Sie sind eine der bekanntesten TV-Familien: "Die Simpsons" flimmern seit 30 Jahren nicht nur in den USA, sondern auch bei uns über den Bildschirm. Die US-Zeichentrickserie amüsiert Jung und Alt. Immer wieder beschäftigen sich auch Wissenschaftler mit dem TV-Dauerbrenner, von dem bislang rund 600 Episoden in 28 Staffeln ausgestrahlt wurden. Die religiösen Seiten der gelben Familie beschreibt der Band "Religion?! Ay Caramba!", der jetzt im Herder-Verlag (Freiburg) erschienen ist.

Denn auch Theologen wie Johannes Heger, Thomas Jürgasch und Ahmad Miad Karimi können sich dem Sog des gelben Universums nicht entziehen. In ihrem Buch beschäftigen sie sich auf fast 400 Seiten aus christlicher, islamischer und jüdischer Perspektive mit der Welt von Homer, Marge, Bart und Lisa. "Die Simpsons" ist eine von Matt Groening geschaffene, vielfach ausgezeichnete Zeichentrickserie des US-Fernsehsenders Fox.

Ned Flanders – ein gelber Hiob

Die Wissenschaftler wollen zu einer theologischen Beschäftigung mit der Serie einladen und zugleich auch ein neues Sehen auf Religion, Theologie und Kirche in der realen Welt ermöglichen. Immer wieder würden religiöse Probleme auf satirische Weise in der Serie behandelt, auch wenn Familie Simpson auf den ersten Blick wenig religiös zu sein scheine. Ein Beispiel ist das Thema Ökumene, das die Familie immer wieder beschäftigt, zum Beispiel als Sohn Bart vorübergehend eine katholische Privatschule besucht.

Während Mutter Marge evangelisch ist, gehört Familienvater Homer der katholischen Kirche an. Sie besuchen die Sonntagsgottesdienste des evangelischen Predigers Reverend Lovejoy in der "First Church of Springfield", der für die meisten Besucher zum Einschlafen langweilig ist. Nach dem Gottesdienst freut sich daher nicht nur Sohn Bart, dass jetzt der "längste Zeitabstand beginnt, bis wir wieder in die Kirche müssen".

Immer wieder werden auch ethische Fragen wie Nächstenliebe oder Diebstahl erörtert, etwa mit Blick auf das biblische Gebot "Du sollst nicht stehlen". Eine wichtige Rolle spielt dabei der fromme Nachbar Ned Flanders. Kontrovers diskutieren die Serienfiguren etwa auch, ob die Schule neben der biblischen Schöpfungsgeschichte auch Darwins Evolutionstheorie lehren darf.

Seelsorge in "Moe's Tavern"

Für die Theologen sind solche Themen ein Beleg dafür, dass sich der christliche Glaube, die Religion und die Theologie keineswegs von der Lebenswelt der Menschen entfernt haben, sondern – jedenfalls in den USA – weiterhin relevante Gesprächsthemen sind. Sie verstehen die Serie als Anregung, über den christlichen Glauben im Wandel der Zeit nachzudenken. Eine wichtige Rolle in der TV-Serie spielt "Moes Taverne". Die Kneipe sei hier ein Ort, an dem Menschen fänden, was sie in der Kirche vergeblich suchen. Seelsorge müsse also auch an solchen Orten stattfinden, sind die Autoren überzeugt.

Mit der Religion und den Simp­sons hat sich auch der Theologe Sebastian Moll (Bingen) in seinem 2015 erschienenen Buch "Das Evangelium nach Homer" befasst. Dass die Serie Glaubensfragen aufgreife und satirisch bearbeite, sei nichts Unchristliches und rege zum Nachdenken an, sagt der Theologe.

BUCHTIPPS

Johannes Heger u. a.: »Religion? Ay Caramba. Theologisches und Religiöses aus der Welt der Simpsons«. Herder Freiburg (2017). 19,99 Euro.
Johannes Heger u. a.: »Religion? Ay Caramba. Theologisches und Religiöses aus der Welt der Simpsons«. Herder Freiburg (2017). 19,99 Euro.
Sebastian Moll: Das Evangelium nach Homer. Die Simpsons und die Theologie. Brendow, Moers (2015). 12,95 Euro.
Sebastian Moll: Das Evangelium nach Homer. Die Simpsons und die Theologie. Brendow, Moers (2015). 12,95 Euro.