Hans-Jürgen Buchner ist 77 Jahre alt und ein bayerisches Paradoxon. Er und seine Band Haindling gehören seit nunmehr vier Jahrzehnten zum kulturellen Schatz des Weißwurstäquators, den die Band mit Texten in Mundart und dem Einsatz von eigentlich aus der Volksmusik bekannten Blasinstrumenten wie keine zweite repräsentiert. Übrigens schon lange bevor Begriffe wie "Heimatsound" geprägt und ein neues künstlerisches Bekenntnis zu Mix aus traditionellen Musikelementen mit Pop und Rock allgemein wieder salonfähig wurden. Bei all dieser bajuwarischen Verbundenheit gibt es allerdings keine zweite Band, die mit einem dermaßen breit aufgestellten, internationalen Instrumentarium aufwartet und daher eigentlich das Etikett "Weltmusik" verdient hat.

Maultrommeln und Alphörner

Buchner und Band schöpfen bei ihrem zweieinhalbstündigem Konzert im Serenadenhof aus dem Vollem: Da wird mit der vietnamesischen Maultrommeln und afrikanischen Klangstäben Rhythmus gemacht, in riesige Alphörner geblasen, dabei aber auch nach Herzenslaune gejazzt und beinahe geschunkelt. Letzteres mag der Kopf von Haindling nämlich gar nicht, wie er zugibt, wenngleich seine Musik teils auch in Bierzelten gespielt wird. "Seid´s freindlich" ist dabei nicht nur der zentrale Satz seiner "Bayern"-Hymne, die auch beim Oktoberfest erklingt. Es ist auch das Motto eines weltoffenen Musikers, der Mitmenschlichkeit und Verständigung schon immer zu seinen Zielen zählt. In der fränkischen Hochburg wird dann in den Text sogar "Franken, und das fränkische Bier" eingeflochten. Balsam auf die Seelen der geschundenen Annexions-Bayern.

Ohnehin ist der Abend ein fast familiärer: Buchner begrüßt seine Gäste persönlich. Darunter auch Hubert Weiger, langjähriger Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern, dem auch Buchner seit Jugendzeiten angehört. Ein Themenbereich, der nicht nur in den Texten des Musikers eine Rolle spielt, sondern auch bei den Überleitungen zwischen den Liedern. Über den dauernden Flächenfraß, vor allem in seiner niederbayerischen Heimat regt sich Buchner auf, vor allem, wenn dieser dem Bau von Einkaufs- und Verteilerzentren für Handelsunternehmen dient. "Ist des bei euch auch so, obwohl der Söder bei euch wohnt?", fragt der Haindling-Chef in Anspielung auf den bayerischen Ministerpräsidenten mit Nürnberger Wurzeln.

"Du Depp" und andere Hits

Seinen Themen bleibt Buchner ebenso treu wie ihm die Mitmusiker, allesamt Multi-Instrumentalisten: Schlagzeuger Peter Enderlein ist sogar Gründungsmitglied, Michael Braun seit 1983 dabei, Wolfgang Gleixner und Reinhold Hoffmann seit 1999 und Michael Ruff zumindest seit 2004. Man ist bestens eingespielt, auch mit den Technikern, die einige Kilometer auf der Bühne zurücklegen, um beispielsweise Riesenhörner zu bringen und wieder abzuholen oder mal die Tuba an den Mund zu führen. So werden die Hits wie "Du Depp" oder "Rotes Haar" ebenso zum Vergnügen wie instrumentale Einlagen. Und wenn am Schluss das beliebte "Lang scho nimmer gsehn" erklingt, dann wird halt doch noch ein bisschen im Publikum geschunkelt.

Hans-Jürgen Buchner
Hans-Jürgen Buchner ist mit seinen 77 Jahren noch voll fit.