Förderung des spirituellen Angebots

Christliches Yoga, Kontemplation, meditativer Tanz, Naturspiritualität: Mit einem breiten spirituellen Angebot will die bayerische Landeskirche künftig mehr Menschen erreichen. In der Vergangenheit habe evangelische Kirche dem "Schatz erfahrungsbezogener Spiritualität" zu wenig Raum gegeben, erklärte Andrea Heußner, Leiterin des zuständigen Referats der Landeskirche, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Mit einem Impulspapier, das bei der Herbsttagung der Landessynode in Amberg vorgestellt wird, sollen die Weichen dafür gestellt werden, dass Spiritualität im Jahr 2030 "als Grundstrom verstanden wird, aus dem sich alles andere speist".

Trotz abnehmender Kirchenbindung und hoher Austrittszahlen sei die Sehnsucht nach spirituellen Erfahrungen bei vielen Menschen stark.

"Ich bin unruhig, immer unter Druck, habe meine Mitte verloren - dieses Gefühl ist oft der erste Zugang", erklärte Heußner, die das Konzept mit dem Titel "Evangelische Kirche - eine gute Adresse für Spiritualität" zusammen mit vier Expertinnen geschrieben hat. Anders als bei esoterischen Angeboten stehe bei der christlichen Spiritualität jedoch nicht der Mensch im Zentrum, sondern die "befreiende Botschaft Gottes, die jeden Menschen in seiner Besonderheit meint", betonte Mitautorin Nicole Grochowina, Ordensschwester der evangelischen Communität Christusbruderschaft Selbitz. Christinnen und Christen müssten sich nicht selbst "erlösen, erfinden, erschaffen", ergänzte Heußner: "Wir haben keinen Wenn-dann-Gott."

Unsichtbares sichtbar machen

Das Impulspapier stellt fest, dass spirituelle Angebote in der evangelischen Kirche - trotz erster Synodenbeschlüsse im Jahr 2004 - noch immer unterrepräsentiert und zu wenig sichtbar sind. Das liege daran, dass man zunächst Ausbildungswege einführen musste, erklärte Kirchenrätin Heußner. Mittlerweile hätten viele Ehren- und Hauptamtliche Qualifikationen als geistliche Begleiter oder Meditationsanleiterin erworben.

"Jetzt müssen wir sie fragen: Was braucht ihr, um euren Schatz weiterzugeben?" Manchmal scheitere das an der Einbindung in den Gemeindealltag oder schlicht am Geld für Meditationshocker.

Transformationsprozess

Erklärtes Ziel der Landeskirche ist, Spiritualität auch als Ressource für den aktuellen Transformationsprozess zu nutzen. "Möglicherweise haben wir da einen gewissen Analphabetismus in den Gremien", sagte Grochowina. Spiritualität sei jedoch eine Frage der Übung. "Das ist kein Vollkasko-Ding der Institution Kirche, sondern das beginnt mit der Entscheidung jedes Einzelnen, sich auf den Weg zu machen."

Die bayerischen Lutheraner seien im Jahr 2030 angesichts von Traditionsabbruch und Mitgliederschwund "eine kleine, fröhliche Minderheitenkirche", die "vom Zeugnis der Einzelnen" lebe und geistlich miteinander unterwegs sei, erklärte Grochowina. Außenstehende spürten, ob jemand dabei auf festem Grund stehe. "Die Zeit der Lippenbekenntnisse ist 2030 vorbei", prognostizierte die Ordensschwester.

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