Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., hatte Anfang Januar der neuen orthodoxen Kirche der Ukraine die vollständige Eigenständigkeit zuerkannt. Bartholomäus hat den Ehrenvorsitz für die weltweit rund 300 Millionen orthodoxen Christen inne. Aus Sicht der russisch-orthodoxen Kirche verstößt deren Gründung gegen das Kirchenrecht, weil es in einem bestimmten Land nur eine orthodoxe Kirche geben kann und in der Ukraine eine solche bereits existiert - unter Moskauer Patriarchat. Die russisch-orthodoxe Kirche hatte in der Folge die eucharistische Gemeinschaft mit den anderen orthodoxen Kirchen aufgelöst.

Eigenständigkeit der Kirche

In dem Offenen Brief heißt es weiter: Das "offiziell verlautbarte Ziel" des Patriarchats von Konstantinopel, eine kirchliche Einigung in der Ukraine herbeizuführen, sei nicht erreicht worden. Die Autonomie-Erklärung habe nicht nur den Graben zwischen den orthodoxen Gläubigen in der Ukraine vertieft und die Spaltung zementiert, sondern innerhalb der gesamten orthodoxen Kirche zu "extremen Verwerfungen" geführt, schreibt Erzbischof Mark. Er kritisiert in dem Schreiben, dass die europäische Öffentlichkeit den grundlegenden Streit ignoriere.

Auch in Deutschland hat der Streit um die Abspaltung der ukrainisch-orthodoxen Kirche Folgen. Schon vor dem Offenen Brief war bekanntgeworden, dass die russisch-orthodoxen Bischöfe nicht mehr an Versammlungen der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland teilnehmen. "Schweren Herzens haben wir entschieden, die Mitarbeit der Vertreter unserer Diözese in allen Gremien, für die die Orthodoxe Bischofskonferenz federführend ist und in denen Geistliche den Vorsitz innehaben, die dem Patriarchat Konstantinopel unterstehen, bis auf weiteres ruhen zu lassen", schreibt Erzbischof Mark in dem Brief.