Als Klaus-LEO Drechsel das fünf Meter hohe Holzkreuz auf dem Kammersteiner Friedhof und den Ausblick von der Anhöhe ins weite Land gesehen hat, wusste er sofort, was zu tun ist: In diesen Tagen entsteht eine Himmelsleiter, von der aus man eine bildhafte Verbindung zwischen Himmel und Erde wahrnehmen soll.

Die Edelstahlleiter mit gläsernen Sprossen ist natürlich an die biblische Jakobsleiter angelehnt - und brüchig, wie das Leben an sich. "In unseren teils oberflächlichen Zeiten ist die Passionszeit eine gute Gelegenheit, sich auch mal mit dem Schmerz und dem Unvollkommenen auseinanderzusetzen", meint Drechsel. Er ist noch mit weiteren Werken wie einem mundgeblasenen Engel im Sternenkleid oder der Installation "cum dolore" an der Schau beteiligt.

Themen wie Lebenssinn, Suche nach Transformation und nach Leitbildern 

Die Idee dazu hatte die Kammersteiner Künstlerin Uschi Heubeck, die zusammen mit Pfarrerin Sonja Merz schon seit langem auf der Suche nach einem geeigneten Format war, Kunstschaffende verschiedener Disziplinen zusammenzubringen. "Passio" nennt sich die fünfköpfige Gruppe nun. "Vorgestellt werden Themen wie Lebenssinn, Lebenswerte, Suche nach Leitbildern, Sehnsüchte, Suche nach Transformation, nach alten und neuen Wegen", sagt sie. Bereits vorhandene Kunst im öffentlichen Raum rund um die Kirche St. Georg werde bewusst in den Parcours mit aufgenommen. Einheimische könnten so einen ganz neuen Blick auf ihre vertraute Umgebung erlangen.

Einer von Heubecks Beiträgen wird ein Metallgestell mit Spiegel sein, der so aufgestellt werden soll, dass sich der Betrachter darin mit dem Friedhofskreuz und der Himmelsleiter sieht. "Selbstreflexion, innere Tiefe finden, auch Trost", wünscht sie sich in den 30 Tagen, die mit einer Vernissage am 14. Februar beginnen und am 31. März in einer Finissage enden sollen. Dazwischen: Künstlergespräche, immer mittwochs.

Tropfen werden zu lebendigem Wasser

Künstlerin Renate Mühlöder schafft irdene Köpfe und Kreaturen, die den Ursprung des Lebens bis zum Lebensende abbilden. Mit der Kettensäge bearbeitet Laura Bräuninger aus Altheim bei Neustadt/Aisch Holzstämme und -scheite, schafft daraus "nicht perfekte Gesichter, die in meinen Augen aber perfekt sind", wie sie erklärt. Zudem Schnitzereien, die dazu einladen sollen, "sich selbst zu schauen". Gerhild Wächter aus Weißenburg lässt dagegen Tücher von den Emporen der Georgskirche hängen, auf denen scherenschnittartige Engelswesen, Tropfen, die zu lebendigem Wasser werden, oder ein blühender Ostergruß zu sehen sind.

"Unser Anliegen ist es, die Betrachter zur Auseinandersetzung mit aktuellem Zeitgeschehen und zum kritischen Hinterfragen anzuregen", bekräftigt Pfarrerin Merz. Die Gemeindemitglieder waren aufgerufen, eigene Bibelverse und Gedanken zur Passion einzureichen, die dann eine Grundlage der begleitenden Texte zu den Werken der Künstlerinnen und Künstler schufen. Zusätzlich werden drei Passionsandachten stattfinden, für die prominente Gäste gewonnen wurden: Walter Schnell, Vizepräsident der bayerischen Landessynode, und die Schwabacher Dekanin Berthild Sachs.

Eine Dokumentation ausgestellter Werke und der Texte wird in einem Katalog zusätzlich erscheinen. Kirche, Gemeindehaus und Ausstellungsparcours sind täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

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