Die beiden großen Kirchen appellieren an die Bürger*innen, ihre Stimme bei der Bundestagswahl im September abzugeben. Eine lebendige Demokratie bedürfe der Teilhabe und des Engagements der Menschen, hieß es in einem am Mittwoch verbreiteten Wahlaufruf des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich-Bedford-Strohm. Dazu gehöre, sich ein eigenes Urteil zu bilden und das eigene Wahlrecht auszuüben.
Kirchen: "Politischen Weg unseres Landes aktiv mitgestalten"
Die christlichen Kirchen sähen sich in der Mitverantwortung für das demokratische Gemeinwesen, erklärten Bedford-Strohm und Bätzing in dem Aufruf. "Wir bitten die Bürgerinnen und Bürgern, den politischen Weg unseres Landes aktiv mitzugestalten." Gerade vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe und der Auswirkungen der Corona-Pandemie sei die gesamte Gesellschaft gefragt. Vor allem in der Pandemie hätten sich Fragen nach Gleichheit, Gleichwertigkeit und Menschenwürde, aber auch nach der Freiheit des Menschen und nach Solidarität und Gerechtigkeit neu gestellt.
"Wir alle sind aufgefordert, unser Wissen und unsere Fähigkeiten für das Gemeinwohl einzubringen", schrieben die beiden Bischöfe. "Die Starken helfen den Schwachen, so entsteht ein sozialer Ausgleich." In der nächsten Legislaturperiode stünden vor allem Fragen der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik, des Sozialstaats, der Digitalisierung, des Klimawandels sowie eine an der Würde und den Bedürfnissen der Menschen orientierte Flucht- und Asylpolitik auf der politischen Agenda. Dabei müsse ein achtsames, solidarisches und gerechtes Miteinander der Polarisierung der Gesellschaft entgegenwirken und die Gefühle von Zusammenhalt und Gemeinschaft stärken.
Klare Absage an Extremisten und Populisten
"Populistischer Stimmungsmache und hetzerischer Rede muss klar und unmissverständlich entgegengetreten werden", erklärten Bätzing und Bedford-Strohm: "Gegenüber extremistischem Gedankengut sind rote Linien zu ziehen." Die Würde des Menschen sei oberster Maßstab für das Handeln in Politik und Gesellschaft.