Markus Ambrosy ist Dekan für den Dekanatsbezirk Fürstenfeldbruck. Im Sonntagsblatt-Gespräch erklärt er, welche Themen ihn besonders beschäftigen - und wie sich Kirche verändern muss.

Was möchten Sie in den nächsten Jahren erreichen als Synodaler?
Dass wir uns offen und ehrlich der Tatsache stellen, nicht mehr die Volkskirche zu sein, die wir lange, lange Zeit waren. Und aufgrund dieser Einsicht einen Transformationsprozess beginnen, der unsere Vergangenheit ehrt, sich aber realistisch einer Zukunft von evangelischer Kirche stellt, die eine andere sein wird und auch sein darf.

Welche Themen möchten Sie in der Landessynode vorantreiben?

Das Thema Finanzen ist bei vielen ungeliebt, aber eminent wichtig. Wenn wir hier nicht in vielem umzudenken bereit sind, fallen uns alle geplanten Transformationsprozesse vor die Füße. Kurz: Wir müssen einmal (und nicht nur bei der Verabschiedung des jeweiligen Haushaltes) sehr grundsätzlich darüber reden, wie sich eine Kirche künftig finanzieren lässt. Ich möchte mir lieber jetzt darüber Gedanken machen, als dann ständig Sorgen.

Was reizt Sie am Amt des Synodalen?

Immer besser zu verstehen, wie diese großflächige Kirche ‚tickt‘. Welche Themen wo, warum und für wen wichtig sind. Und dazu auch die jeweiligen Personen kennen zu lernen. Bei aller Anstrengung, die Synodenarbeit auch mit sich bringt, empfinde ich das als echte Bereicherung.

Wie engagieren Sie sich in Ihrer Gemeinde vor Ort?

Zeit für gemeindliches Engagement ist für einen Dekan nur sehr begrenzt möglich. Wo ich mich aber intensiv einbringe, ist die anstehende Renovierung unserer Erlöserkirche anlässlich ihres anstehenden 100. Geburtstages. Dabei geht es natürlich zunächst um Baufragen. Genauer gesehen aber auch um die Frage, was Kirche heute und vor allem morgen sein soll und wofür sie steht. Kirchen sind immer mehr als nur Gebäude.

Wo muss Kirche besser werden?

Wir leisten uns zahllose Parallelstrukturen in unserer Kirche, die große Mengen an Personal, Zeit und Finanzen aufbrauchen. Dieses Nebeneinander können wir uns auf Dauer aber nicht mehr leisten und sollten es auch nicht tun. Hier müssen wir einfach effektiver und effizienter werden.

Wie bewerten Sie das Thema "Digitalisierung" im Bereich von Kirche und Diakonie?

Im Moment ist es für mich vor allem ein Container- Begriff, den jeder mit anderen Inhalten füllt und m.E. gelegentlich wie ein Allheilmittel für die Kirchenkrise gehandelt wird. Eine Begriffsklärung fände ich sinnvoll und angebracht, wovon genau wir eigentlich reden.


Wie schätzen Sie die Zukunft der Kirche ein: Wo stehen wir in zehn Jahren?

Die Auflösung der jetzigen volkskirchlichen Strukturen wird weiter vorangeschritten sein. Weniger Mitglieder, weniger Finanzen und weniger Personal - nüchtern ist davon auszugehen. Darauf zu reagieren, wird viel Kraft kosten. Am meisten werden wir aber mit dem kontinuierlichen Relevanzverlust von Kirche in unserer Gesellschaft zu kämpfen haben. Hier eine tragfähige theologische Antwort zu finden, sehe ich als größte Herausforderung.