Das Besondere daran: Claudia Kühner-Graßmann und Tobias Graßmann (beide 34) bringen Erfahrungen in der Spätaussiedler-Seelsorge mit. Tobias Graßmann hat sich in der Nürnberger SinN-Stiftung engagiert und hat Russisch-Sprachkenntnisse. Im Würzburger Stadtteil Heuchelhof leben viele Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion.

Graßmann hat Russischkenntnisse

Graßmann kennt die Situation in Würzburg - von 2014 bis 2016 hat er sein Vikariat, also seinen Vorbereitungsdienst als Pfarrer, im Stadtteil Grombühl absolviert. "Dort leben auch viele Menschen, die russische Wurzeln haben", erläuterte er. Sein Vater sei zudem Pfarrer im Augsburger Uni-Viertel gewesen - auch dort gebe es "eine starke postsowjetische Community": "Das ist ein Handlungsfeld, das mich interessiert."

Dass er Russischkenntnisse habe, sei von Vorteil: "Es ist immer besser, wenn man Menschen in ihrer Sprache ansprechen kann und nicht für alles Dolmetscher braucht."

Pfarrer*innenpaar will auf Spätaussiedler zugehen

Das Bewerbungsverfahren für die Stelle am Heuchelhof hatte zwar schon vor dem russischen Überfall auf die Ukraine begonnen.

"Nachdem es diesen Vorfall mit den Schmierereien gab, musste ich schon erst einmal kurz durchschnaufen",

sagte Kühner-Graßmann. Seit März 2020 ist sie Vikarin in der Nürnberger Kirche St. Leonhard im Stadtteil Schweinau, in dem ebenfalls viele Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion wohnen.

Beide wollen in ihrer Gemeindearbeit auf die Spätaussiedler-Gemeinde, in der es viele evangelische Christen gibt, zugehen:

"Wir machen das in gewisser Weise jetzt zu unserer 'Mission'."

Täter hatten russisches Kriegssymbol an Kirche geschmiert

Ende März hatten bislang unbekannte Täter mehrfach das russische Kriegssymbol "Z" an die Würzburger Gethsemane-Kirche geschmiert. In Russland wird der lateinische Buchstabe "Z" an Autos, Gebäuden oder auf T-Shirts gezeigt, um Zustimmung zum Krieg Russlands gegen die Ukraine zu demonstrieren. Das Symbol soll für "Za Pobedu" ("Für den Sieg") stehen.

Die Polizei ermittelt wegen "gemeinschädlicher Sachbeschädigung" sowie wegen des Anfangsverdachts einer Straftat nach Paragraf 140 des Strafgesetzbuches, also wegen der Belohnung und Billigung von Straftaten.

Tobias Graßmann sagt, er habe sicher keine Sympathien für den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

"Aber wir müssen die Türen offen halten für Menschen mit russischen Wurzeln."

Es bestehe die Gefahr, "eine ganze Menschengruppe" wegen Putins Handeln zu diskreditieren.

 

Anm. d. Red.: In der ersten Version des Artikels wurde die Rolle von Claudia Kühner-Graßmann im Vergleich zu der ihres Ehemannes unterschätzt. Wir bedauern den Fehler und bitten um Entschuldigung.