Mit den allermeisten Musikerkollegen, die gemeinsam mit dem in Brașov (Volksrepublik Rumänien) geborenen Sänger in der goldenen Zeit des deutschen Schlagers in den frühen 1970er-Jahren groß wurden, hat Peter Maffay nichts mehr gemeinsam. Den seichten Background hatte er bereits 1979 mit seinem achten Album "Steppenwolf" verlassen, Jahrzehnte noch sollte es aber dauern, bis Maffay endlich als Deutschrocker akzeptiert wurde. Heute spielt er in Zehntausender-Hallen, die er mühelos mit seinen regelmäßigen Touren füllt – so wie die Nürnberger Arena am Montag, die regelmäßig auf seinem Tourplan steht und wo er eine besondere Freundschaft zu einem Motorradclub pflegt, den er auch persönlich begrüßt.

Viele Lieder jüngeren Datums

Zudem schafft es Maffay, ein dreistündiges Programm nicht mit vorwiegend alten Hits, sondern mit aktuellen Lieder mühelos zu füllen. Gar nicht mal selbstverständlich, liegen die Hitparaden-Erfolge wie "Du" (1970) oder "Über sieben Brücken musst du gehen" (1980) doch schon Jahrzehnte zurück. Allerdings veröffentlicht Maffay nach wie vor regelmäßig Alben mit frischer Musik. Gleich zwei davon, das 2019 erschienene "Jetzt" und das auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr auf den Markt gebrachte "So weit", bilden die Grundlage für ein Gros des Konzertprogramms und werden fast genauso frenetisch abgefeiert wie besagte Hits, die natürlich auch gespielt werden. Ein Umstand, der Maffay in Nürnberg überrascht und freut, wie er offen bekundet.

Ab und zu ist sogar ein hartgesottener Musiker wie er mal sprachlos. Zum Beispiel, als nach der noch recht jungen Ballade "Größer als wir", mit der er seinen Glauben an eine höhere Macht, "egal, ob man diese Gott oder anders nennt" besingt und merkt, dass sein Publikum ganz andächtig wird. Sein 1996er-Hit "Freiheit, die ich meine" moderiert er mit Hinblick auf die vielen Kriege und Regime der Welt mit eindringlichen Worten an – der Text sei vor rund 30 Jahren als Ausdruck seiner persönlichen Freiheit entstanden, heute aber mache er einen ganz anderen Sinn, denke man an die vielen Menschen auf dem Erdball, die sich nicht individuell entfalten oder äußern können.

Ukraine-Krieg und Klima

Auch an den Krieg in der Ukraine erinnert Maffay und hofft, "dass sich die beiden Parteien bald mal an einen Tisch setzen, statt aufeinander zu schießen". Und mit dem bislang unveröffentlichten "Die Welt ist wunderbar" bekennt er sich zum verantwortungsvollen Umgang mit der Natur – keine Anbiederung an die Klimabewegung der Neuzeit, schon 1981 hatte er in "Eiszeit" das Ausnutzen von natürlichen Ressourcen angemahnt.

Ein bisschen retro ist dagegen die Bühne: Die steht in Form einer akustischen Gitarre mitten in der Halle, um sie herum sitzt das Publikum, das meistens aber eigentlich doch steht. Bereits zur Tour von "Maffay ´96" hatten die Musiker auf dieser eindrucksvollen Plattform gespielt. Damals schon mit an seiner Seite: Schlagzeuger Bertram Engel, der seit 1977 Taktgeber ist. Rund zehn Jahre später kamen dann Gitarrist Carl Carlton und Keyboarder Pascal Kravetz dazu, Anfang der 1990er dann Bassist Ken Taylor. Diese Kern-Band wird von einigen illustren Gästen ergänzt. Darunter Percussionistin, Geigerin und Sängerin Charly Knauer, die ebenso wie Background-Sängerin Linda Teodosiu einen eigenen Song singen dürfen. Und die Maffay-Band anno ´22 ist eine Familienangelegenheit: Ebenfalls mit im Chor singen Ken Taylors Sohn Leon sowie Maffays Sprössling Yaris, gerade mal 18 Jahre alt, der gerade in die Fußstapfen seines Vaters ins Rampenlicht tritt.

Mit einer beeindruckenden A-Cappella-Version von "Die Töne sind verklungen" aus dem 1992er-"Tabaluga und Lilli"-Album schließt der Abend – und gibt gleichzeitig den Vorboten auf das nächste Jahr, das laut Maffay wieder einmal ganz im Zeichen des kleinen Drachen Tabaluga stehen soll, der seit 1983 die Hauptfigur der Kinder-Musicals ist, die nunmehr seit vier Jahrzehnten die musikalische Welt dieses vielfältigen Künstlers bereichert.