawandel, dem Auseinanderbrechen der Gesellschaft oder auch der Kirchen.

Diese Angst könne lähmen, aber auch zu panischem Aktionismus führen: Beides sei wenig hilfreich, betonte Oster. Christinnen und Christen hörten in diesen Tagen "den Ruf des gekreuzigten und auferstandenen Jesus: Fürchtet euch nicht!" Wenn Menschen diese Nachricht von der Auferstehung an sich heranließen und sich mit Jesus innerlich verbänden, könne das freier von Angst machen, führte Oster aus. Es könne "in ein Engagement führen, das ruhig und trotzdem entschieden all dem begegnet, was uns bedrängt - in Kirche und Gesellschaft".

EKD-Ratsvorsitzende Kurschus: Ostern "Fest des Widerstandes"

Freitag, 7. April 2023, 18.00 Uhr: Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, warnte mit Blick auf den Ukraine-Krieg vor einem Schwarz-Weiß-Denken. Im Moment brauche es beides: "eine starke Möglichkeit der Ukraine, sich zu verteidigen, und jederzeit das Bemühen, ins Gespräch zu kommen und die Waffen zum Schweigen zu bringen", sagte sie im "Interview der Woche" im Deutschlandfunk.

Sie gebe die Hoffnung auf Gespräche für ein Ende des russischen Angriffskriegs nicht auf, sagte die westäflische Präses. Wenn jeder Ruf nach Verhandlungen als "naiv und unmöglich" verurteilt werde, mache sie nicht mit. "Verhandlungen müssen herbei verhandelt werden", betonte sie. Dem "Kölner Stadt-Anzeiger" sagte Kurschus, um Frieden zu schließen, müsse man nicht zu Freunden werden: "Es reicht, die Feindschaft zu überwinden."

Auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs könne Ostern gefeiert werden, weil Ostern "ein Fest des Widerstands mitten im Tod und mitten im Elend" sei, sagte die Theologin im Deutschlandfunk. Aus der Osterbotschaft resultiere die Verantwortung, "zu Protestleuten gegen den Tod" zu werden.

Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck rief dazu auf, sich mit Menschlichkeit gegen Gewalt und Leid in der Welt zu stellen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sei ein "Karfreitag unserer Kultur", sagte er laut Predigttext beim Karfreitags-Kreuzweg in Bottrop. Angesichts des Leids seien Mitmenschlichkeit und Widerstand nötig. "Widerständige Menschlichkeit" widerstehe dem Recht des Stärkeren und trage zur Stärke des Rechts bei, sagte er.

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Ralf Meister erinnerte daran, dass es in Zeiten des Leides auch Zeichen der Hoffnung gebe. Gott sei den Menschen auch im Leiden nah, sagte er laut Predigtmanuskript im Kloster Loccum.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte in seiner Karfreitagspredigt im Limburger Dom, Gott höhle den Tod von innen aus, dazu müsse der Sohn ins Reich des Todes hinab. "Seit Gottes Sohn für uns den Tod erlitten hat, trennt unser eigener Tod uns nicht mehr von Gott", erklärte der Limburger Bischof.

Regionalbischof Stiegler: Gott solidarisiert sich mit den Menschen

Freitag, 7. April 2023, 11.30 Uhr: Der Regensburger evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler hat in seiner Karfreitagspredigt die Solidarität Gottes mit den Menschen betont. Wenn Christinnen und Christen an Karfreitag weltweit des am Kreuz gestorbenen Gottessohnes gedenken, scheinen Hoffnung und Trost bereits auf, sagte er am Freitag in der Dreieinigkeitskirche laut Predigtmanuskript.

Auch Jesus Christus habe am Kreuz von Golgatha geglaubt, von allen verlassen zu sein, so wie auch die Menschen immer wieder "Karfreitagserfahrungen" hätten. Das Tröstende aber sei, dass bei allem menschlichen Elend, dem Leid und Schmerz, die Menschen einander zufügen könnten, sie niemals ganz alleine seien, sagte der Regionalbischof: "An Karfreitag feiern wir den bis in die tiefsten Abgründe unseres Lebens hinein solidarischen Gott." Denn noch im Augenblick der "Karfreitagsverzweiflung" gehe bereits ein österliches Lebenslicht auf, sagte der Regionalbischof.

Regionalbischof Kopp plädiert für mehr Gespräche und Nächstenliebe

Freitag, 7. April 2023, 10.00 Uhr: Ein Plädoyer fürs mitmenschliche Gespräch und für die Nächstenliebe hat der Münchner Regionalbischof Christian Kopp in seiner Karfreitagspredigt gehalten. "Die Müdigkeit in der Welt nach Corona ist gerade mit Händen zu greifen", sagte Kopp laut Redemanuskript am Freitag im Radio-Gottesdienst des Bayerischen Rundfunks (BR). Menschen seien erschöpft von Diskussionen und Beschränkungen, der Krieg in der Ukraine verstärke die Unsicherheit. Kopp warnte in seiner Predigt in der Erlöserkirche Herrsching jedoch vor einfachen Antworten auf die Komplexität des Lebens. Stattdessen plädierte er für ehrliche Gespräche:

"Redet miteinander. Suche dir einen Menschen, der dir zuhört und dich versteht."

Den Gedanken der Nächstenliebe bezeichnete Kopp als Verdienst der jüdisch-christlichen Tradition: "Wir wollen nicht Menschen sein ohne die Anderen." Die Situation im besetzten Jerusalem vor rund 2.000 Jahren erinnere ihn teilweise an die Situation der Ukraine heute. Die Römer damals seien berüchtigt gewesen für ihren "unfassbar brutalen Umgang mit den Menschen".

Die Informationen über Gräueltaten in ukrainischen Ortschaften zeigten, "wie viel Leid Hass und Krieg über Menschen bringen", sagte Kopp, der am 1. November das Amt des bayerischen Landesbischofs antritt. Christen dürften sich damit niemals abfinden und niemals schweigen, wenn anderen Gewalt angetan werde.

Am Karfreitag, an dem Christen weltweit des Kreuzestods Jesu Christi gedenken, sprach Kopp auch die Unerträglichkeit des Tods an. "Der Tod raubt uns alle Beziehungen", sagte der Regionalbischof. Wenn ein naher Mensch sterbe, sei "für eine schreckliche Zeit alles zu Ende". Dieses Kreuz müsse jeder alleine tragen. Dennoch könne Gemeinschaft helfen, das Entsetzliche auszuhalten. "Nähe ist eine gute Medizin für traurige Menschen", sagte Kopp und ermutigte Betroffene dazu, Menschen zu suchen, mit denen sie "gut über Trauriges" sprechen könnten.

Bedford-Strohm ruft russische Christen zu Widerstand gegen Krieg auf

Donnerstag, 6. April 2023, 10.55 Uhr: Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat die Christen in Russland zum Protest gegen den Angriffskrieg gegen die Ukraine aufgerufen. Er rufe die "Schwestern und Brüder in der russischen Kirche" auf, diesen "illegalen und unmoralischen Angriffskrieg" der russischen Armee nicht länger hinzunehmen, sagte Bedford-Strohm in seiner Osterbotschaft und ergänzte: "Wehrt euch dagegen! Lasst uns alle gemeinsam Wege heraus aus diesem Verderben für die ukrainische und die russische Nation finden!"

Mehr als zwei Milliarden Christen weltweit vereine in diesen Tagen die Freude über die Auferstehung Jesu Christi, die sie an Ostern feiern. Menschen, die durch schlimme Zeiten gegangen seien, hätten durch die Osterbotschaft "Kraft und Zuversicht" gewonnen.

"Der Tod hat nicht gesiegt. Das ist am Grab bei Jesus so. Und das wird auch bei mir so sein. Und das wird am Ende auch die ganze Welt erfahren", sagte Bedford-Strohm.

Denn die Auferstehung Jesu Christi "gibt uns Kraft in der Seele", betonte der Landesbischof.

Die Botschaft von der Auferstehung sei darum so glaubwürdig, weil Jesus die Gewalt und den Tod selbst erlitten habe, sagte Bedford-Strohm weiter. Jesus stehe an der Seite aller Menschen, die unter Gewalt und Krieg litten, wie zurzeit in der Ukraine: "Lasst uns als Christinnen und Christen den Schrei Jesu Christi am Kreuz in den Ruinen der zerstörten ukrainischen Städte hören!" Wenigstens die Kirchen sollten alle Feindschaft überwinden "und an der Seite des Gekreuzigten in den geringsten seiner Schwestern und Brüder stehen".

Marx: Krieg darf sich nicht jahrelang hinziehen

Donnerstag, 6. April 2023, 00.05 Uhr: Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx hat angesichts des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine die Verantwortlichen auf allen Ebenen aufgerufen, "Wege zu suchen und zu finden, diesen Krieg zu beenden". Es müsse erreicht werden, dass "nicht Tausende von Menschen weiter sterben, Hass über Generationen gesät wird und eine weltweite Aufrüstung stattfindet", die letztlich zu Lasten der Armen gehe, sagte Marx laut Manuskript in seiner Predigt am Karfreitag (7. April) zum "Kreuzweg der Völker", teilte das Erzbistum mit. Die traditionelle Karfreitagsprozession in der Münchner Innenstadt wird in der Jesuitenkirche St. Michael eröffnet. Die Prozession zieht dann zum Marienplatz, wo bei der Kreuzwegandacht für einen gerechten Frieden in der Ukraine gebetet wird.

In der Ukraine finde "durch den Angriffskrieg in der Verantwortung von Präsident Putin ein furchtbarer Kreuzweg statt", sagte Marx. Die Verteidigung gegen einen Angreifer sei gerechtfertigt und deswegen auch die Unterstützung derer, die angegriffen werden.

Dennoch dürfe laut dem Kardinal "nicht hingenommen werden, dass sich ein Krieg über Jahre hinzieht, ohne dass auch nur sichtbar wird, wie das enden soll".

Die Rhetorik von Sieg und Niederlage helfe nicht weiter, sondern führe in eine falsche Richtung. Auch werde laut Marx eine Aufrüstung die Welt nur unsicherer machen.

Der Erzbischof wies auf Parallelen hin zwischen dem Leidensweg Jesu in Jerusalem vor 2000 Jahren und dem "realen schrecklichen Kreuzweg von Völkern und vielen einzelnen Menschen mit ihren persönlichen Lebensschicksalen". Viele dieser Kreuzwege blieben ungenannt oder würden von der Öffentlichkeit und den Medien übersehen. Oder sie stünden einmal kurz im Blickfeld und würden wieder aus der Wahrnehmung verschwinden, obwohl die Probleme und die Folgen der Katastrophen manchmal über Jahrzehnte blieben. Er stelle sich die Frage, ob der Krieg in der Ukraine auch bald "zu einer so alltäglichen Nachricht" werde. Das dürfe nicht sein, betonte der Kardinal.

Regionalbischöfin: Gott ist bei den Verzweifelten

Mittwoch, 5. April 2023: Die Nürnberger evangelische Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern predigt im Karfreitags-Gottesdienst (7. April, 10 Uhr) in der Nürnberger Lorenzkirche darüber, dass Gott auf der Seite derer steht, die zu Opfern gemacht werden. Er sei da, "wo die Ungerechtigkeit zum Himmel schreit", so die Regionalbischöfin, heißt es in einer Mitteilung. Sie betont weiter, wenn noch so viele Fake News glauben machten, Gott stehe den Aggressoren dieser Welt bei, wenn sogar eine Kirche sich nicht zu schade dafür sei, sich den Mächtigen anzudienen,

"seit Karfreitag ist die Botschaft nicht mehr aus der Welt zu bringen: Gott selbst ist bei den Verzweifelten, den sinnlos Sterbenden, den ihrem Schicksal Ausgelieferten".

Den Gottesdienst in der Lorenzkirche gestaltet Hann von Weyhern gemeinsam mit Pfarrerin Claudia Voigt-Grabenstein. Der Bachchor St. Lorenz singt unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Matthias Ank Ausschnitte aus der Johannespassion von Johann Sebastian Bach, sowie Felix Mendelssohn-Bartholdys "Ihr Töchter Zions".

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden