Liebe Frau Förderreuther, Sie sind jetzt seit fünf Jahren als "Frau Religionslehrerin" bei Instagram aktiv und haben inzwischen über 14.000 Follower – was war Ihre Absicht, als Sie mit Ihrer Page rund um den Reli-Unterricht gestartet sind?
Während der Coronapandemie war ich auf der Suche nach digitalen Möglichkeiten, um meine Relikinder trotz der Schulschließungen zu erreichen. Durch Zufall bin ich dann auf die Lehrkräfte-Community bei Instagram gestoßen: eine Fülle von tollen Ideen und Impulsen. Die erste Zeit habe ich diese Community vor allem als Inspirationsquelle genutzt.
Dann hatte ich die Idee, dass ich doch auch meine Reli-Ideen mit den anderen Lehrkräften bei Instagram teilen könnte. So sind der Account "frau_religionslehrerin" und meine ersten Beiträge entstanden.
Hätten Sie mit diesem Erfolg gerechnet?
Niemals! Ich dachte, wenn ein paar Kolleg*innen mitlesen und ein Austausch entstünde, wäre das toll. Dass es so eine große Community wird, die ja immer weiter wächst und größer wird, hätte ich mir nicht träumen lassen. Ich hätte niemals gedacht, dass der Religionsunterricht so eine breite Masse anspricht. Aber es zeigt auch: Der Religionsunterricht hat Bedeutung.
Was denken Sie, wieso Ihr Account so viele Menschen anspricht?
Ich glaube, es ist die Mischung: authentische Einblicke in meinen Alltag und in meine Arbeit, kreative Materialideen und viel persönlichen Kontakt und Austausch. Ich biete schon einen gewissen Service für die Kolleg*innen, in dem ich Ideen und Materialien zur Verfügung stelle, Empfehlungen und Tipps gebe und auch tagtäglich viele Privatnachrichten und Fragen beantworte.
In erster Linie richtige ich mich ja an Personen, die das Fach Religion (Schwerpunkt Grundschule) unterrichten, egal ob noch im Studium, mitten im Referendariat oder mit 20 Jahren Berufserfahrung. Aber auch Kolleg*innen aus der Gemeindearbeit gehören zu meinen Follwer*innen, da ja viele Bausteine aus dem Religionsunterricht auch für den Kindergottesdienst interessant sein können.
Was sind Ihre Top-3-Tipps für jemanden, der oder die einen neuen Social-Media-Account starten möchte?
- Sei authentisch und zeige Persönlichkeit – verstell dich nicht!
- Sei aktiv und poste regelmäßig, aber ohne Zwang.
- Vernetze dich aktiv – kommentiere, stelle Fragen, sei sichtbar.
Inwiefern hat der Account auch Ihr reales Leben beeinflusst?
Jetzt am Kirchentag in Hannover wurde ich auch wieder des Öfteren angesprochen: "Ich kenn dich von Instagram und ich nutze gerne deine Ideen und Materialien". Das freut mich natürlich immer total, auch wenn solche Situationen schon ein wenig surreal für mich sind.
Es haben sich so viele tolle Kontakte ergeben. Ich habe viele wunderbare Kolleg*innen kennenlernen dürfen. Es sind spannende Kooperationen und Projekte, wie zum Beispiel mit der Bibelgesellschaft, der Medienzentrale oder der Website kirche-entdecken entstanden. Ich habe mittlerweile meine eigene Arbeitshilfe geschrieben, die in Zusammenarbeit mit einem Verlag gedruckt und erschienen ist oder ich werde auch für verschiedene Workshops und Fortbildungen eingeladen. Das alles wäre ohne meinen Instagramaccount sicherlich nicht möglich gewesen.
Wie schaffen Sie es, seit fünf Jahren am Ball zu bleiben und regelmäßig zu posten – gehen einem da nicht irgendwann die Ideen aus?
Grundsätzlich bin ich schon immer ein kreativer Kopf, der sich gerne neue Konzeptionen und Ideen ausdenkt. Und ganz oft kommen die Ideen im Tun selbst – der Unterricht selbst und die Arbeit mit und für die Relikinder ist meine größte Inspirationsquelle. Und wenn es mal stiller wird, ist das auch okay. Ich setze mich nicht unter Druck, sondern poste, wenn es sich richtig anfühlt.
Was ist Ihr nächstes Ziel?
Ich bin offen für alles und bin sehr dankbar für das, was ich machen darf, aber ich habe jetzt keine bestimmten Ziele, die ich ehrgeizig verfolge und unbedingt erreichen möchte. Alles kann – nichts muss. Es ist ja tatsächlich nur mein "Hobby" neben meiner Arbeit im Schuldienst.
Grundsätzlich möchte ich meinem Account einfach Lust auf den Religionsunterricht machen und motivieren und zeigen, wie wertvoll und wichtig der Religionsunterricht sein kann.
Verliert der Religionsunterricht an Bedeutung?
Gerade in den letzten Jahren wurde ja auch immer nach der Relevanz und Berechtigung des Religionsunterrichts gefragt und auch Zweifel geäußert. Aber ja, unsere Kinder brauchen den Religionsunterricht. Sie brauchen Raum für ihre Fragen und Gedanken zum Leben und ihren Glauben. Sie brauchen die biblischen Geschichten als Antwortmöglichkeiten auf ihre persönlichen Fragen, aber auch auf die gesellschaftlichen Themen. Und vor allem brauchen sie die Vermittlung des Zuspruchs und des Vertrauens: "Du bist gut, so bist du bist und du bist von Gott geliebt."
Auch ist der Religionsunterricht wertvoll für uns als Kirche. Durch den Religionsunterricht haben wir tagtäglich Kontakt zu vielen tausend Kindern und Jugendlichen und zu ihren Familien. Das sollten wir als Kirche nutzen und gute Rahmenbedingungen schaffen, damit ein qualitativ guter und gewinnbringender Religionsunterricht möglich ist. Und gleichzeitig möchte ich auch berufspolitisch mein Berufsbild als Religionspädagogin zeigen und vorstellen.
Der Religionsunterricht ist ein großer Schatz!
Sie schreiben fast genauso lange schon einen Blog für uns, wer sollte hier unbedingt hineinlesen?
Alle, die gerne zu bestimmten Themen rund um den Religionsunterricht noch ein bisschen tiefer eintauchen möchten. Auf Instagram bleibt manchmal nicht genug Raum für Hintergründe oder Gedankenprozesse – im Blog auf sonntagsblatt.de kann ich das ausführlicher erzählen und erklären.
Was sind Ihre größten Learnings aus fünf Jahren Social Media?
Dass es sich lohnt, authentisch zu sein. Dass auch der digitale Kontakt und Austausch Nähe schafft. Und dass wir unglaublich viel voneinander lernen können – wenn wir bereit sind, ein Stück unserer Welt zu öffnen.
Kommentare
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Religionsunterricht ist…
Religionsunterricht ist wichtig,er bietet Kinder Raum für ihre Fragen zum Leben.
Schön wenn es so ist.Aber warum dann benoten?
Für die allermeisten ist Religion ein zusätzliches Lernfach,es wird etwas auswendig gelernt um eine gute Note zu bekommen .
Religion nach Konfession getrennt schon in der Grundschule ist auch nicht mehr zeitgemaess.
Ethik für alle und alle Religionen werden vermittelt,gemeinsam mit allen zusammen.
Gemeinsames herausfinden und Unterschiede benennen,ohne Bewertung.
Letzthin gefragt ,sagte ein Junge in Religion hat der Lehrer die Frage gestellt was wir für die Umwelt tun koennen.Das ist doch etwas was jeden betrifft ,egal welcher Konfession..