Forschende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) haben die mittelalterliche Fabelsammlung "Der Edelstein" über ein Online-Portal digital zugänglich gemacht. Das Buch sei 1461 vom Bamberger Drucker Abrecht Pfister aufgelegt worden, heißt es in einer Mitteilung. Damit gelte es nicht nur als das erste mit Typen gedruckte deutschsprachige Buch, sondern auch als das erste, das mit Holzschnitten ausgestattet wurde.

Bereits 1350 als geschlossenes Buch konzipiert

Bereits 1350 habe der Berner Dominikaner Bonerius die Sammlung von Fabeln als geschlossenes Buch konzipiert. Es enthalte Tierfabeln des antiken griechischen Autors Äsop, die bis heute bekannt sind. Zuletzt editiert worden sei die Boner-Edition 1844, so die Mitteilung weiter. Daher habe sich die Projektgruppe um Gerd Dicke von der Forschungsstelle für Geistliche Literatur des Mittelalters dazu entschieden, die Erkenntnisse zum "Edelstein" gebündelt sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich der Form auf den neuesten Stand zu bringen.

Auf dem Online-Portal "Boners Edelstein - digital" zugänglich gemacht werden Digitalfaksimiles der noch verfügbaren Handschriften sowie neuzeitliche Abschriften und Teilabdrucke mittlerweile zerstörter oder verschollener Textzeugen. Das überlieferte Boner-Erbe umfasst den Angaben zufolge etwa 2.400 Einzeltexte auf rund 4.800 Seiten sowie knapp 1.350 Illustrationen.

Digitale Neuausgabe des "Edelsteins" geplant

Dabei biete das Portal nicht nur textlich eine Grundlage für weitere Untersuchungen. "Für kaum ein anderes mittelhochdeutsches Werk ist eine solche Fülle an Bildmaterial überliefert, das sich über das Portal kunsthistorisch komparatistisch erschließen lässt", sagte Professor Dicke.

Ziel des Forschungsteams sei es, nicht nur eine virtuelle Bibliothek zu Boners Werk zur Verfügung zu stellen, sondern auch eine digitale Neuausgabe des "Edelsteins" zu erstellen. Dazu bemühe sich das Projekt derzeit um eine Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Diese Edition soll - wie das gesamte Portal - ebenfalls frei zugänglich sein.