"Bislang läuft es ja so, dass in einer Sitzung jeder seinen persönlichen Kalender herausholt, eine Lücke gesucht wird, und wenn man dann einen Termin festgelegt hat, stellt sich am nächsten Tag heraus, dass man doch etwas übersehen hat", erläuterte der Wissenschaftler, der selbst ehrenamtlicher evangelischer Kirchengemeinderat in Weil im Schönbuch bei Böblingen ist.

Kirchen profitieren von Digitalisierung

Durch das elektronische Zusammenlegen aller wichtigen Kalender, wozu auch Vereinstermine und die Fußball-Champions-League zählten, lasse sich dieses Problem lösen. Derzeit werde das in einer Stuttgarter Kirchengemeinde erprobt. Aber auch der Einsatz Ehrenamtlicher könne mit Computerhilfe besser funktionieren, glaubt Lasi. Außerdem hätten Gemeinden ganz neue Werbemöglichkeiten, zum Beispiel auf Bildschirmen im Kassenbereich von Supermärkten.

Lasi vertritt die Ansicht, dass sich Digitalisierung ohne große Investitionen wirkungsvoll in der Gesellschaft einsetzen lässt. Wenn etwa jeder Besitzer einer Tiefkühltruhe die Steuerung dieses Geräts seinem Stromanbieter überließe, könnten sofort mehrere Kraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. An einem sonnigen Tag würde mit Solarstrom stärker heruntergekühlt, an einem wolkigen weniger. "In anderen Ländern funktioniert das alles schon hervorragend, aber der Deutsche befürchtet, dabei überwacht zu werden", sagte Lasi, der das Ferdinand-Steinbeis-Institut in Stuttgart leitet. Das Institut unterstützt unter anderem mittelständische Firmen bei der Einführung digitaler Lösungen.

Kritische Seiten der Digitalisierung

Für die Kirchen hat die Digitalisierung nach Einschätzung des Experten allerdings auch kritische Seiten. Entwicklungen wie das Abgeben der Verantwortung für Entscheidungen an eine Künstliche Intelligenz würfen Fragen auf. So muss nach Lasis Ansicht trotz großer digitaler Fortschritte in der Medizin am Ende ein Mensch über eine Therapie entscheiden und nicht ein Algorithmus.